Schweiz
Wirtschaft

Trumps Zölle: Diesen Schweizer Käse trifft es am härtesten

Diese Schweizer Käsesorte trifft Trumps Zollhammer am härtesten

Die USA sind für die Schweizer Käsebranche das wichtigste Exportziel ausserhalb der EU. Eine hiesige Käsesorte ist in Amerika besonders beliebt. Die drohenden Zölle kommen zur Unzeit.
30.04.2025, 08:57
Maurizio Minetti / ch media
Mehr «Schweiz»

Schweizer Käse ist ein Exportschlager. Etwa 40 Prozent der hiesigen Käseproduktion gelangt in über siebzig Länder. Hauptabnehmer sind Deutschland und Italien – danach folgen bereits die USA. Letztes Jahr wurden laut der Vermarktungsorganisation Switzerland Cheese Marketing 8774 Tonnen Schweizer Käse im Wert von 114 Millionen Franken in die USA exportiert. Dies entspricht einem Anteil von 11,1 Prozent mengenmässig und 15,3 Prozent wertmässig am Gesamtexport von Schweizer Käse.

Käseexport AZ
Hauptabnehmer des Schweizer Käses sind Deutschland und Italien – danach folgen bereits die USA.Bild: TSM/CHMedia

Das ist ein Grund, weshalb die Schweizer Käsebranche seit Donald Trumps Zollankündigungen Anfang April nervös ist. Ursprünglich hätten Schweizer Importprodukte in die USA mit 31 Prozent Zoll belastet werden sollen. Aktuell gelten 10 Prozent. An der Delegiertenversammlung der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) Mitte April betonte Geschäftsführer Pirmin Furrer, der Käseexport sei für die Schweizer Milchproduktion «systemrelevant».

Die Zollproblematik kommt für die Branche zur Unzeit. Die Schweizer Käseexporte hatten sich 2024 nach zwei schwachen Exportjahren nämlich wieder weitgehend erholt. Es wurden 79'268 Tonnen Schweizer Käse im Wert von 748,5 Millionen Franken exportiert. Der Absatz stieg innert Jahresfrist um 7,9 Prozent.

Es war das zweitbeste Exportjahr seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte Switzerland Cheese Marketing Ende Januar mit. Im US-Markt stieg die Exportmenge letztes Jahr um 1,4 Prozent. Das Exportpotenzial für Schweizer Käse in die USA galt bis vor wenigen Wochen als riesig. Das hat auch damit zu tun, dass der durchschnittliche Preis, den Amerikaner für Schweizer Käse zahlen, viel höher ist als jener, den zum Beispiel Deutsche zahlen.

Sorge um Rückgang im US-Markt

Einige Sortenorganisationen haben in den letzten Jahren ihre Aktivitäten in den USA deshalb ausgebaut. «Es wäre natürlich sehr schade, falls die Menge in den USA kleiner würde, da wir in den letzten Jahren in diesen Markt investiert haben und die Menge steigern konnten», sagt etwa Martin Siegenthaler, Geschäftsführer der Vereinigung der Fabrikanten von Tête de Moine.

Und bei Appenzeller heisst es: «Wir sind in den USA noch im Marktaufbau und haben noch relativ wenig zu verlieren. Wir bleiben aber beim Entscheid, den US-Markt auszubauen, da es unumgänglich ist, konjunkturelle und regionale Risiken langfristig besser zu verteilen», sagt Marketingchef Reto Steiger von der Sortenorganisation Appenzeller Käse. Mit einem Exportvolumen in die USA von lediglich rund 100 Tonnen ist Appenzeller der US-Zollpolitik allerdings bedeutend weniger ausgesetzt als andere.

