Schweiz
Justiz

Oberste Polizistin will gewalttätige Männer präventiv einsperren

Gerichtsmediziner beim Hauseingang einer Liegenschaft in der Naehe des Albisriederdoerfli in Zuerich am Freitag, 30. August 2019. In der Stadt Zuerich laeuft ein groesserer Polizeieinsatz. Zwei Person ...
Gerichtsmediziner beim Hauseingang einer Liegenschaft in der Nähe des Albisriederdörfli in Zürich am Freitag, 30. August 2019Bild: KEYSTONE

Morde an Frauen nehmen zu – jetzt spricht die oberste Polizistin der Schweiz

Johanna Bundi Ryser nimmt die Polizei nach den jüngsten Frauen-Morden in Schutz. Es fehle an Mitteln und Datenaustausch zwischen Ämtern.
31.08.2019, 10:27
Pascal Ritter / schweiz am wochenende
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Am Freitagmorgen fand die Polizei die Leichen von zwei älteren Personen in einer Wohnung in Zürich-Albisrieden. Der Mann erschoss mutmasslich die Frau und dann sich selbst. Noch sind die Hintergründe unklar. Sollte es sich aber herausstellen, dass es sich um einen Mord innerhalb einer Beziehung handelt, wäre dies der siebte Fall diesen Sommer, alleine in der Region Zürich.

Am Montag erst tötete ein 37-jähriger Mann seine von ihm getrennt lebende Frau in Dietikon ZH mit einem Messer. Es sind die jüngsten Beispiele eines tödlichen Phänomens. Männer töten Frauen aus Eifersucht, Besitzanspruch oder Verlustangst. Alle zwei Wochen verliert in der Schweiz eine Frau ihr Leben durch die Hand eines Mannes, mit dem sie in einer Beziehung gestanden hatte. Letztes Jahr starben so zwei Dutzend Frauen.

Polizeiverbandspräsidentin Johanna Bundi Ryser.
Polizeiverbandspräsidentin Johanna Bundi Ryser.bild: pvfedpol.ch

Verdächtige müssen wieder laufen gelassen werden

Der mutmassliche Täter von Dietikon war der Polizei bekannt. Er hatte zeitweise wegen häuslicher Gewalt und Drohung ein Kontaktverbot zu seiner Ehefrau und war nur Stunden vor der Tat vor der Wohnung des späteren Opfers weggewiesen worden. Die Polizei geriet darum in die Kritik. «Die Polizei hat versagt!», sagte Susan Peter, die Präsidentin der Dachorganisation der Schweizer Frauenhäuser, zur Zeitung «Blick».

Nun nimmt die höchste Schweizer Polizistin die Zürcher Beamten in Schutz. «Es ist total daneben, wenn man der Polizei die Schuld für die Morde an den Frauen in die Schuhe schiebt», sagt Johanna Bundi Ryser, Präsidentin des Schweizerischen Polizeibeamtenverbandes. Sie gibt zu bedenken, dass die Möglichkeiten der Polizei beschränkt seien. Während ihrer Zeit als Polizistin in Chur erlebte sie immer wieder, dass Frauen um Hilfe baten und sie gerne mehr getan hätte, um diese zu schützen. Bundi Ryser sieht zwei Möglichkeiten, wie Frauen besser vor gewalttätigen Männer geschützt werden können: Präventivhaft und eine Verbesserung des Informationsflusses zwischen verschiedenen Ämtern.

Wenn sich Frauen bei der Polizei melden, werden die Männer, von denen sich die Frauen bedroht fühlen, vorgeladen. Doch die gesetzlichen Hürden, um jemanden zu verhaften, bevor etwas Gravierendes passiert ist, sind laut Bundi Ryser sehr hoch. «Manchmal würde man einen Mann gerne präventiv dabehalten, doch kein Richter in der Schweiz bewilligt so etwas. Also müssen wir ihn wieder laufen lassen.»

Kesb und Schule sollen Polizei informieren

Täter fielen zudem oft auf, bevor sie töteten, etwa bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb), in der Schule der Kinder oder auf dem Sozialamt. «Leider gelangen aber zu wenig Warnhinweise über solche Behörden zur Polizei. Der Datenschutz für die Täter wird höher gewichtet als das Schutzbedürfnis der Frauen», sagt Bundi Ryser. «Wir brauchen mehr Opferschutz und weniger Täterschutz.» Konkrete Vorschläge für Gesetzesanpassungen will Bundi Ryser keine machen. Sie appelliert aber an Politiker und Juristen, sich Gedanken zu machen, wie die Möglichkeiten für Polizisten, Frauen zu schützen, ausgebaut werden könnten.

Femizid wird zum Frauenstreik-Thema

Die Morde an Frauen werden derweil auch zum Thema der Frauenstreik-Bewegung. Am Donnerstag fand in Zürich innert kurzer Zeit bereits die zweite Kundgebung gegen Gewalt an Frauen statt. Unter dem Motto «Ni una menos» demonstrierten gemäss Veranstaltern rund hundert Frauen. Der Slogan ist spanisch und bedeutet «Nicht eine Frau weniger». Er stammt ursprünglich von Feministinnen aus Argentinien, von wo er sich auf ganz Lateinamerika und über Spanien auch in Europa ausbreitete. In diesen Ländern demonstrieren Feministinnen jedes Mal, wenn eine Frau ermordet wird. Die Morde prangern sie als «Femizid» an, weil Frauen getötet würden, nur weil sie Frauen sind.

Dies soll fortan auch in der Schweiz geschehen. Gemäss Salome Schaerer vom feministischen Frauen*streikkollektiv Zürich soll nun jedes Mal eine Kundgebung stattfinden, wenn es zu einem Femizid kommt. Dazu wurde der Helvetiaplatz bereits symbolisch in «Ni una menos»-Platz umgetauft. Für Schaerer sind die Frauenmorde die Folge einer sexistischen Gesellschaftsstruktur, in dem Männer Macht über Frauen ausüben.

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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olmabrotwurschtmitbürli #wurstkäseszenario
31.08.2019 10:45registriert Juni 2017
Ihr müsst die Titel sorgfältiger machen. So ist der falsch.

Der Anteil von Frauen als Opfer bei Tötungsdelikten ist sehr hoch und der Anteil männlicher Täter ebenfalls. Eine Zunahme ist aber nicht feststellbar.
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PolZH
31.08.2019 12:17registriert August 2019
Komische Bezeichnung; Frau Bundi ist wirklich nicht die oberste Polizistin...sie ist einfach nur die Verbandspräsidentin ohne direkten Einfluss auf die Polizeikorps.
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grandvlad
31.08.2019 10:49registriert Januar 2014
Alle zwei Wochen verliert in der Schweiz eine Frau ihr Leben durch die Hand eines Mannes, mit dem sie in einer Beziehung gestanden hatte. @frauen: wer länger leben will, lasse sich auf keine Beziehung ein; Fazit: go for 🌈 😁
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