Schweiz
Bachelor

Bachelor 22: Auch Folge 2 mit Kenny Leemann bringt keine Überraschungen

Bachelor

Kenny Überraschige – warum sich der Bachelor ein Vorbild an Schweizer Bauern nehmen sollte

12.09.2022, 22:3413.09.2022, 20:08
Lara Knuchel
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Weil «Edelfeder» Simone Meier immer noch in den Ferien weilt, wird sie beim Bachelor-Happening erneut vertreten. Unser Toggi konnte sich ja bereits letzten Montag austoben, diese Woche stritten sich sämtliche Redaktionsmitglieder um die Aufgabe, die Sternstunden des Schweizer TVs zu besprechen. Ich habe mit sehr harten Bandagen gekämpft und mich durchgesetzt. Es ist mein erstes Mal, also habt Nachsicht. Herzlich willkommen!

In der ersten Folge hat Toggi ja bereits die Intelligenz und den Charakter von Kenny und seinen Ladies analysiert. Ich finde, das kann man ohne Widerrede so stehen lassen und widme mich stattdessen dem Analysieren der Originalität von 3+.

Der Bachelor, Staffel 11, Folge 2: Das Partyboot
Kenny auf dem Partyboot: «Ich hoff ihr sind ready zum ä chli shaky shaky mache!?» Bild: 3+

Und da muss jetzt einfach mal gesagt sein: Elf Staffeln «Der Bachelor» gibt es nun schon. Elf!!! Und noch immer kramt 3+ das Drehbuch der allerersten Staffel hervor. Obwohl die meisten Seiten vermutlich schon Eselsohren haben und übersät sind mit Flecken des Kaffees, der dringend benötigt wurde, als man nächtelang um Kreativität ringend die Köpfe zusammensteckte, um am Ende eine Sendung zu produzieren, in der es doch eigentlich viel spannender wäre, die Protagonisten auch einfach mal machen zu lassen und Menschen bei echter Konversation zuzuhören. Das würde sich auch insofern lohnen, als die Sendung Protagonistinnen und Protagonisten mit mehr Herz und weniger Plastik anziehen würde (meine These).

Ich selbst weiss zum Beispiel, dass 3+ das eigentlich besser kann. Ich schaue seit Jahren mit viel Freude «Bauer, ledig, sucht ...». Ich weiss, ich weiss, auch dort sind einige Szenen gescriptet und die meisten Bauern würden selbst nicht auf die Idee kommen, eine Melk-Challenge für ihre Hofdamen zu organisieren.

Moderator Marco Fritsche aus der Sendung Bauer, ledig, sucht ...
Tut dem Sender gut: Marco Fritsche, Moderator bei «Bauer, ledig, sucht ...».Bild: 3+

Trotzdem: Diese Bauern (und einige Bäuerinnen) sind authentisch. Und herzig. Und liebevoll. Und: Man kann ihnen mit Herzchen in den Augen beim Verlieben zuschauen – wirklich! «BLS» hat nämlich schon mindestens 10 Hochzeiten und noch mehr Kinder hervorgebracht. Das kann der Bachelor nicht annähernd von sich behaupten. Soweit ich weiss, ist kein einziges Paar noch in love (korrigiert mich, wenn ich falsch liege).

Der Bachelor, Folge 2: Kenny Leemann
«Er sieht verdammt gut aus, ist schlau und sucht eine Frau»: So originell wird Kenny Leemann angepriesen. Hallo! Bild: 3+

Aber egal. Wir schauen jetzt grosszügig über die eigentliche Substanzlosigkeit der Sendung hinweg und widmen uns der zweiten Bachelor-Folge mit Kenny Leemann. Es geht los mit dem Partyboot. Natürlich (siehe Seite 4 im Skript, Absatz 3: «Das Partyboot»).

Auf besagtem Boot übertrifft sich der Sender dann selbst. Es gibt nämlich ein «Problem». Die «Crew» ist «ausgefallen». Kenny macht das Partyboot deshalb kurzerhand zur Zweiklassengesellschaft und ernennt einige Ladies zu Crewmitgliedern, die unter anderem Drinks mixen und den Boden schrubben (!!!) dürfen. Im passenden Outfit, versteht sich.

