Schweiz
Gesundheit

Häufig schädliche Chemikalien im Trinkwasser festgestellt

Häufig schädliche Chemikalien im Trinkwasser festgestellt

12.10.2023, 13:05
Mehr «Schweiz»

Gesundheitsschädliche und langlebige polyfluorierte Alkylsubstanzen (Pfas) finden sich vielerorts im Grundwasser. Sie sind in knapp der Hälfte der Messstellen in der Schweiz nachgewiesen. Die aktuellen Grenzwerte wurden an einer Messstelle überschritten.

wasserglas, glass of water, wasser, trinkwasser, trinkwasser-initiative
Das Wasser in der Schweiz enthält häufig schädliche Chemikalien.shutterstock

Insgesamt ergaben die Messungen den Nachweis von 13 verschiedenen Pfas. Die höchsten Konzentrationen zeigten die 2021 entnommenen Wasserproben für Perfluoroctansulfonsäure (Pfos), wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) am Donnerstag aufgrund einer Pilotstudie der Nationalen Grundwasserbeobachtung (Naqua) mitteilte.

Die Säure ist in der Schweiz seit 2021 mit wenigen Ausnahmen verboten. 80 Prozent des Trinkwassers in der Schweiz stammen aus dem Grundwasser. Den Resultaten liegen Proben aus mehr als 500 Naqua-Messstellen zugrunde.

Löschschaum, Deponien und Abwasser

Eine wichtige Quelle für Pfas im Grundwasser ist dem Bafu zufolge nach heutigen Erkenntnissen Feuerlöschschaum. Eingesetzt wurden diese auf Brandplätzen oder auf Übungsgeländen von Zivilschutz, Industrie, Tankanlagen und Bahnen. Auf diesen Plätzen gelangten Pfas zum Teil wiederholt in den Boden.

Auch andere Quellen wie Abfalldeponien oder Abwasser belasten das Grundwasser mit Pfas. So wurden in der Deponiealtlast Stadtmist in Solothurn Pfas und radioaktive Rückstände gefunden, wie im September bekannt wurde. Das führt zu ungeplanten Mehrkosten bei der Sanierung.

Das Problem dieser langlebigen Chemikalien ist bekannt. Sie sind sehr stabil und chemisch, biologisch sowie thermisch kaum abbaubar. Ob es einen Aktionsplan zur Reduktion der Belastung von Mensch und Umwelt durch Pfas braucht, prüft das Umweltamt derzeit.

Veranlasst hat das ein Postulat von Nationalrätin Tiana Moser (GLP/ZH). Zudem erarbeitet das Bafu als Reaktion aufgrund einer Motion von Ständerätin Marianne Maret (Mitte/VS) Grenzwerte für Pfas für Altlasten, Boden und Einleitungen in Gewässer.

Pfas in vielen Gegenständen

Für Pfas im Grundwasser gelten die Grenzwerte der Trinkwasser-Verordnung. Diese legt aktuell für drei einzelne Pfas-Substanzen Grenzwerte von 0.3 und 0.5 Mikrogramm pro Liter fest.

Für die am häufigsten nachgewiesenen Pfas mit dem grössten Gesundheitsrisiko erliess der Bundesrat bereits Verbote. Bei den Pfas handelt es sich um eine aus mehreren Tausend Chemikalien bestehende Stoffgruppe, die sehr lange in der Umwelt bleibt.

Pfas werden seit Jahrzehnten industriell erzeugt und finden sich wegen ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften in vielen Produkten. Darunter fallen neben Löschschäumen etwa Imprägniermittel, atmungsaktive Regenbekleidung, Skiwachs oder antihaftbeschichtete Pfannen. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
kusel
12.10.2023 13:10registriert Januar 2015
Die Schweiz will es so haben. Trinkwasserinitiative oder Pestizidinitiative wurden abgelehnt. Also liebe Leute - vielleicht ein paar Franken eingespart, dafür euren Kindern einen Bärendienst getan.
26315
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
12.10.2023 16:30registriert Oktober 2018
Die Mitte, FDP und SVP haben gegen ein PFAS-Verbot in Lebensmittelverpackungen gestimmt…
1659
Melden
Zum Kommentar
avatar
Grobianismus
12.10.2023 13:15registriert Februar 2022
Wir hätten in der Hand, dies zu ändern. Wir wollen bloss nicht, Geld ist nämlich auch geil.
15010
Melden
Zum Kommentar
58
«Geht auch übers Handy» – wie ein Kinderhilfswerk im Sudan hilft

Bereits seit einem Jahr erleben die Kinder im Sudan Unsicherheit, Trauma und Gewalt. Schon vor dem Ausbruch des Krieges war die Lage für sie düster: Der Sudan hat weltweit eine der höchsten Raten von Mangelernährung unter Kindern.

Zur Story