Die Gegnerinnen und Gegner des Covid-Gesetzes haben diese Woche breit und auf verschiedenen Kanälen ihre Kampagne für ein «Nein» gestartet. Das «Ja»-Lager war aber bislang ruhig, fast schon überraschend ruhig, was mehrere Medien thematisierten. Dies ändert sich nun mit dem Kampagnenstart der SP: Sie hat am Donnerstagabend informiert, wie sie die Bevölkerung vom Covid-19-Gesetz überzeugen will.
Sie ist damit die erste grosse Partei, die den Schritt wagt. Anfang Woche kündigte SP-Fraktionschef Roger Nordmann an, dass man sich mit anderen Parteipräsidien zusammentun werde. Jetzt gehen die Sozialdemokraten aber einen ersten, eigenen Weg: Geplant ist eine schweizweite Plakatkampagne, auf der in grossen Buchstaben ein «Ja» – und zwar «aus Vernunft» – empfohlen wird. Der Text besteht dabei aus lauter Vornamen. Es sind die Namen von Personen, welche die Kampagne mit einer Spende unterstützen.
Die Gestaltung des Plakats erscheint ungewöhnlich und widerspricht scheinbar den Regeln der Werbekunst: Grelle Farben, Symbolbilder von glücklichen Menschen oder Ähnliches fehlen gänzlich. Als Argument wird lediglich die «Vernunft» erwähnt. Trotzdem scheint die Idee zu ziehen: Wenige Stunden nach dem Start der Spendenaktion fand die SP über 5000 Menschen, die ihren Namen und paar Franken für die «Ja»-Kampagne geben wollen. Innerhalb von weniger als 24 Stunden kamen rund 100'000 Franken zusammen.
Vernünftig: Keine 24 Stunden nach der Lancierung unserer Kampagne #CovidGesetzJA können wir für 100'000 Spendenfranken E-Boards buchen. Danke an die 7189 Menschen, die mit ihrem Namen für ein Ja aus Vernunft stehen! Noch nicht eingetragen? Hier entlang 👉 https://t.co/jgLuxYnjx8 pic.twitter.com/3HNKUU9cEv
— SP Schweiz (@spschweiz) October 15, 2021
Das überrascht den Berner Kampagnen-Spezialisten Mark Balsiger nicht. «Ich gehe davon aus, dass die SP damit in erster Linie die eigenen Mitglieder und Sympathisanten mobilisieren will. Das ist einfacher und wichtiger, als einen überzeugten Gegner umzustimmen. Von dem her ist es handwerklich solide, wie die SP hier in den Abstimmungskampf zieht.» Er anerkennt zwar die Mängel eines schwarz-weiss-gehaltenen Plakats. «Auf einem E-Board fällt es ohne grelle Farben weniger auf. Dafür ist der Claim, die Botschaft, gelungen gewählt.»
Balsiger spricht damit den Slogan «aus Vernunft» an. Dieser wurde in früheren Jahren oft von der FDP gewählt und wird heuer erstmals von den Linken genutzt. «Vernunft war schon immer ein zentrales Wort in Schweizer Abstimmungskämpfen. Es knüpft an den Pragmatismus vieler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an, weil es Emotionen rausnimmt und die Frage stellt: ‹Mit welcher Entscheidung erreichen wir das Beste für die Schweiz?›» Mit dem Plakat gebe die SP daher vor, was die Antwort ist.
SP-Fraktionschef Roger Nordmann widerspricht dieser Darstellung nicht. «Wir wollen uns beim lauten Zirkus des Nein-Lagers nicht beteiligen. Die unzähligen Falschbehauptungen im Zusammenhang mit der Impfung zeigten auf, dass ein Teil der Gegnerschaft brandgefährlich handelt und die Vernunft beleidigt, während die Mehrheit der Bevölkerung sich monatelang angestrengt hat, gemeinsam aus der Pandemie herauszukommen.»
Seine Partei sei deshalb nicht daran interessiert, mit diesen «Empörungsbewirtschaftern» zu diskutieren. «Sie versuchten, mit ihrer Hetze und Lügen die Demokratie zu sabotieren. Mit solchen Menschen, die einfachste wissenschaftliche Fakten bestreiten, kann man nicht diskutieren», sagt Nordmann bissig.
Ersten Umfragen zufolge kann das «Ja»-Lager auf eine Mehrheit bei der Abstimmung am 28. November 2021 hoffen. Laut Daten der «Tamedia»-Zeitungen gibt es derzeit lediglich ein deutliches «Nein» von Sympathisantinnen und Mitgliedern der SVP.
Habe gerade 40 Stutz gespendet.
Lasst uns die Skeptiker kräftig bodigen!