Der Bachelor: Folge 2
«Es ist schon sauber, danke.» (Sabrina, die aus Wien). «Ich glaub nicht, wenn du hier bist.»: Kontern kann Ivana (am Boden).Bild: 3+

Die Produzenten haben hier dem Skript eine neue Seite hinzugefügt, weil der Kampf um die Zimmer mit dem dazugehörigen Koffer-in-den-Pool-Schmeissen dem Publikum wohl verdächtig iterativ vorkam, weshalb ein neuer Schauplatz für den «Zickenkrieg» hermusste.

Der Bachelor, Folge 2: Crewmitgliederinnen
Neben Bodenschrubben dürfen die Crew-Ladies auch Drinks zubereiten. Yay!Bild: 3+

Kenny machts wieder gut, indem die Crew-Ladies mit ihm den restlichen Tag auf dem Partyboot verbringen dürfen. Dabei reiben «Kenwittchen und die sieben Twerkerinnen» (O-Ton des 3+-Sprechers, der einzige Originelle in dieser Sendung) alles aneinander, was ihnen zum Reiben so zur Verfügung steht.

Aber, to be fair, einmal geschieht auch Interessantes. Wir erfahren nämlich, was passiert, wenn man sich durch Ausziehen nicht mehr weiter profilieren kann: Man zeigt Haut! Und zwar diese am Gesicht!!! Ivana, deren Haut normalerweise nicht allzu viel Sauerstoff kriegen dürfte, schminkt sich ab und zeigt sich dem Bachelor «nackt». «Isch doch schön», sagt er und schenkt ihr den Gewinn der Challenge, einen Kuss.

Ivana schminkt sich ab
Ivana entblösst sich und dem Bachelor gefällts. Bild: 3+

Zurück an Land kriegt Lea, die gemäss Toggi länger im Rennen bleiben dürfte, das erste Einzeldate. Kenny schwitzt, Lea erzählt von ihrem Job bei Ochsner Sport. Später legen sich die beiden hin und sie fragt: «Bisch bequem? Willsch keis Chüssi?» Seine Antwort: «Es Chüssi nöd, aber villicht es Küssli?» Nicht nur die Zuschauer, auch Lea ist sichtlich erstaunt, dass das Skript bereits in der zweiten Folge einen längeren Kuss vorsieht und fragt: «Jetzt scho?! Okay.»

Der Bachelor: Folge 2. Kenny küsst Lea
«Cha mer gern öfters dervo koschte»: Lea, 27. Wir hoffen, sie meint den Kuss und nicht den Schweiss in Kennys Gesicht.Bild: 3+

3+ setzt in dieser Folge gewohnt alles daran, dass der Eindruck eines Zickenkrieges entsteht. So müssen die Ladies am nächsten Tag zum «Kickboxen». Finanzberaterin Mari aus Zürich ist schon mal gespannt, «wem ich cha e Fuscht verteile». Sie wird enttäuscht werden, denn das Kickboxen verkommt zum real gewordenen feuchten Traum eines jeden (Klischee-)Mannes – vielleicht gehört Kenny auch dazu –: Es gibt eine Kissenschlacht. Originell. Das Schlimmste, was dabei passiert: Mari verschluckt sich an den Federn.

Der Bachelor, Folge 2. Kissenschlacht mit Sabrina gegen Sabrina
Sabrina K. gegen Sabrina W. «Aus Angst vor verletzten Protagonistinnen» hat man beim Sender die Boxhandschuhe durch Kissen ersetzt. Dafür ist jetzt die Erstickungsgefahr höher. Bild: 3+

Letzte Woche haben es die Adleraugen unter euch bereits bemerkt: Es sind nur 14 Ladies! Wie ebenfalls von einigen antizipiert, liess das natürlich Platz für zickige Neuankömmlinge. Und tatsächlich, diesmal sind es deren sogar drei. Und natürlich sind sie in der thailändischen Villa nicht willkommen.

