Sagenhafte 57 Minuten benötigte der Böögg gestern, bis sein Kopf mit einem lauten «Chlapf» weggesprengt wurde. Länger benötigte er seit der lückenlosen Datenerfassung 1965 noch nie:
Glaubt man der Böögg-Prognose, wird 2023 ein katastrophaler Sommer. Aber wir können vielleicht etwas Entwarnung geben. Schon 2022 lag der Zürcher Prophet so falsch, wie er kaum hätte liegen können.
Trotz 38 Minuten Brennzeit blickt die Schweiz 2022 auf den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864 zurück. Zur Hitze gesellte sich über längere Zeit ein massiver Regenmangel. Der wenige Regen liess Platz für viel Sonnenschein, was gebietsweise zum sonnigsten Sommer seit Messbeginn führte.
Der Böögg brannte 2022 als am viertlängsten, der Sommer war aber der zweitwärmste seit Datenerfassung. Aber wie verlässlich ist Böögg-Prognose sonst? Wir haben die Daten seit 1965 ausgewertet.
Damit die «Schönheit» des Sommers überprüft werden kann, bietet sich die mittlere Sommertemperatur im Mittelland an. In Zusammenhang mit der Brennzeit des Bööggs:
Es zeigt sich: Einen statistischen Zusammenhang zwischen der Böögg-Brenndauer und einem guten Sommer existiert nicht. Aber zwischendurch landet der Stadtzürcher Wetterprophet durchaus einen Volltreffer:
Länger als dieses Jahr brannte der Böögg mit Abstand nie. Am nächsten kamen den 57 Minuten die «Lebensdauern» des Bööggs 1968, 1971, 1974 und 2022. Allerdings wurde unter anderem in den Jahren 1968 und 1971 nur in Minuten gemessen. Und die Vorhersagen waren allesamt kreuzfalsch: Es gab jedes Mal unterdurchschnittliche Sommer.
Die zweit-, dritt-, viert- und fünftheissesten Sommer sagte der Böögg mit einer Brennzeit von 17:44 bis 38:00 Minuten nicht gut voraus. Einzig 2017, der bisher sechstheisseste Sommer im Mittelland prognostizierte der Böögg mit 9:56 Minuten ziemlich gut.
Dass der Böögg nicht als Wetterprophet taugt, ist wenig verwunderlich. Entscheidend beeinflusst wird die Brennzeit insbesondere durch den Aufbau des Scheiterhaufens, der Feuchtigkeit des Holzes und des Wetters am Tag des Sechseläutens. In diesem Jahr lag es wohl am nassen Holz. Der Regen hatte erst am Mittag aufgehört und einen nassen Holzstoss hinterlassen.
Der liebe Petrus hält sich nicht den Böög?
Sache gits...