Angesichts der vielen Baustellen gehören sie schon fast zum Basler Stadtbild: Die meist gelb gewandeten Männer und Frauen, die während der Arbeiten den Verkehr regeln – oftmals rund um die Uhr. Doch während die Mitarbeiter der Verkehrsdienste versuchen, möglichst wenig Gedränge aufkommen zu lassen, herrscht hinter den Kulissen ein gnadenloser Verdrängungskampf.
Die Aufträge vom Staat und von staatsnahen Organisationen wie den BVB oder IWB sind finanziell sehr interessante Geschäfte, vom Volumen her meist im sechs- bis siebenstelligen Bereich mit sicherer Auftragslage über Monate hinweg.
Doch mittlerweile unterbieten sich die Bewerber gegenseitig derart, dass die Rechnung für kaum einen noch aufgeht. Wie Recherchen der bz basel zeigen, werden mittlerweile viele Aufträge zu einem Dumpingpreis vergeben, der für die Sicherheitsfirmen unter dem Strich ein Minus bedeutet. Sprich: Sie werden nur aus Prestigegründen angenommen und um Mitbewerber zu schwächen.
Offen darüber reden wollen in der Branche nur wenige. Doch die Fakten reichen aus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. 22.70 Franken beträgt der Mindestlohn für Sicherheitsangestellte laut dem Gesamtarbeitsvertrag.
Addiert man Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeiten, Sozialabgaben, Kosten für Ausbildung, Ausrüstung und Backoffice dazu, kommt man auf einen Betrag von etwa 40 Franken pro Mannstunde, damit sich ein Auftrag für die Firma rechnet.
Dem entgegen steht die Preisentwicklung bei den Aufträgen. Eine Auswertung der bz zu den grössten Baustellen des Bau- und Verkehrsdepartement und der BVB in den vergangenen Jahren zeigt, wie sich die Preisspirale kontinuierlich nach unten dreht.
Rechnet man die 450'500 Franken, welche die Firma Kroo Securty für den Einsatz während den Bauarbeiten am Centralbahnplatz vom Kanton erhielt, durch die 13'500 Mannstunden, kommt man auf einen Betrag von rund 33 Franken pro Mannstunde.
«Es gibt Aufträge, da kalkuliert man nicht mit einem Gewinn», sagt Geschäftsführer Ofir Kroo dazu. Der Centralbahnplatz sei «ein Prestigeauftrag» gewesen. Seine Firma gehört zu den Gewinnern des Preiskampfes. «Wir sind sehr schlank aufgestellt. Andere Firmen haben einen grösseren Büroapparat», sagt Kroo.
Das grösste Schnäppchen bisher war die Äussere Baselstrasse. Auch Kroo hat solche Erfahrungen gemacht: «Wir haben einmal einen Auftrag von rund 300'000 Franken erhalten, weil wir 120 Franken billiger waren als der Konkurrent.»» Das ist nicht einmal ein halbes Promille.
Der Grund: Für Verkehrsdienste gelten sehr niedrige Anforderungen. Entsprechend wird bei Ausschreibungen in der Regel nur auf den Preis geschaut. Wer am billigsten offeriert, erhält den Zuschlag. Zwar werden teilweise Referenzen oder Ausbildung zur Bedingung gemacht, aber dann nicht gewichtet.
Einige Sicherheitsfirmen verzichten mittlerweile darauf, bei Verkehrsdienstaufträgen mit zu bieten und bauen entsprechend Personal ab. Andere stehen teilweise kurz vor dem Ruin. «In Basel interessiert es niemanden, ob die Leute auf der Strasse richtig ausgebildet und ausgerüstet sind», sagt ein Geschäftsführer anonym.
Mittlerweile wird der Ruf laut, dass bei der Vergabe auch Kriterien wie Referenzen oder Ausbildung der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Dieses Anliegen unterstützt auch Kroo. «Der Preis sollte zwischen 50 und 70 Prozent ausmachen und nicht allein entscheiden», sagt er. (bzbasel.ch)
Noch schlimmer als im Verkehrsdienst ist es nur noch in der Baustellensicherheit. Da kontrollieren Leute die einhaltung des Mindestlohn die dies selbst nicht bekommen. Teilweise bezahlen die Firmen nicht einmal die Sozialleistungen BVG und AHV, dies alles mit dem wissen der Bauleitung.