«Chihuahua», «Somebody Dance With Me» oder «Everybody»: DJ Bobo hat in seiner Karriere für einige Ohrwürmer gesorgt, die Melodien kennen alle (auch wenn es vielleicht nicht alle zugeben).
Doch laut einem Bericht des «Blicks» ist der gebürtige Aargauer längst nicht nur der schimmernde Eurodance-Strahlemann, der ausnahmslos positive Stimmung verbreitet – hinter den Kulissen soll René Baumann, wie er bürgerlich heisst, mehrfach unfair und moralisch verwerflich mit Mitarbeitenden umgesprungen sein. Im Schauspielhaus Zürich erzählt nun sogar ein Theaterstück davon. Eine Übersicht über die verschiedenen Vorwürfe gegen Bobo:
Der öffentlich am besten bekannte Fall: Die US-Sängerin Lori Glori sang 1994 mehrere Lieder für DJ Bobo ein. Sie erhielt damals rund 8000 Franken dafür und unterschrieb eine angebliche Quittung. In Tat und Wahrheit trat sie damit aber ihr Urheberrecht an den Songs ab. «Ich konnte kaum Deutsch und ich dachte, es sei eine Quittung», sagte sie in einem Interview. Die Sängerin macht in der Folge harte Zeiten durch, während Bobo auch dank ihrer Stimme richtig durchstartet – und hohe Einnahmen erzielt. Auf Anrufe der Sängerin habe Baumann in der Folge nie mehr reagiert. Eine Klage von Lori Glori wird später durch ein Gericht abgewiesen.
Die Geschichte von Glori, die sich immer noch ungerecht behandelt fühlt, wird aktuell in einem Musical mit dem Namen «Last Night a DJ Took My Life» im Schauspielhaus Zürich gezeigt – mit der Sängerin selbst in der Hauptrolle.
Mit «Somebody Dance With Me» schaffte DJ Bobo Anfang der 90er-Jahre den Durchbruch. Doch die eingängige Melodie war nicht seine Idee. Er hat beim US-amerikanischen Sänger Rockwell abgekupfert, wie er später auch selbst eingeräumt hat. Der Fall ging glimpflich aus, Bobo einigte sich aussergerichtlich mit dem Sänger. Er beteiligte diesen fortan an den Einnahmen, die er mit dem Hit generierte.
Nochmals «Somebody Dance With Me»: Die Sängerin Emel Aykanat schildert eine ähnliche Geschichte wie Lori Glori. Sie sang den Refrain des ersten grossen Bobo-Hits. Sie sollte eine Beteiligung erhalten, sollte der Titel erfolgreich werden. Doch als er es wurde, seien ihr nachträglich veränderte Quittungen vorgelegt worden, mit welchen sie angeblich ihre Urheberrechte abgetreten hatte. Die heute 48-Jährige unterstellte Baumann öffentlich eine «beträchtliche kriminelle Energie».
Auch dieser Fall endete für Bobo ohne rechtliche Konsequenzen, die Rettung war erneut eine aussergerichtliche Einigung. Aykanat erhielt Beteiligungen in der Höhe eines sechsstelligen Betrages.
Nicht korrekt behandelt fühlt sich auch die Tänzerin und Sängerin Tanja Geuder, die in den 90ern während drei Jahren mit Bobo auf der Bühne stand. Sie stürzte während einer Show in ein Loch, verletzte sich dabei schwer an der Schulter und konnte nicht mehr auftreten. Die Bühne soll kurz zuvor verändert worden sein, wie Geuder sagt. Eine Entschädigung habe sie nie erhalten, wie sie gegenüber dem «Blick» erklärt. Eine Klage hat sie aus finanziellen Gründen nie eingereicht.
Nicht gut auf Baumann zu sprechen ist auch sein erster Produzent Gutze Gautschi. Er nahm mit Bobo im Jahr 1992 sein erstes Album auf und verhalf ihm damit zum Durchbruch. Doch Dankbarkeit habe der Eurodance-Star im Anschluss nie gezeigt.
Stattdessen habe Bobo das Label gewechselt und alle seine Songs neu aufgenommen. Dadurch umging er die Verpflichtung zur Zahlung von Tantiemen an sein früheres Label. Laut Gautschi habe Bobo die Neuaufnahmen nie sauber als solche deklariert.
Gautschi äussert sich auch zum Glori-Fall in den 90ern: «Gibt jemand die Stimme für einen Hit, beteiligt man sie oder ihn mit einem Prozentsatz. Das machen seriöse Labels so.» Bobos Verhalten sei daneben, Abzocke gewesen und zeige seinen wahren Charakter.
Auch wenn sich DJ Bobo womöglich nie strafbar gemacht hat – er musste sich auch nie vor Gericht verantworten –, so zeigen die zahlreichen gegen ihn gerichteten Vorwürfe zumindest eines: Der auf der Bühne stets strahlende Gute-Laune-Musiker hat auch eine andere Seite: jene des knallharten, manchmal skrupellosen Geschäftsmannes.
Das Stück «Last Night a DJ Took My Life» von Joana Tischkau ist noch bis am 14. Mai im Schauspielhaus Zürich zu sehen. (con)
Immerhin können wir alle etwas daraus lernen: Unterschreibe niemals etwas, das Du nicht verstehst. Sei es aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten oder unverständlichem Inhalt - un-ter-schreib-es-nicht☝️