Es rumort im Schweizer Geheimdienst, dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Eine grosse Reorganisation ist im Gang, die den Dienst auf die steigenden Anforderungen einstellen soll. Treiber ist der frühere Botschafter, Christian Dussey, 58. Er ist seit April 2022 oberster Spion im Land und hat, mit Rückendeckung von Verteidigungsministerin Viola Amherd, zur grossen Transformation des Dienstes angesetzt, der gegen 400 Vollzeitstellen umfasst.
Dabei nimmt Dussey sein Personal ins Visier. Er will sicherstellen, dass die richtigen Leute am richtigen Platz sind. Das führt zu Unsicherheiten und Missmut.
Bereits im Frühling meldete CH Media, dass sich die gesamte NDB-Geschäftsleitung neu bewerben musste. Ausgenommen war nur Direktor Dussey selbst.
Jetzt trifft es auch die übrigen Kader. Sie alle müssten sich neu bewerben, sagen Insider. Die Stimmung sei deswegen «auf dem Nullpunkt», die laufende Reorganisation «desaströs».
Auf Anfrage hält NDB-Sprecherin Sonja Margelist fest: Gründe für die Transformation seien «die hybriden Aspekte der aktuellen Kriege und Krisen, der technologische Fortschritt mit seinem direkten Einfluss auf die nachrichtendienstliche Tätigkeit und eine neue Generation von Mitarbeitenden mit höheren Erwartungen an den Arbeitgeber». Mit der Umgestaltung veränderten sich «viele der Führungspositionen, einige fallen weg und neue werden geschaffen», so die Sprecherin. Folge: «Neue Kaderfunktionen lassen sich nicht mehr direkt mit bisherigen» vergleichen. Darum würden diese Stellen neu ausgeschrieben, und zwar zuerst NDB-intern.
Auswirkungen auf den Stellenbestand habe der Umbau nicht, so die NDB-Sprecherin. Wie viele Kader und Funktionen betroffen sind, will sie nicht sagen, da das NDB-Organigramm nicht öffentlich sei. Für Mitarbeitende, die nicht berücksichtigt werden könnten, suche man individuelle Lösungen, auch innerhalb des NDB. Intern werde im Rahmen der Transformation regelmässig informiert, den Mitarbeitenden stünden «direkte Feedback- und Kontaktmöglichkeiten» zur Projektleitung und zur Personalabteilung zur Verfügung.
Keine Antwort ist vom NDB derzeit auf die Frage zu erhalten, wer von der bisherigen Geschäftsleitung über die Klinge springen und welche Änderungen es auf Stufe des Geheimdienst-Topkaders gibt. Aber auch hier: Die bisherigen Direktionsbereiche würden aufgehoben und auf Stufe Geschäftsleitung neue Bereiche geschaffen, so die Sprecherin. «Das führt dazu, dass die entsprechenden bisherigen Funktionen nicht mehr existieren werden und die neuen Direktionsposten neu besetzt werden.» Die Zusammensetzung der neuen Direktion werde öffentlich gemacht, sobald sie in Funktion trete: «Dies ist voraussichtlich Ende des 1. Quartals 2024 der Fall», so die Sprecherin.
Offenbar trifft es aber namentlich die bisher einzige Frau in der Geschäftsleitung des Dienstes, die ehemalige Staatsanwältin des Bundes, Juliette Noto. Die Chefin Analyse, seit Mai 2021 im Amt, erhält dem Vernehmen nach neue Aufgaben im NDB. Im Geheimdienst, immer noch einem Macho-Verein, wie es heisst, sei sie nie wirklich wohlgelitten gewesen. Obwohl sie keine Erfahrung im Geheimdienst hatte, war sie von Dusseys gestraucheltem Vorgänger Jean-Philippe Gaudin in dieses zentrale Amt gehoben worden.
Unbeschadet aus der Reorganisation hervor geht offenbar Jürg Bühler, 59, Stellvertretender Direktor und bisher Chef Beschaffung. Er soll Chef Compliance werden, was manche für ziemlich mutig halten. Bühler ist affärengestählt, so untersuchte er als junger Jurist bereits 1993 den Verdacht, dass die Crypto AG im Auftrag der amerikanischen und deutschen Geheimdienste Chiffriergeräte manipulierte. Bei der Untersuchung kam nichts heraus. Erst 2020 kam dank geleakten Dokumenten die Wahrheit auf den Tisch.
Aber 2021 wurde Bühler von VBS-Chefin Viola Amherd vom Vizedirektor zum stellvertretenden Direktor befördert. Manche halten ihn für nicht absetzbar, weil er zu viel wisse. Andere sagen, er sei ganz einfach gut und unverzichtbar.
Für Bühler mag auch sprechen, dass er einst Spitzenmann und zuletzt interimistischer Direktor beim Dienst für Analyse und Prävention DAP war. Das war der Inlandgeheimdienst, der 2010 wie der Auslandgeheimdienst, der Strategische Nachrichtendienst SND, im neuen Nachrichtendienst des Bundes aufging.
Dem Vernehmen sollen der DAP und der SND innerhalb des NDB jetzt eine Art Wiederauferstehung erleben: Zur Reorganisation gehört demnach, dass NDB-intern wieder eine klarere Trennung der Bereiche Inland und Ausland eingeführt wird. Die Fusion von DAP und SND in einem Dienst war immer wieder kritisiert worden, weil es hiess, aus dem Ausland kämen seither weniger Informationen. Aber die braucht Dussey; er will stark auf China und Russland fokussieren.
Fakt ist: Eine Organisation mit 400 Leuten kannst du nicht neu strukturieren ohne auf ein paar Füsse zu treten
Falls es Erfolgsgeschichten gäbe, bin ich ziemlich sicher, dass die genaueso geleakt würden wie alles andere.
Habe ich in Privatwirtschaft auch machen müssen inkl. warum es meine Stelle braucht, was si d die Kernaufgaben, warum ich diese am besten könne. Das deckt sehr gut auf wer nur Papierflieger faltet.