Gruyère macht die Hälfte der Schweizer US-Exporte aus

Sehr stark exponiert in den USA ist Gruyère AOP. Ziemlich genau die Hälfte des Absatzes von Schweizer Käse in den USA geht auf das Konto dieser Käsesorte. 4341 Tonnen sind es genau. Das entspricht einem Drittel aller Gruyère-Exporte. An zweiter Stelle folgt die Billiglinie des Emmentalers namens «Switzerland Swiss», von dem 2724 Tonnen in die USA gelangten. Vom echten Emmentaler AOP gingen letztes Jahr 400 Tonnen in die USA – Platz drei bei den Schweizer USA-Exportschlagern.

Schaukäserei La Maison du Gruyère
Gruyère-Käselaibe in der Schaukäserei La Maison du Gruyère.Bild: La Maison du Gruyère

Warum ist Gruyère in den USA so beliebt? «Weil er der beste Käse ist!», sagt Philippe Bardet. Er ist Direktor der Sortenorganisation Gruyère und damit zuständig für die Vermarktung. Die Beliebtheit habe wohl damit zu tun, dass sich der Gruyère geschmacklich klar vom einheimischen Käse unterscheide. Gruyère ist allerdings noch nicht sehr lange die Nummer eins in den Staaten, noch um die Jahrtausendwende war der Emmentaler AOP beliebter. Damals gingen pro Jahr nur rund 2000 Tonnen Gruyère AOP in die USA – rund halb so viel wie heute. «Wir haben in den letzten Jahren viel investiert», erklärt Bardet.

Auf die Zölle angesprochen, sagt Bardet, die Situation sorge in erster Linie für eine grosse Unsicherheit im Handel. «Zwischenhändler bestellen weniger oder warten ab, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht.» Dennoch gibt sich der Direktor zuversichtlich.

Der Gruyère positioniere sich im Premiumsegment, die US-Kundschaft sei in Bezug auf diesen Käse weniger preissensitiv. «Preiserhöhungen für US-Endkonsumenten könnten wohl notfalls durchgesetzt werden», glaubt Bardet. Dies sei aber Sache der Schweizer Hersteller wie zum Beispiel Emmi. Die Sortenorganisation selbst hat darüber keine Macht, sie entscheidet jedoch, wie viel die Milchlieferanten, Käser und andere Zulieferer erhalten. Diesbezüglich stellt Bardet klar: «Wir werden die Preise, die wir den Lieferanten bezahlen, nicht reduzieren.»

Währungsverluste sind bereits real

Der Luzerner Milchverarbeiter Emmi bestätigt auf Anfrage, dass «die neue Zollsituation im Wesentlichen aus der Schweiz exportierte Käsespezialitäten wie Gruyère AOP» betreffe. Der Ursprung dieser Produkte sei durch das AOP-Qualitätssiegel geschützt. Sprecherin Simone Burgener betont derweil, dass Emmi generell ein dezentrales Geschäftsmodell pflege. Das heisst, Emmi produziert primär «lokal für lokal».

Seit 2008 ist Emmi in den USA tätig. «Wie der Heimmarkt Schweiz gehören die USA zu unseren vier strategischen Märkten. 85 Prozent unseres US-Umsatzes wird lokal produziert. Aktuell beschäftigen wir über 1200 Mitarbeitende an unseren Standorten in den Bundesstaaten Wisconsin, New York, New Jersey und Kalifornien. Über die letzten zehn Jahre haben wir substanziell in den Standort USA investiert und Arbeitsplätze geschaffen», so die Emmi-Sprecherin. Und sie stellt auch klar: «Die aktuelle Erhöhung der Zölle werden wir wie andere Unternehmen auch an unsere Kunden in den USA weitergeben müssen.»

Schwacher Dollar belastet den Export und Milchpreis

Ein grosses Problem beim Export ist der Dollarkurs. So sagt Philippe Bardet von der Sortenorganisation Gruyère: «Ich erinnere mich noch, als der US-Dollar in den Achtzigerjahren bei 2.30 Franken lag, heute steht er bei 80 Rappen – das ist natürlich katastrophal für den Export.» Der schwache Dollar hat zudem einen direkten Einfluss auf den Schweizer B-Milchpreis, da dieser an den Dollar gekoppelt ist.