Ehrlich gesagt: Neben den ganz kleinen Abweichungen des bekannten Skripts verläuft der Rest der Sendung wieder genau nach Schema F. Die Ladies sprechen über das Date von Lea (die mit dem Chüssi und dem Küssli) und sind eifersüchtig. Es gibt noch ein Date, bei dem Regisha (eine der Neuen) gecrasht wird von Jennifer. Jenny und Kenny führen tiefe Gespräche, die anderen sind eifersüchtig.

Der Bachelor, Folge 2: Kenny, Regisha und Jennifer
Regisha: «Wo ide Schwiiz wohnsch du?» Kenny: «In Züri.» Regisha: «OMG, ich au! Im Seefeld. Wo in Züri wohnsch?» «Au im Seefeld.» Regisha, fällt fast vom Stuhl: «Ehrlich?! Oha! Scho brutal. Shit. Was für en Zuefall.» Bild: 3+

Übrigens: Ich glaube ja, Toggi hatte da schon letzte Woche den richtigen Riecher. Jennifer wird das Rennen machen. Die Frau aus Luzern ist die natürlichste und – mutmasslich – intelligenteste Kandidatin dieser Staffel. Wenn man beim Date zwischen Kenny und Jenny ganz, ganz gut zuhörte und sich krass konzentrierte, konnte man sogar eine gewisse Chemie erahnen.

Nicht nur das Skript, auch die Nacht der Rosen hält derweil keine Überraschungen mehr bereit. Die flippige Nila, eigentlich noch sympa, und Finanzberaterin Mari, die sich glücklicherweise sämtlicher Federn in ihrem Hals entledigen konnte, haben beim Bachelor das Zeitliche gesegnet und sind raus.

Der Bachelor, Staffel 11, Folge 2: Die Nacht der Rosen
«Au die zweiti Nacht der Rose isch wüki mega heiss zum aluege.» – Kenny, der Poet.Bild: 3+

So, und raus bin auch ich. Aber nicht ohne einen wichtigen Appell: 3+, habt doch bitte den Mut, bei Reality-TV etwas mehr «Reality» zu zeigen. Startet eine Revolution, lasst das Skript im Keller und den Bachelor und die Ladies selbst sprechen. Vielleicht wäre dann die Pärchen-Quote auch mal über null.

Und an Kenny und die Ladies: Nehmt euch ein Vorbild an den Schweizer Bäuerinnen und Bauern: weniger Schminke, Outfit und Muskeln, mehr Herz. Aber was sage ich erbärmliche Romantikerin da ... meine Hoffnungen wird wohl dasselbe Schicksal ereilen wie die Sonne jetzt im Herbst: ziemlich schnell untergehen.

PS: Die neuste Staffel «Bauer, ledig, sucht ...» hat vor wenigen Wochen angefangen, sie läuft jeweils am Donnerstag um 20.15 Uhr. Nur so.

Für alle, die den Bachelor letzte Woche verpasst haben

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Film und Serienvorschau für den September 2022
1 / 20
Film und Serienvorschau für den September 2022
«The Rings of Power», 1. Staffel
Im Zweiten Zeitalter in «Der Herr der Ringe» herrscht hauptsächlich Frieden. Doch nicht alle Gefahren sind gebannt und Sauron sammelt seine Kräfte, um die Welt erneut in Dunkelheit zu stürzen.
Start: 2. September auf Amazon Prime Video
quelle: amazon prime video
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Meine letzte Erektion hatte ich im Gym» – das ist der neue «Bachelor»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Walter Sahli
12.09.2022 22:48registriert März 2014
Der Typ heisst Kenny? Und warum stirbt denn der nicht in jeder Folge, hä?! Bin etwas enttäuscht!
961
Melden
Zum Kommentar
18
«20-Franken-Drinks in Rooftop-Bar»: Junge Grüne ergreifen Referendum gegen UBS-Hochhaus

Die Jungen Grünen wollen verhindern, dass die UBS in Zürich-Altstetten ein 110 Meter hohes Hochhaus baut. Sie ergreifen gegen den vom Gemeinderat bewilligten Gestaltungsplan «Areal VZA1» das Referendum. Dafür benötigen sie 2000 Unterschriften.

Zur Story