Schweiz
Energie

Höhere Gaspreise in der Schweiz – was das bedeutet

Die Gaspreise schiessen in die Höhe – was das für die Schweiz bedeutet

Am 1. April beginnt die Füll-Saison: Die Speicher leeren sich schneller als erwartet, die EU reagiert – und der Bundesrat plant einen runden Tisch zur Speicherung. Alle wichtigen Fragen zur Gasversorgung in der Übersicht.
31.03.2025, 06:2531.03.2025, 06:25
Benjamin Rosch / ch media
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Es ist noch nicht so lange her, da bereitete sich die Schweiz ernsthaft für eine Gasmangellage vor. Europa blickte angstvoll nach Russland. Der Krieg in der Ukraine hat die hiesige Gasversorgung umgekrempelt – die Auswirkungen sind noch immer spürbar.

Wie steht es aktuell um die Gasversorgung Europas?

Vorweg: Die Gasversorgung für die zu Ende gehende Heizperiode dürfte sichergestellt sein. Zuletzt haben sich die Speicher jedoch rasant geleert: Insgesamt stehen die Füllstände noch bei 25 bis 30 Prozent. Der Grund ist ein kälterer Winter als im Vorjahr. Das ist für die aktuelle Heizperiode nicht von Bedeutung, wohl aber fürs nächste Jahr.

Warum?

Ab 1. April beginnen die Gasversorger Europas, ihre Speicher zu füllen. «Das Problem ist, dass Anreize fehlen, dies von sich aus zu tun. Seit November 2024 beobachtet man negative Sommer-Winter-Spreads, das heisst, Gas ist im Sommer teurer als im Winter», sagt Daniela Decurtins, Verbandsdirektorin der Schweizer Gasindustrie. Aktuell sind die Gaspreise so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Bochum, Germany, 09.03.2022: photo illustration - Hand on the heating thermostat of a radiator as the rise of fuel rises globally on March 9, 2022 in Bochum, Germany. (Photo by Alex Gottschalk/DeFodi  ...
Die Gasversorgung für die zu Ende gehende Heizperiode dürfte sichergestellt sein.Bild: DeFodi Images

Was ist der Grund für diese Kapriolen?

Hintergrund sind Vorsorgemassnahmen der EU: Neue Richtlinien geben vor, wie stark die Speicherfüllstände für den nächsten Winter sein müssen. Per 1. November müssen die Lager zu 90 Prozent gefüllt sein. Weil das Befüllen der Speicher lange dauert, führt dieses Ziel zu einem regelrechten Run auf Gas im Sommer. Die EU debattiert deshalb aktuell darüber, die Speichervorgaben zu flexibilisieren oder Alternativen zu finden.

Und was bedeutet das für die Schweiz?

Die Schweiz tut, was sie in solchen Situationen immer tut: Sie beobachtet die Lage. Allerdings kann sie dies mit einer gewissen Gelassenheit tun: Die aktuelle Gasspeicher-Verordnung gilt bis September 2026, wie Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie bestätigt. Diese verpflichtet die Schweizer Gasversorger, 15 Prozent des Jahresverbrauchs als Reserve bereitzuhalten.

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung schrieb zu Monatsbeginn: «Die Versorgung für den Winter 2025/26 wird aus heutiger Sicht als unkritisch eingestuft, ausser die Speicher könnten als Folge eines allfällig kalten Winters 2024/25 mit entsprechend hohem Gasverbrauch nicht auf das momentan gute Niveau gefüllt werden.»

Ist das alles?

Darüber hinaus hat das Schweizer Parlament an der vergangenen Session ein Gas-Solidaritätsabkommen mit Italien und Deutschland gebilligt. Der Verpflichtungskredit beträgt 1,3 Milliarden Franken und stellt sicher, dass sich die drei Länder in Notsituationen gegenseitig aushelfen. Das ist deshalb wichtig, weil die Schweiz über keine inländischen Gasspeicher verfügt.

Könnte man da nicht Abhilfe schaffen?

Pläne dazu gab und gibt es immer wieder. Aktuell gibt es ein Projekt in Oberwald VS, das von der Westschweizer Transportnetzgesellschaft Gaznat vorangetrieben wird, sagt Decurtins. «Es wird sich dabei vor allem auch die Frage der Finanzierung stellen.» 400 Millionen Franken sollen die Kosten in Oberwald betragen.

Bundesrat Albert Roesti spricht waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zum Bundesgesetz ueber die Foerderung des Ausbaus von Breitbandinfrastrukturen, Breitbandfoerdergesetz (BBFG):.Eroeffnung ...
Albert Rösti plant einen runden Tisch zum Thema Energiespeicher. Bild: keystone

2025 dürfte etwas Bewegung in die Sache kommen: Zum einen plant Energieminister Albert Rösti einen runden Tisch zum Thema Energiespeicher, zum anderen soll er das oft versprochene, vielfach verzögerte Gasversorgungsgesetz vorlegen. Das gäbe doppelten Anlass, saisonale Speicher zu prüfen – ob sie sich für die Schweiz aber auch lohnen, ist höchst ungewiss.

Was bedeutet diese Entwicklung für die persönliche Gasrechnung?

Vorderhand nichts. Mehrere Energieversorger sind aktuell sogar dabei, ihre Gaspreise zu senken: Dazu gehören etwa Groupe E in der Westschweiz oder IWB in der Region Basel. Mitte März gaben auch die Stadtwerke Bern bekannt, die Gastarife per April zu senken. Dies ist aus Verbrauchersicht zwar erfreulich, allerdings noch mit Vorsicht zu geniessen: Weil Energieversorger meist längerfristige Verträge abschliessen, schlagen sich die Verwerfungen an den Märkten oft mit einer gewissen Verzögerung bei den Endverbrauchern durch. Dies liess sich bereits beim Ausbruch des Ukraine-Kriegs beobachten. (aargauerzeitung.ch)

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vitai Lampada
31.03.2025 06:50registriert Dezember 2022
Wir müssten schon lange eingesehen haben, dass die Verbrennung jeglicher Art von Fossilien Energieträgern keine Zukunft hat.
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StellaStracciatella
31.03.2025 06:58registriert Juni 2020
Da freue ich mich umsomehr, hat unser einer, nerviger Miteigentümer vor zwei Jahren den Umstieg auf Fernwärme verhindert… 😏 Wärmepumpe ist bei unseren (Reihen)Häusern kaum möglich wegen der Abstände und Photovoltaik darf auch nicht aufs Dach, weil es die Gemeinde nicht erlaubt, da Dorfkern… Bei diesem Thema gäbe es echt noch Nachholbedarf und viel darüber zu berichten.
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Tante Karla
31.03.2025 06:58registriert März 2024
Keine schlaue Idee, eine Gasheizung einzubauen. Wer macht denn so etwas?
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