Schweiz
LGBTQIA+

Rechtsprofessor fordert Abschaffung der Geschlechter im Schweizer Pass

Weshalb ein Rechtsprofessor die Abschaffung der Geschlechter im Schweizer Pass fordert

Der renommierte Privatrechts-Professor Thomas Geiser hat in einem Interview die Abschaffung des amtlichen Geschlechts im Pass und im Zivilstandsregister gefordert.
06.10.2024, 07:4506.10.2024, 08:53
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Zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden, widerspreche dem Gleichstellungsgebot in der Verfassung, so Geiser. «Der Staat dürfte diese Unterscheidung eigentlich gar nicht mehr machen», sagte Geiser der «Sonntagszeitung». Es gebe heute keinen Grund mehr dafür, dass der Staat zwischen Mann und Frau unterscheide.

«Jeder soll sich weiterhin als Mann, Frau oder nonbinär bezeichnen können, wie er möchte. Aber für den Staat muss diese Unterscheidung irrelevant sein.»

Der 71-jährige ehemalige Professor an der Universität St.Gallen und einstige nebenamtliche Richter am Bundesgericht forderte, die Einträge zu Mann oder Frau aus dem Zivilstandsregister zu löschen. Die Abschaffung würde seiner Meinung nach vieles vereinfachen und hätte keine Nachteile.

thomas geiser srf
Thomas Geiser ist ein renommierter Schweizer Rechtsexperte.

Strafrecht weitgehend geschlechtsneutral

Es gebe nur noch sehr wenige relevante Gesetze, die eine Geschlechterunterscheidung machten. Die meisten Unterschiede seien in den letzten Jahren abgeschafft worden, argumentierte Geiser. Das Rentenalter der Frauen sei an das der Männer angepasst worden. Auch die Unterschiede bei den Witwenrenten dürften laut Europäischem Gerichtshof für Menschenrechte nicht mehr bestehen. Das Strafrecht sei weitgehend geschlechtsneutral.

«Es bleibt nur noch die Militärpflicht, bei der zwischen Männern und Frauen unterschieden wird.»

Geisers Idee geht weiter als die Forderung nach einem dritten Geschlecht. Die Einführung eines solchen hatte das Musiktalent Nemo nach dem Gewinn des diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) bei einem Treffen mit Justizminister Beat Jans gefordert. «Ein drittes Geschlecht, wie es Nemo vorschwebt, würde zwar ein Problem lösen, aber gleich wieder neue schaffen, weil auch drei Geschlechter nicht allen Menschen gerecht würden», sagte Geiser. Es würde immer noch unnötige Zwänge geben. (sda/con)

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219 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
06.10.2024 08:09registriert Oktober 2018
In der Folge führen wir Arme / Zivildienst/ Zivilschutz / Wehrpflichtersatz für alle ein…

Wäre sowieso schon lange an der Zeit…
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Xicotencatl Axayacatl
06.10.2024 08:44registriert August 2024
Das Geschlecht ist objektiv feststellbar und kann somit dazu dienen, einen Menschen eindeutig zu identifizieren, wie die Körpergrösse oder die Augenfarbe (die ja bei uns nicht im Pass vermerkt ist). Daher finde ich es nicht so einfach, das aus Pass/ID zu streichen. Wie sich ein jeder ankleidet oder vorstellt, ist ja jedem überlassen. Aber ich denke, die Unterscheidung zwischen einem so fundamentalen biologischen Unterschied hat durchaus seinen Platz in einem Dokument, das dazu dienen soll, die Identität festzustellen. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, gefühlte Realitäten festzustellen.
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Goatse
06.10.2024 09:14registriert Juli 2024
Getrennte WCs gibt es dann auch nicht mehr. Frauenknast passé, viel Spass mit den richtig üblen Vergewaltigern im selben Gefängnis.

Mutterschaftsurlaub? Pööh für alle gleich. Armee? Gibt es nicht mehr, jeder ist eine Frau.

Der Herr hat sein Diplom wohl im Lotto gewonnen…
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