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Blutspende: Schwule Männer sollen bald uneingeschränkt spenden können

Keine Sex-Pause mehr: Schwule Männer sollen bald uneingeschränkt Blut spenden können

24.02.2022, 14:1124.02.2022, 21:00
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Sexuell aktive schwule und bisexuelle Männer sollen in der Schweiz künftig Blut spenden können. Die zuständige Nationalratskommission will die heute geltende generelle Rückweisung dieser Bevölkerungsgruppe abschaffen. Sie hat eine Vernehmlassungsvorlage verabschiedet.

ZUR HEUTIGEN MEDIENKONFERENZ DER BLUTSPENDE SRK IN BERN, STELLEN WIR IHNEN AM MONTAG 20. JUNI 2016 FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG. - Beutel mit frisch gespendetem Blut liegen am 11. Januar 2008 a ...
Die Versorgung der Bevölkerung mit Blut soll zur Bundesaufgabe werden: Frisch gespendetes Blut beim Blutspendedienst des Schweizerischen Roten Kreuzes in Zürich.Bild: KEYSTONE

Derzeit können Männer nur dann Blut spenden, wenn sie in den vergangenen zwölf Monaten keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Vor 2017 war Schwulen das Blutspenden gar generell untersagt. Eingeführt worden war die Regel mit dem Aufkommen von Aids in den 1980er-Jahren.

Diese Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung ist laut der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK-N) «nicht mehr angebracht», wie die Parlamentsdienste am Donnerstag mitteilten.

Zahlreiche europäische Länder hatten in den vergangenen Jahren die Beschränkung für schwule Blutspender aufgehoben. Der Bundesrat antwortete im vergangenen März auf einen parlamentarischen Vorstoss, dass er eine Prüfung der Kriterien befürworte, damit Homosexuelle nicht mehr ausgeschlossen würden. Noch im Jahr 2017 hatte sich der Ständerat gegen eine Lockerung der Regeln ausgesprochen.

Heute keine gesetzlichen Regeln

Nun nimmt die SGK-N einen neuen Anlauf. Sie will die neuen Regeln im Heilmittelgesetz verankern. Dessen Revision angeregt hatte alt SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner (AG) im Jahr 2016. Im Text seiner parlamentarischen Initiative waren die neuen Blutspenderegeln für Homosexuelle jedoch kein Thema.

Er forderte vielmehr, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Blut zur Bundesaufgabe werden solle. Dieser Idee stimmten die Gesundheitskommissionen beider Räte zu. In dem nun in die Vernehmlassung geschickten Gesetzesentwurf will die SGK-N den Bund verpflichten, eine hinreichende Versorgung der Bevölkerung mit Blut und labilen Blutprodukten sicherzustellen.

Diese Aufgabe soll auch an private Organisationen übertragen werden können, die dafür entschädigt würden. Eine Bezahlung von Blutspenden soll hingegen verboten bleiben und gesetzlich verankert werden. Bis heute ist der Blutspendedienst vom Gesetzgeber weder ausdrücklich als öffentliche Aufgabe anerkannt noch existiert ein Leistungsauftrag zwischen dem Bund und der Blutspende SRK Schweiz.

Der zivilen Blutversorgung werde in Zukunft angesichts der demografischen Entwicklung eine viel grössere Bedeutung zukommen, ist die SGK-N überzeugt. Der Bund solle daher Finanzhilfen ausrichten können, um den sicheren Umgang mit Blut und labilen Blutprodukten zu fördern, wenn eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung nicht anderweitig gewährleistet werden kann.

Die Vernehmlassung zum Erlassentwurf dauert bis am 31. Mai 2022. (sda)

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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The great 8
24.02.2022 14:47registriert Oktober 2018
Wäre an der Zeit, dass auch MSM (Männer die Sex mit Männer haben) Blut spenden dürfen, ohne dass sie 12 Monate auf Sex verzichten müssen. Der Grund für das Verbot ist ja, dass bei MSM Geschlechtskrankheiten häufiger vorkommen und die nicht sofort nachweisbar sind. HIV ist beispielsweise erst 5 Tage nach der Infektion nachweisbar, das nennt sich diagnostisches Fenster. Bei Hepatitis B sind es 15 Tage.
Quelle: Blutspende.ch

12 Monate sind viel zu viel und lassen sich nicht rechtfertigen. Es braucht endlich bessere Lösungen ohne Stigmatisierung.
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