Wer am vergangenen Montagmorgen sein Heizöl bestellt hat, kann sich zu einem besonders guten Geschäft gratulieren. Auf Talfahrt ist der Heizöl-Preis zwar bereits seit Mitte Jahr. Den – zumindest vorläufigen – Tiefpunkt erreichte er aber Anfang letzter Woche. Und noch genauer eben am Montagmorgen.
«Am Nachmittag», sagt Sandro Graf von der Voegtlin-Meyer AG, «haben 100 Liter bereits etwa Fr. 2.50 mehr gekostet». Das ist auf den ersten Blick eine kleine Differenz, bei einer Tankfüllung von 3000 Litern kosteten die paar Stunden Abwarten aber immerhin 75 Franken.
Aber auch unabhängig von der genauen Tageszeit: So billig wie jetzt war Heizöl schon lange nicht mehr. Eine 3000-Liter-Tankfüllung sei derzeit etwa 450 Franken billiger als im Juli, rechnet Graf vor. Von Bestellungen überrollt wird der in Windisch beheimatete Heizöl-Lieferant trotzdem nicht; unter anderem wegen der Schweizer Klimapolitik.
Auf den 1. Januar 2013 hin erhöhte der Bund die CO2-Abgabe von 10 auf 17 Franken pro hundert Liter. Viele Kunden hätten deshalb ihre Tanks noch vor dem Jahreswechsel gefüllt, sagt Graf. Dann begannen die Preise an der Rohöl-Börse zu sinken, sodass Mitte Jahr die Erhöhung der Umweltabgabe bereits wieder kompensiert war. Dies wiederum habe damals viele Kunden zum Nachfüllen animiert, erklärt Graf.
Andere Lieferanten sehen noch etwas mehr «Luft im Tank» — und warnen Hausbesitzer davor, bei zur Neige gehendem Vorrat auf noch weiter sinkende Preise zu spekulieren. Falls die Temperaturen plötzlich stürzten oder der Heizölpreis aufgrund einer unerwarteten Hausse an der Börse oder einer Dollar-Aufwertung wieder markant ansteige, könne es zum Run auf Heizöl kommen, sagte Migrol-Marketingleiter Marco Schmucki der «Handelszeitung». «Die Logistik in der Schweiz würde dann schnell an ihre Grenzen stossen.»
Den Liegenschaftsverwalter Peter Wullschleger braucht dies nicht zu kümmern. Die insgesamt 200 000 Liter fassenden Tanks der Pewu AG sind derzeit gefüllt. Wegen der CO2-Abgabe kaufte Wullschleger Ende 2013 bei einem Preis von etwa 100 Franken pro 100 Liter das Maximum und bestellte Mitte November zum Preis von 87 Franken nochmals 80 000 Liter nach. «Wir haben uns für den Kauf ein oberes Limit von 90 Franken gesetzt», erklärt er. Dass der Preis weiter sinken würde, konnte er natürlich nicht voraussehen.
Tiefer wird die nächste Nebenkostenabrechnung seiner Mieter so oder so ausfallen. «Eine vierköpfige Familie mit einer durchschnittlichen Wohnung kann mit Einsparungen von 50 bis 100 Franken rechnen», sagt Wullschleger – vorausgesetzt natürlich, dass sich die Wintertemperaturen im gewohnten Rahmen bewegen.
Die Vermutung, dass sich Liegenschaftsverwalter nicht gross um den Heizölpreis zu kümmern brauchen, weil sie die Kosten sowieso an die Mieter weitergeben, widerspricht Wullschleger. Tiefe Nebenkosten seien für die Vermietbarkeit von Wohnungen ein wichtiger Aspekt. Er erhalte jede Woche Preis-Infos von drei verschiedenen Lieferanten – zu lesen braucht er sie im Moment allerdings nicht, denn voller als voll geht ja nicht.