Diese Milch wird für Milchprodukte mit eingeschränkter Wertschöpfung verwendet, etwa für Pulver. Ein tieferer Dollarkurs führt folglich zu einem sinkenden Preis. Die Schweizer Milchproduktion ist somit schon heute direkt von der US-Zoll- und Handelspolitik betroffen. Egal, was nach Ablauf der 90-tägigen Schonfrist passiert.

Andere Akteure betonen zudem, dass mit höheren Importzöllen generell die Preise ausländischer Produkte in den USA ansteigen werden. Das erhöht den Inflationsdruck und schmälert die Kaufkraft der amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten. «Für den Schweizer Käseexport entsteht dadurch ein doppelt nachteiliger Effekt: höhere Preise auf der einen Seite und eine potenziell sinkende Nachfrage auf der anderen», heisst es bei Switzerland Cheese Marketing. Und die Emmi-Sprecherin sagt: «Die Zollsituation kann das angeschlagene Konsumklima und die Nachfrage in den USA zusätzlich belasten.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Käse der schmilzt und Fäden zieht. Mhmmm!
1 / 18
Käse der schmilzt und Fäden zieht. Mhmmm!
quelle: shutterstock / shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
In England jagen Hunderte dem Käse hinterher
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
70 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
K.A.T.E.R
30.04.2025 09:16registriert Februar 2025
Das mit der Billiglinie des Emmentalers namens «Switzerland Swiss» ist ein echtes Problem.

Denn wer soll eine solche Abscheulichkeit essen wenn nicht die Amerikaner? Die Australier vielleicht? oder könnte man ihn vielleicht als kulinarische Kriegswaffe in die Ukraine exportieren?

Ah! ich habs! In Dosen und Tuben pressen und diesen dann den Preppern als Notvorrat verkaufen! dann kann er in irgendwelchen DIY Bunkern vor sich hin gammeln.

Den Gruyere einfach einlagern, dann wird er immer besser und dann wollen ihn alle haben (ausser natürlich die "Switzerland Swiss" Barbaren.)
829
Melden
Zum Kommentar
avatar
lumpensammlerin
30.04.2025 09:12registriert Mai 2019
Erst wenn die höheren Zollkosten voll auf den Endkonsument in den USA abgewälzt werden, geht der Plan von Trump NICHT auf.

Die Preise der Produkte steigen, die Inflation nimmt zu, die Bevölkerung wird hässig und wehrt sich (hoffentlich).

Werden die Zollkosten durch die Firmen getragen, gewinnt Donald. Die USA nimmt mehr Geld ein, der Bevölkerung ist's egal und die ausländischen Firmen schmälern den eigenen Gewinn / Umsatz. Alles in die Taschen der USA...
595
Melden
Zum Kommentar
avatar
unestablished
30.04.2025 09:52registriert Juni 2022
Hauptabnehmer sind EU Länder wie GER & ITA …. aber wir weibeln in den USA und machen Zugeständnisse, die wir aufgrund rechtspolitischer Ängste niemals für den wichtigsten Handelspartner, der EU tun würden.
Genau bis zu jenem Tag, wenn rechtspopulistische Führer in der EU dafür sorgen, dass wir nicht weiter nur profitieren von anderen, dann kriechen sie wieder tief in den Staub um CHF zu machen ….
436
Melden
Zum Kommentar
70
    Basejumper stürzt in Engelberg OW ab und stirbt

    Ein Basejumper ist am Sonntagmittag in Engelberg OW tödlich verunfallt. Der 34 Jahre alte Schweizer startete seinen Sprung in der Fürrenhochflue im Gebiet Fürenalp. Nach dem Absprung konnte er seinen Fallschirm nicht rechtzeitig öffnen und stürzte ab.

    Zur Story