Schweiz
Gender

Bundesrat ist gegen die Einführung einer dritten Geschlechtsoption

Bundesrat ist gegen die Einführung einer dritten Geschlechtsoption

21.12.2022, 12:2021.12.2022, 16:02
Mehr «Schweiz»
epa05303101 (FILE) A file picture dated 16 april 2016 shows an 'All Gender' bathroom sign at the San Diego International Airport in San Diego, California, USA. According to reports from 13 M ...
Bild: EPA/EPA FILE

Der Bundesrat will kein drittes Geschlecht in der Schweiz einführen oder den Verzicht auf den Geschlechtseintrag ermöglichen. Die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt. Zudem müssten Verfassung und zahlreiche Gesetze geändert werden. Für die Grünen und die Organisation Transgender Network Switzerland ist diese Haltung diskriminierend.

Die Aufassung des Bundesrats geht aus einem am Mittwoch verabschiedeten Bericht hervor, welchen er im Auftrag des Parlaments verfasst hat. Das binäre Geschlechtermodell sei in der schweizerischen Gesellschaft nach wie vor stark verankert, teilte der Bundesrat mit. Vor einem neuen Geschlechtsmodell brauche es zuerst einen gesellschaftlichen Diskurs.

Eine Änderung hätte weitreichende Konsequenzen, die bisher kaum diskutiert worden seien, schreibt der Bundesrat. So müsste beispielsweise die Bundesverfassung angepasst werden - etwa im Bereich der Militär- und Ersatzdienstpflicht, weil diese keine Regelung für Personen enthält, die nicht als männlich oder weiblich im Personenregister eingetragen sind. Zudem müssten zahlreiche Register sowie die Kategorien in den Statistiken geändert werden.

Der Bundesrat verwies weiter auf die Haltung der Nationalen Ethikkommission, welche in einem Bericht 2020 auf das gleiche Ergebnis gekommen war. Die Kommission bilanzierte damals, dass die Regelung und Praxis zwar unbefriedigend sei, zuerst aber die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten.

In der Schweiz ist es im Gegensatz zu Deutschland und anderen Staaten nicht möglich, neben «männlich» und «weiblich» ein drittes Geschlecht im Personenstandsregister eintragen zu lassen oder auf einen Geschlechtseintrag ganz zu verzichten.

«Ohrfeige gegen nicht binäre Menschen»

Die Grünen bezeichneten die Aussagen des Bundesrats als Ausflüchte. Es sei absurd und rückwärtsgewandt, dass der Bundesrat nicht anerkenne, dass sich die Gesellschaft weiterentwickle. Ein drittes, unbestimmtes Geschlecht sei für viele Menschen ein Bedürfnis. Die Partei kündigte an, eine parlamentarische Initiative oder eine Motion einzureichen, um ein drittes Geschlecht in der Schweiz zu ermöglichen.

Für Transgender Network Switzerland ist die Haltung des Bundesrats eine «Ohrfeige gegen nicht binäre Menschen». Damit demonstriere der Bundesrat vor alles seine eigene feindliche Einstellung. Zudem kenne die Regierung die Haltung der Schweizer Bevölkerung nicht, denn in einer Untersuchung des des Forschungsinstitut Sotomo von 2021 hätten sich 53 Prozent für einen Eintrag für nicht binäre Menschen in amtlichen Dokumenten ausgesprochen.

(aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
281 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
4berratio1ctus
21.12.2022 13:56registriert Oktober 2015
Es gibt Männer und es gibt Frauen, dann gibt es noch Menschen, die sich weder als das eine noch das andere fühlen - sollen sie dürfen. Dass aber wegen diesen Menschen unsere logische, auf biologischen Gegebenheiten basierende Rechtsordnung auf den Kopf gestellt werden soll, geht mir auf den Sack. Ich hoffe, der erwähnte Gesellschaftliche Diskurs wird daran nichts ändern. Ihr dürft nun gerne blitzen. Blitze lassen meinen Sack wachsen :-)
455117
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bärner728
21.12.2022 13:09registriert Juni 2020
Sehr gut! Es gibt wieder Hoffnung, dass wir nicht endgültig am verblöden sind.
413136
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maya Eldorado
21.12.2022 12:29registriert Januar 2014
Probleme hat die Welt.
31892
Melden
Zum Kommentar
281
Es braucht Geduld – zehn Kilometer Stau vor dem Gotthard

Der Reiseverkehr in den Süden ist am Samstag vor dem Gotthard-Strassentunnel ins Stocken geraten. Zwischen Altdorf und Göschenen im Kanton Uri stauten sich die Fahrzeuge am frühen Nachmittag auf der Autobahn A2 auf einer Länge von vorübergehend bis zu 15 Kilometern.

Zur Story