Das modernste Männergefängnis der Schweiz in Cazis in Mittelbünden ist nach einer Bauzeit von drei Jahren fertiggestellt worden. Am Freitag fand hinter sieben Meter hohen Mauern und in Anwesenheit von Bundesrätin Karin Keller-Sutter die Schlüsselübergabe statt.
Den Schlüssel übergab Bündner Baudirektor Mario Cavigelli Justizdirektor Peter Peyer, dessen Departement die Anstalt betreibt. Die neue geschlossene Justizvollzugsanstalt Tignez in Cazis haben der Kanton Graubünden mit 86 Millionen und der Bund mit 33 Millionen Franken finanziert. Ausgerichtet ist sie auf die Bedürfnisse des Ostschweizer Strafvollzugskonkordats, dem sieben Kantone angehören.
Die Konkordatspräsidentin, die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr, sagte, es seien zusätzliche Gefängnisplätze nötig, zumal in Zürich Gefängnisse geschlossen würden. 70 Personen aus dem Kanton Zürich werden in der neuen Anstalt in Cazis im Schnitt einsitzen. Am zweitmeisten Insassen kommen aus dem Konkordatskanton St. Gallen. Insgesamt können 152 Insassen untergebracht werden.
Bundesrätin Karin Keller-Sutter betonte, der Strafvollzug sei eine Verbundaufgabe von Bund und Kantonen. Die neue Justizvollzugsanstalt in Graubünden sei ein Beispiel dafür, wie diese Aufgabe gelingen könne. Cazis sei ein Vorbild und Ansporn dafür, die anstehenden Aufgaben im Justizvollzug anzupacken.
Der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli sprach von einem Meilenstein im Strafvollzug und einem «Jahrhundertbauwerk». Die Justizvollzugsanstalt Tignez ersetzt den Churer Sennhof in Chur. Das älteste kantonale Gefängnis in Graubünden wird Ende 2019 nach 200 Jahren Betriebszeit geschlossen, die Insassen werden nach Cazis verlegt.
Das neue Gefängnis, in dem auch langjährige Strafen abgesessen werden, wird bis Ende Jahr intensiv getestet. Die Betriebsaufnahme erfolgt Anfang 2020.
Sieben Jahre dauerten der politische Prozess und Planung, bevor die Bagger im Juni 2016 auffuhren. Das überbaute Gebiet umfasst sieben Fussballfelder. Die sieben Meter hohe Gefängnismauer misst einen Kilometer.
Das Gefängnis hat für die Region Mittelbünden auch eine volkswirtschaftliche Bedeutung. Zu den bestehenden 30 Arbeitsplätzen, die vom Sennhof in Chur nach Cazis verlegt werden, wurden 80 neue Stellen geschaffen.
Die neue Justizvollzugsanstalt und das bestehende in Realta zahlen zusammen eine Lohnsumme von 16 Millionen Franken jährlich aus. Auch das Gewerbe dürfte Freude haben am Neubau. Ein Bäcker beispielsweise kann jeden Tag 60 Kilogramm Ruchbrot hinter die Gefängnismauern liefern. (aeg/sda)