Er empfing am Donnerstag im Bundeshaus verschiedene Parlamentsmitglieder aus der Zentralschweiz zum Kennenlerngespräch. Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister versucht damit eine Art Teambuilding zu schaffen unter Politikerinnen und Politikern jener Region, die seit dem Rücktritt von Bundesrat Kaspar Villiger 2003 22 Jahre lang auf einen Bundesrat wartet.
Auch die Schwyzer FDP-Ständerätin Petra Gössi hatte sich für einen Termin eingeschrieben. Zwanzig Minuten dauerte er. Dabei fragte sie Pfister, ob sie ihm Ratschläge für seine Kandidatur geben dürfe.
Diese waren Pfister sehr willkommen. Gössi gilt als eine der besten Kennerinnen von Bundesbern. Als Präsidentin der FDP Schweiz von 2016 bis 2021 hatte sie direkten Zugang zu Bundesratsmitgliedern und sah hinter die Kulissen des Politbetriebs. Dass sie als freisinnige Politikerin ihre Erfahrungen mit einem Mitte-Politiker teilt, ist bemerkenswert. FDP und Mitte dürften 2027 direkte Rivalen sein im Kampf um einen zweiten Bundesratssitz.
Was riet Gössi Pfister? Zunächst warnte sie ihn vor dem politischen Bern. «Bundesbern ist ein Haifischbecken im Vergleich zu einem kleinen Kanton, in dem man sich seit Jahren kennt», sagt sie. Mit Verwaltung, Parteien, Verbänden und Lobbyisten sei der Chor vielstimmig.
Für die Ständerätin ist klar, dass Pfister ab sofort «dauerpräsent» sein muss. Sie sagt: «An seiner Stelle würde ich mich für die Regierungstätigkeit zwei Wochen freistellen lassen.»
Es sei entscheidend, dass er sich im Bundeshaus zeige. «Er muss erlebbar sein, damit man ihm Fragen stellen kann.» Gössi rät ihm, mit einem Team unterwegs zu sein. «Das wirkt nicht zurückhaltend und wird zur Kenntnis genommen.» Zentral ist das in der Sessionswoche vor der Wahl vom 12. März. Für Pfister sei nun Knochenarbeit gefragt, sagt Gössi: «Er muss sich in die relevanten Themen einarbeiten und den Parlamentariern aufzeigen, wo er steht.»
Zentral sei ein gutes Netzwerk-Management. «Er sollte Fürsprecher für sich definieren in den einzelnen Fraktionen», betont Gössi. Und er benötige eine Strichliste, um zu wissen, wer ihm seine Stimme gebe. Wichtig sei es, jene Stimmen abzuholen, die nicht zu Bauernpräsident Markus Ritter gingen, um Leerstimmen zu verhindern.
Gössi rät auch zu einem guten Screening der Medien. Pfister müsse stets wissen, was über ihn geschrieben werde. Gelinge es ihm, in einem Interview etwa mit einem ausgefallenen Hobby in der Öffentlichkeit zu punkten, sei das hilfreich. Je besser ihn die Öffentlichkeit kenne, desto direkter würden Parlamentsmitglieder auf ihn angesprochen. Und das sei bestes Lobbying in eigener Sache. (aargauerzeitung.ch)