Das Wandbild mit kolonial geprägten stereotypierten Darstellungen in einem Berner Schulhaus wird als Schenkung an das Bernische Historische Museum gehen. Dort soll es im Rahmen einer Ausstellung kritisch eingeordnet werden.
Das Wandbild soll bis Ende Jahr abgenommen und dem Museum übergeben werden, teilte die Stadt Bern am Dienstag mit. Im Bernisch Historischen Museum soll im April 2024 eine Ausstellung stattfinden, welche das Werk kontextualisiert und eine öffentliche Debatte ermöglicht.
Das Wandbild der Künstler Eugen Jordi (1894-1983) und Emil Zbinden (1908-1991) prangt seit 1949 im Schulhaus Wylergut. Es zeigt ein Alphabet, das die Buchstabenfolge mit Tierbildern, einzelnen Pflanzen und Artefakten, aber auch mit drei stereotyp dargestellten Menschen aus Afrika, Asien und Amerika illustriert.
Die Stadt Bern hatte im Rahmen eines Projektwettbewerbs nach Vorschlägen gesucht, wie mit dem Kunstwerk umgegangen werden soll. Dabei entschied sich eine Fachjury für das Projekt des Vereins «Das Wandbild muss weg!» von Ashkira Darman, Fatima Moumouni, Vera Ryser, Bernhard Schär und Angela Wittwer. Später schlossen sich auch Izabel Barros und Esther Poppe dem Projekt an.
Der Verein schlug vor das Wandbild in ein Museum zu verschieben, denn es wollte keine Kontextualisierung in der Schule. Bei den Buchstaben C, I und N waren Menschen, die heute als koloniale Stereotypen wahrgenommen werden, dargestellt. Die betroffenen Kacheln wurden von einer anonymen Person im Jahr 2020 übermalt und seitdem so belassen.
Diese drei dargestellten Personen würden eingebettet im Gesamtwerk der Natur und der Tierwelt zugeordnet, erklärte Vera Ryser, Mitglied des Vereins «Das Wandbild muss weg!» und Projektleiterin. Weisse Menschen seien hingegen nicht dargestellt und würden sich somit von der Naturwelt abheben. «Im Kontext einer Schule ist es nicht mehr tragbar», sagte Ryser.
Das Bernisch Historische Museum werde das Wandbild in seine Sammlung aufnehmen, sagte Thomas Pauli-Gabi, Direktor des Museums. Die Debatten zu diesem Bild und dem kolonialen Erbe würden in das Museum gehören. Das Projektteam sei als Gastkuratorium für die Ausstellung eingeladen, das Wandbild in einer Ausstellung zu kontextualisieren. Diese soll verschiedene Stimmen erhalten.
Das Projekt koste insgesamt 250'000 Franken, welche der Verein trägt. Die Stadt beteilige sich mit 55'000 Franken an dem Projekt. Der Rest konnte der Verein bei Stiftungen, der Burgergemeinde Bern, Pro Helvetia und dem Bund einwerben.
Die Abnahme des Wandbilds werde mit Unterstützung des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung der Hochschule der Künste Bern (HKB) vorgenommen, schrieb die Stadt Bern in ihrer Mitteilung. Dabei werde die Malschicht und der Putz abgenommen, erklärte Christel Meyer-Wilmes von der HKB. Es handle sich um das sogenannte Staccoverfahren.
Eigentlich hätte die Abnahme in den Frühlingsferien starten sollen. Aufgrund einer baupolizeilichen Anzeige wurde diese Entfernung eingestellt, schrieb das Berner Onlinemedium «Journal B» Ende März. Die Stadt Bern halte aber weiterhin an ihrem Zeitplan fest und die Abnahme soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein. (sda)