In der Schweizer Medienlandschaft gibt es unzählige Preise. Das sorgt zwar gelegentlich für Häme, der Grund dafür ist aber berechtigt: Preise sollen Journalistinnen und andere Medienschaffende zu Höchstleistungen anspornen.
Obwohl die Prämierten dann gelegentlich als «Edelfedern» bezeichnet werden, bleiben jene in der Schweiz unausgezeichnet, die wirklich (noch) mit Federn operieren.
Die Rede ist von sogenannten Pressezeichnerinnen und Pressezeichnern. Man lacht zwar über ihre Karikaturen oder freut sich über Darstellungen von unfotografierbaren Momenten, gelegentlich kennt man sie sogar beim Namen.
Die «Edelfeder» unter ihnen wurde aber dieses Jahr erstmals gesucht. Geworden ist es Ruedi Widmer, heisst es von den Verantwortlichen hinter dem Wettbewerb.
Der 49-jährige Illustrator und Cartoonist aus Winterthur zeichnet seit 1995 und veröffentlicht seit 2000 in Schweizer Zeitungen. Im laufenden Jahr erschienen seine Zeichnungen unter anderem in der «Wochenzeitung», im «Tages-Anzeiger» und im Konsummagazin «Saldo». Er gewann «mit grossem Abstand», wie Organisator Olivier Samter gegenüber watson mitteilt.
Samter lancierte die Abstimmung quasi als Trotzreaktion auf die anderen Medienpreise: «Seit Jahren sehe ich, wie sich das Magazin ‹Schweizer Journalist:in› in gefühlt siebzehntausend Kategorien selbst feiert, aber weder für Fotograf:innen noch Zeichner:innen die gleiche Würdigung kennt.»
2022 verbesserte sich die Situation zwar für die fotografierende Branche – Zeichnerinnen und Zeichner blieben aber weiterhin ungewürdigt.
Samter, der selbst bekannter Zeichner ist, ärgerte sich darüber: «Wir leisten ebenfalls eine wichtige journalistische Arbeit. Zudem gibt es bei uns kaum Nachwuchs. Es war mir deshalb wichtig, die Arbeit von Bildschaffenden sichtbar zu machen, damit sie nicht vergessen geht.»
Der 29-jährige Zürcher, der unter anderem für die «Zürichsee-Zeitung» zeichnet und 2020 wegen «Mini-Mäskli» fürs Generalabonnement und Halbtax Ärger mit den SBB hatte, eröffnete daraufhin selbstständig eine Abstimmung, die im Umfeld der Zeichnerinnen und Zeichner und in den sozialen Medien geteilt wurde.
Auf dem Podest landeten neben Widmer auf dem zweiten Platz Anna «ANNA» Hartmann (unter anderem «Schweizerische Ärztezeitung») und Marco Arrigoni («Seichnungen», SRF-«Deville» und Petarde).
Schweizer Pressezeichnungen – darunter jene der drei Prämierten – können derzeit an der «Gezeichnet»-Ausstellung im Berner Museum für Kommunikation angeschaut werden. Sie wird unabhängig von der Prämierung durchgeführt und dauert bis Ende Februar 2023.
Anders als in den früheren Jahren fand heuer die Vernissage der Ausstellung erstmals nicht im Keller, sondern in einem grösseren Nachbargebäude statt. Grund dafür war das gestiegene Interesse an den Zeichnungen, wie es von den Verantwortlichen heisst.
Wäre aber schön, von den anderen etwa 50 Zeichner:innen auch noch was zu sehen...