Seit den Nachwahlen im Jahr 2021, nachdem Maudet-Ausfall, sind die Linken mit zwei Sozialdemokraten und zwei Grünen in der Mehrheit. Zuvor hatten sie erst zweimal die kantonale Exekutive erobert. In den Jahren 1993 und 2005. Die Rechten gehen gespalten ins Rennen, während die Linken als Einheit auftreten. Das erhöht ihre Chancen auf einen Verbleib. Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs am Sonntag, dem 2. April, werden wertvolle Hinweise für den zweiten Wahlgang am 30. April liefern.
In den diesjährigen Wahlen gibt es 23 Kandidaten. Darunter sind 8 Frauen. Die Kandidaten und Kandidatinnen sind in 13 Listen aufgeteilt. Die vier Kandidatinnen und Kandidatinnen der bisherigen Mehrheit (drei derzeitige Amtsträger und eine neue Kandidatin, die Sozialistin Carole-Anne Kast, die Anne Emery-Torracinta ersetzen wird) werden von den Rechten herausgefordert.
Die FDP, die SVP und die Mitte stellen Zweiertickets auf. Dasselbe gilt für die Grünliberalen. Die MCG (Mouvement des citoyens genevois), Elan radical (eine Abspaltung der FDP) und Pierre Maudet (Liberté et Justices sociales) treten mit einem Kandidaten oder Kandidatin an. Das sind sieben Kandidatinnen und Kandidaten aus der Rechten und der Mitte-Rechts-Parteien. Ihre Chancen, den ersten Wahlgang zu überstehen sind sehr gering.
Das grosse Versäumnis bleibt aber das Fehlen eines gemeinsamen Tickets der FDP, der SVP und von der Mitte. «Die SVP wollte eine grosse Allianz, die FDP war dafür, aber die Mitte wollte sich nicht mit der SVP zusammenschliessen», erklärt der Politologe Pascal Sciarini, Professor an der Universität Genf und Autor.
Bei den «Rechten und rechte Mitte» hätten auch andere Allianzen entstehen können. «Die Mitte war nicht gegen ein gemeinsames Ticket mit der FDP, aber die FDP wollte dies nicht und zog ein weiteres Ticket mit der SVP vor», so Sciarini.
Die Zeit zwischen den beiden Wahlgängen - vor allem wenn in der ersten Runde kein Kandidat oder keine Kandidatin gewählt wird - könnte zu unerwarteten Entwicklungen führen. So könnte der sehr beliebte Staatsrat Mauro Poggia, der nicht mehr kandidiert, am 2. April ins Rennen gehen, falls seine Partei (MCGE) im Grossen Rat ein «Bombenergebnis» erzielt. Die Genfer Politiker und Politikerinnen halten dies aber für unwahrscheinlich.
Bleibt noch Pierre Maudet. Der 45-Jährige gilt politisch als geächtet. Nicht unbedingt aber von den Wählern. Er gilt sowohl als Favorit als auch als Aussenseiter bei der Wahl zur Kantonsregierung. Bei den Nachwahlen 2021, verlor er seinen Sitz wegen «Problemen mit der Justiz». Dies auch im Zusammenhang mit seiner «voll bezahlten» Familienreise nach Abu Dhabi.
Wäre die Mitte Politikerin Delphine Bachmann (die auch dieses Jahr wieder Kandidiert) nicht in den zweiten Wahlgang gekommen, hätte er vielleicht Fabienne Fischer (die Grüne) geschlagen, die bei dieser Gelegenheit gewählt wurde und am Sonntag erneut antritt. Sollte er diesmal Glück haben, würde dies den Kanton auf den Kopf stellen.
Viele Fragen zu den Wahlen bleiben offen: Werden die Debatten, die die Gesellschaft in der Schweiz und in Genf bewegen, die Ergebnisse beeinflussen? Wird die FDP unter dem Debakel der Credit Suisse leiden? Haben die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen, die sich auf die Strasse geklebt haben, den Grünen geschadet? Wird die orthodoxe Auffassung der schweizerischen Neutralität und ihr Diskurs über den Islam der SVP Vorteile oder Nachteile bringen?
Der Grosse Rat hingegen könnte rechts bleiben - wie gewohnt. Aber auch hier bleibt es spannend: Was wäre, wenn weder die extremen Linken noch die «Libertés et Justice», die Grünliberalen, das MCG, die SVP oder sogar die Mitte das Quorum von 7 Prozent der Stimmen erreichen würden, um Abgeordnete zu stellen? Dieses Szenario wäre nicht unmöglich. Bei einer starken Steuerung der Stimmen könnte dies eintreten. In diesem Fall würden sich nur die FDP, die SP und die Grünen die gesetzgebende Gewalt teilen.
In diesem spektakulären Fall würden sich nur die FDP, die SP und die Grünen die gesetzgebende Gewalt teilen. Das spektakulärste wäre jedoch, wenn Pierre Maudet gewählt werden würde.