Verleger Ringier bezeichnet Blick-TV trotz Ende als «Erfolg » – Schawinski sieht's anders
Am Freitag hat der Online-Sender Blick-TV zum letzten Mal seine drei täglichen Nachrichtenprogramme ausgestrahlt. Verantwortliche des Ringier-Verlags vermeiden klare Auskünfte darüber, was nun mit den 48 Angestellten des Senders geschieht. Sie sind entsprechend beunruhigt. Ladina Heimgartner, Chefin von Ringier Medien Schweiz, verwies in einem Interview mit dem Branchenportal «Persönlich» auf eine Reorganisation im Newsroom.
Heimgartner stellte ausserdem in Abrede, dass Blick-TV am Ende sei. Das sorgt in der Medienbranche für Staunen und Erheiterung und innerhalb von Ringier für Staunen und Bitterkeit. Die Abrufvideos und Live-Streams wichtiger Anlässe, von denen Heimgartner nun spricht, gab es schon lange vor dem Start von Blick-TV; sie gehören auch zum Inventar anderer Nachrichtenportale. Ein Fernsehsender ohne eigenes tägliches Programm ist aber ein Phantom.
Blick-TV machte die gleiche Erfahrung wie der Sender Bild-TV des deutschen Springer-Verlags: Die auf einem Online-Portal gezeigte Live-Berichterstattung stiess auf ein minimales Interesse. Bild-TV, im Sommer 2021 gestartet, ist bereits Geschichte. Auch die abendliche Talkshow «Viertel nach acht», die anfänglich beachtet wurde, ist inzwischen eingestellt worden.
Verleger Ringier und Chef Walder sind stolz auf Blick-TV
Verleger Michael Ringier und CEO Marc Walder reagierten am Freitag auf die Berichterstattung von CH Media – sie richteten sich in einem gemeinsam unterzeichneten Schreiben an die Belegschaft:
Medienpionier und Fernsehexperte Roger Schawinski verfasste derweil einen Kommentar auf dem Portal «Persönlich». Er schreibt:
In beiden Ländern habe man sich trotz der weitaus stärksten Boulevard-Marke mit der Lancierung eines linearen Fernsehprogramms vertan – die zwei Verlage seien mit ihren Projekten «vollständig abgeschmiert».
Gravierende programmliche Fehler hätten dazu beigetragen. Das heutige Fernsehangebot sei auch im Genre Information recht gross. Mit einem «schmalbrüstigen, billig produzierten Programm» sei es kaum möglich, «echten Mehrwert für ein breites Publikum zu schaffen». (bzbasel.ch)