Die Bäume leiden schon seit Jahren wegen des Klimawandels. Besonders schlimm war der Sommer 2018, der trockenste seit Messbeginn 1864. Die Waldböden trockneten stark aus. Gut zu sehen sind die Folgen davon im Kanton Luzern, wo viele Fichten Opfer der Borkenkäfer wurden. Denn diese lieben die Trockenheit und vermehren sich dann rasant. Selbst einzelne der tief wurzelnden Weisstannen sind abgestorben. In den Kantonen Aargau, Jura, Schaffhausen, Zürich und Basel litten gemäss der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auch die Buchen unter Wassermangel.
«Ein Klima, das sich laufend verändert, bedeutet für den Baum Stress, weil er sich stärker anpassen muss, als wenn das Klima konstant wäre», sagt Peter Brang vom WSL. «Und zu viel Stress kann zum Tod eines Baumes führen.» Heute keimende Bäume dürften bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima leben, also zwischen 50 und 70 Jahren. Die Zukunft des Waldes steht auf dem Spiel. Deshalb haben das Bundesamt für Umwelt und das WSL im Forschungsprogramm «Wald und Klimawandel» Strategien und Instrumente entwickelt. Ein solches wird zurzeit an der Forstmesse in Luzern vorgestellt: eine «Tree-App». Mit dieser App soll es Forstfachleuten möglich werden, zukunftsfähige Baumarten zu kennen. Trockenheitsresistente Baumarten wie die Waldföhre, gewisse Eichenarten, die Winterlinde, den Kirschbaum, die Douglasie, Feldahorn und Spitzahorn.
Auf einer Karte der App lässt sich ein Standort anklicken. Die Baum-App macht dann Vorschläge, welche Bäume heute und in Zukunft bei den Szenarien mässiger oder starker Klimawandel eine Chance haben. «Die Baum-App gibt den Waldfachleuten Empfehlungen, welche Baumart heute und in Zukunft klimatisch passt. Sie ist aber kein Kochbuch; die Anwender müssen Fachkenntnisse in Standortkunde und Waldbau haben», sagt Brang.
Das ist nötig, weil wichtige Waldleistungen durch den Klimawandel mittel- bis langfristig gefährdet sind. Zudem steigt die Waldgrenze nach oben, bis gegen Ende dieses Jahrhunderts um 500 bis 700 Meter. Damit vergrössert sich auch die Waldfläche insgesamt. Die grosse Fläche von heute natürlichen Nadel- oder Mischwäldern wird sich dann zu reinen Laubwäldern entwickeln. Doch regelt die Natur die richtige Baummischung im Walde nicht selbst, ohne App?
«Die Natur regelt das grundsätzlich alleine. Aber wir verlassen uns im Wald schon heute nicht alleine auf die Naturprozesse, weil Waldeigentümer und Gesellschaft an den Wald Ansprüche stellen», sagt Brang. Zum Beispiel die Produktion von Holz und den Schutz vor Naturgefahren.
Daher ist es nicht nur wichtig, dass der Wald da ist, sondern er muss Anforderungen erfüllen, was Struktur und Baumartenzusammensetzung betrifft.
An der Forstmesse wird die Tree-App als Prototyp vorgestellt, ab Ende Jahr wird sie als Vollversion zur Verfügung stehen. (tam/aargauerzeitung.ch)
ecosia
oder die Seite: ecosia.org