Schweiz
Euro

Schweizer Firmen setzen auf den Euro

Euro statt Franken

Schweizer Firmen setzen auf den Euro

08.02.2015, 06:5608.02.2015, 08:13
Mehr «Schweiz»
Rudolf Minsch, Chefökonom des Unternehmer-Dachverbands Economiesuisse, sagt, der Euro löse den Schweizer Franken nicht ab. 
Rudolf Minsch, Chefökonom des Unternehmer-Dachverbands Economiesuisse, sagt, der Euro löse den Schweizer Franken nicht ab. Bild: KEYSTONE

Schweizer Firmen schliessen Verträge unter einander zunehmend in Euro statt in Franken ab. Das zeigt ein Bericht der Schweiz am SonntagInsbesondere in der Industrie sei es mittlerweile üblich, sich mit Euro-Verträgen gegen Wechselkursveränderungen abzusichern. So bestätigen etwa Vertreter der Papierfabriken Perlen und Utzensdorf, auch an Schweizer Kunden gegen Euro zu liefern. 

Das Stahlwerk Gerlafingen wiederum will selber vermehrt in Euro einkaufen, da es seine Produkte auch weitgehend in Euro verkauft. Bereits heute beziehe man etwa Erdgas oder grössere Investitionen gegen Euro. 

«Mobiliar» vor enormen Herausforderungen
Das Ende des Mindestkurses zum Euro und die Einführung von Negativzinsen stellt die Mobiliar-Versicherung nach den Worten ihres Chefs Markus Hongler vor eine schwere Probe. Die Herausforderung sei enorm, sagte er in einem Interview.

«Wenn es der Schweiz gut geht, geht es auch der Mobiliar gut. Wenn es der Schweiz schlecht geht, leidet auch die Mobiliar», sagte er der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche». Wenn die KMU vom Wechselkurs betroffen seien, wirke sich das auch auf die Versicherungsgruppe aus.

Der Versicherungskonzern sei aber vor allem wegen der Negativzinsen betroffen. Hätten Obligationen der Eidgenossenschaft einst 2 bis 3 Prozent Rendite abgeworfen, liege diese heute bei einem Minus von 0,75 Prozent, gibt der Konzernchef zu bedenken. Dies ist die Folge davon, dass die Schweizerische Nationalbank Negativzinsen eingeführt hat, um die Attraktivität der Schweizer Währung zu reduzieren.

«Wenn man keinen Zins mehr erhält, muss man andere Einkünfte suchen», sagte der Luzerner weiter. Investitionen in Immobilien, etwa über Fonds, würden in diesem Kontext immer wichtiger. (feb/sda)

Löst der Euro den Franken bald ab? Soweit werde es wohl nicht kommen, sagt Rudolf Minsch, Chefökonom des Unternehmer-Dachverbands Economiesuisse. In der Geschichte gebe es zwar Beispiele, bei denen Währungen durch ausländische ersetzt worden sind, sagt er. Dabei handle es sich aber meist um Länder mit schwachen Währungen. In der Schweiz sei das Gegenteil der Fall. Es gebe aber Branchen wie der Tourismus oder die Metallindustrie, wo man Eurotransaktionen vermehrt sehe. 

Immer mehr Branchen rechnen in Euro.
Immer mehr Branchen rechnen in Euro.Bild: AP/Trianel

Kennst du schon die watson-App?

Über 100'000 Menschen nutzen bereits watson für die Hosentasche. Unsere App hat den «Best of Swiss Apps»-Award gewonnen und wird von Apple als «Beste Apps 2014» gelistet. Willst auch du mit watson auf frische Weise informiert sein? Hol dir jetzt die kostenlose App für iPhone/iPad und Android.

Einige Branchen sind vollständig eurogesteuert, etwa der Stromhandel. Preise werden in Euro gemacht, da das Preisniveau von den Börsen im Ausland definiert werde, sagt Rudolf Summermatter, Geschäftsführer des Stromhändlers Trianel. Traditionellerweise habe man Lieferverträge bisher in Franken abgeschlossen. «Der Kurssprung im Januar hat nun dazu geführt, dass jeder ein kleiner Devisenhändler wurde», sagt Summermatter. Es werde spekuliert, Verträge würden auf mehrere Jahre hinaus abgeschlossen. Und jetzt auch in Euro. Grössere Industriekunden bezahlten bereits in Euro, sagt Summermatter. «Und ich gehe davon aus, dass das noch zunimmt.» 

Presseschau zum Mindestkurs-Entscheid der SNB

1 / 11
Presseschau zum Mindestkurs-Entscheid der SNB
Die britische «Times» spricht von Chaos an den Börsen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
«Politischer Wille ist nicht da» – Guy Parmelin sagt, warum die Mieten weiter steigen
Zwei Abstimmungsvorlagen wollen die Rechte der Mieter einschränken. Dazu und zur Frage, warum er nichts gegen steigende Mieten macht, nimmt Bundesrat Guy Parmelin im grossen watson-Interview Stellung. Daneben spricht er über die Zukunft des Stahlwerks Gerlafingen, die US-Wahlen und Rücktrittsspekulationen.

Die erste SRG-Umfrage zu den Abstimmungen zeigt: 59 Prozent der Befragten sagen Ja zu den neuen Regeln bei der Untermiete, aber nur 49 Prozent stimmen den Änderungen bei der Kündigung wegen Eigenbedarfs zu. Können die Argumente bei der zweiten Vorlage nicht überzeugen?
Guy Parmelin: Wir befinden uns ganz am Anfang der Abstimmungskampagnen. Die Meinungen sind noch nicht gemacht. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein.

Zur Story