Schweiz
Gesellschaft & Politik

Bernhard Diethelm angeklagt – SVP Schwyz will Mitgliedschaft sistieren

SVP-Politiker Diethelm wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt – Kantonspartei reagiert

25.06.2023, 11:3025.06.2023, 13:39
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Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl hat gegen SVP-Politiker Bernhard Diethelm Anklage wegen versuchter Vergewaltigung erhoben. Die Vorwürfe sind schwer, wie die NZZ berichtet. Diethelm soll vor zwei Jahren in Zürich eine Prostituierte derart massiv misshandelt haben, dass diese in Lebensgefahr geriet.

Bernhard Diethelm
Bernhard Diethelm wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert.Bild: svp kanton schwyz

Diethelm soll sich mit der betroffenen Frau auf sadomasochistische Rollenspiele geeinigt haben. Laut der Anklageschrift soll der Politiker daraufhin versucht haben, die Frau «mit einer unbekannten Substanz zu betäuben, um sie sexuell gefügig zu machen». Diese habe dadurch «Schürfwunden, Verbrennungen und Verätzungen um den Mund und am Kinn» erlitten.

Ausserdem habe Diethelm die Frau derart stark gewürgt, dass sie in Lebensgefahr geraten sei. In der Folge sei sie auf den Balkon geflohen, um nach Hilfe zu rufen. In der Folge soll es zu einem Handgemenge gekommen sein, bei welchem die Frau weitere Verletzungen erlitt.

Offenbar Bilder von Sex mit Tieren gefunden

Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl wirft Diethelm ausserdem vor, er habe der Frau im Vorfeld über WhatsApp einen Link zu 43 verbotenen pornografischen Bildern mit sexuellen Handlungen mit Tieren geschickt.

Bei der Auswertung des Handys und Notebooks des Beschuldigten seien insgesamt 56 verbotene Bilder «der Kategorie Zoophilie» gefunden worden. Diethelm habe diese aber nur für seinen eigenen Konsum gebraucht und nicht geteilt.

Die Staatsanwaltschaft fordert für diese Vorgehen – von versuchter sexueller Nötigung über versuchte Vergewaltigung, Gefährdung des Lebens und mehrfacher Körperverletzung bis hin zu harter Pornografie – nun eine Gefängnisstrafe von vier Jahren und eine Busse von 1000 Franken. Diethelm selbst bestreitet die Vorwürfe. Es habe sich um einen Streit gehandelt, der «im Privatbereich stattgefunden habe», sagt er zur Auseinandersetzung mit der Frau. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Kantonspartei fordert vorübergehenden Parteiausschluss

Am Sonntag hat die SVP des Kantons Schwyz, welcher Diethelm angehört, nun auf die Vorwürfe reagiert. So schreibt sie in einer Mitteilung:

«Die SVP Kanton Schwyz ist erschüttert von den öffentlich gewordenen, schwerwiegenden Vorwürfen gegen Bernhard Diethelm. Im Sinne der Rechtsstaatlichkeit gilt bis zum Vorliegen eines allfälligen, rechtskräftigen Schuldspruchs indes die Unschuldsvermutung, so dass sich die Parteileitung im jetzigen Zeitpunkt nicht abschliessend zum Sachverhalt äussern kann und auf die Zuständigkeit der Gerichte verweisen muss.»

Die SVP Schwyz wolle verhindern, dass der Inhalt der Anklage die Partei trotz Unschuldsvermutung belastet, so die Partei weiter. Stattdessen wolle sie sich «unbelastet den aktuellen politischen Themen widmen und sich für die Anliegen der Bevölkerung einsetzen können». Man müsse festhalten, dass die Vorwürfe gegen einen amtierenden Kantonsrat keinen Bezug zur Partei, ihrer Arbeit und ihrer Ausrichtung hätten. «Die SVP kann und will sich nicht für Bernhard Diethelm rechtfertigen und grenzt sich von dieser privaten Angelegenheit klar ab», so die SVP des Kantons Schwyz.

Aus diesem Grund hat sich die SVP Schwyz nun dazu entschieden, einen Antrag zu stellen, die Parteimitgliedschaft Diethelms per sofort und bis zu einem allfälligen Freispruch zu sistieren. Die Zuständigkeit dafür liegt bei der SVP Wägital, welcher Diethelm angehört. Sollte die Ortspartei dieser Forderung nicht nachkommen, werde die Geschäftsleitung der SVP Kanton Schwyz über einen vorläufigen Ausschluss der Ortspartei befinden müssen, lässt sie verlauten.

Bernhard Diethelm, 40 Jahre alt, gehört dem konservativen Flügel der SVP an. Seit 2016 sitzt er im Schwyzer Kantonsrat.

(dab)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Monsterius1
25.06.2023 11:37registriert März 2023
Und so jemand entscheidet und gestaltet das Sexualstrafrecht und torpediert Frauenrechte und verhindert zumindest politisch die Verurteilung von Sexualstraftätern. Nicht auszudenken, wenn so jemand ein Amt inne hat oder bekommt.
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Isdabeh
25.06.2023 12:23registriert Januar 2016
Gibt es eigentlich irgendwo eine Statistik, welche Parteimitglieder die meisten Delikte generieren?
Wenn es um Rassismus, Sexismus, Gewalt, Nötigung, Steuerdelikte geht, steht in gefühlten 99% die SVP im Titel…
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FrodoBeutlin
25.06.2023 12:00registriert Juli 2017
1000 Franken Busse, und wahrscheinlich bedingte Freiheitsstrafe, oder? Das wäre sowas von lächerlich, diese Strafe.
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    In diesen Fällen will der Bundesrat die Zuwanderung einschränken

    Schwellenwerte bei Nettozuwanderung, Sozialhilfebezug und Arbeitslosigkeit sollen massgebend dafür sein, dass die Schweiz die Zuwanderung aus der EU vorübergehend einschränken kann. Der Bundesrat hat am Mittwoch die Kriterien für die Aktivierung der Schutzklausel festgelegt.

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