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Herzog, Allemann und Baume-Schneider: So war das erste SP-Hearing

Namensschilder der SP Bundesratskandidatinnen Evi Allemann, Regierungsraetin SP-BE, Elisabeth Baume-Schneider, Staenderaetin SP-JU und Eva Herzog, Staenderaetin SP-BS, links nach rechts, an einem oeff ...
Beim ersten SP-Hearing zeigten lediglich die Namensschilder Ecken und Kanten.Bild: keystone
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Die Unkonzentrierte, die Unsichere und die Stabile: So war das erste SP-Hearing

Die drei SP-Kandidatinnen fürs Bundesratsamt mussten sich am Montagabend im Luzerner Neubad dem ersten öffentlichen Hearing stellen. Besonders kritische Fragen gab es (noch) keine aus der Parteibasis.
21.11.2022, 23:5322.11.2022, 13:51
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Gestern, Montag, war es klar: Bei der SP kommt es wohl zu keinen Überraschungen. Um 12 Uhr endete die Frist zur Einreichung der Kandidatur für die Bundesratswahl – gemacht haben das nur die drei bisher bekannten Frauen Evi Allemann, Elisabeth Baume-Schneider und Eva Herzog. Für sie begann damit gestern ein kurzer, aber intensiver Wahlkampf, in dem sie sich zuerst parteiintern, später auch bei den anderen Parteien beliebt machen müssen.

Die erste Phase begann gestern Abend: Die SP lud die Kandidatinnen zum ersten von vier öffentlichen Hearings nach Luzern ein, wo sie sich den Fragen von Parteimitgliedern und dem Volk stellen mussten. Als Veranstaltungsort wurde dafür das «Neubad» ausgewählt, ein ehemaliges Hallenbad, welches zum Kulturlokal umfunktioniert wurde.

Co-Präsident Cédric Wermuth erklärte zu Beginn, was er vom Frauen-Trio halte: «Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, eine mittelmässige Kandidatur zu finden. Das ist uns aber nicht gelungen. Wir haben ausschliesslich exzellente Kandidatinnen gefunden.» Die gut einstündige Veranstaltung gab dem Publikum kaum triftige Gründe, daran zu zweifeln – was aber auch eher mit dem mittelmässigen Tiefgang der Debatte zusammenhing.

Was aufgefallen war

Die SP Bundesratskandidatinnen Eva Herzog, Staenderaetin SP-BS, Elisabeth Baume-Schneider, Staenderaetin SP-JU, Moderator David Roth, Vize-Praesident SP Schweiz und Evi Allemann, Regierungsraetin SP-B ...
Das erste öffentliche Hearing fand im Luzerner Neubad statt.Bild: keystone

Bei den Kandidatinnen

  • Die jurassische SP-Politikerin Elisabeth Baume-Schneider punktete mit ihrer Sprachkompetenz: Sie sprach – so wie ihre beiden Gegnerinnen – durchwegs Schweizerdeutsch, auch wenn es einzelne Stolperer gab. Negativ aufgefallen war sie wegen ihrer unkonzentrierten Gestik: Sie tippte mehrmals auf ihrem Handy herum oder versuchte, mit Eva Herzog zu plaudern, als Evi Allemann ihre Position darlegte.
  • Die Basler Kandidatin Eva Herzog punktete mit ihren geschliffenen Voten. Sie berichtete in mehreren Wortmeldungen, wie sie dies oder jenes als Regierungsrätin erlebte. Und lieferte einen derart stabilen Auftritt, dass kaum rhetorische Patzer oder heikle Positionsbezüge erkennbar waren.
  • Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann wirkte zeitweise ungewohnt unsicher angesichts des Amtes, das sie künftig übernehmen will. Allemann erklärte etwa, dass sie es kampflos akzeptieren werde, wenn sie bloss wegen ihrer Berner Herkunft nicht gewählt werden sollte. Sie kaschierte dies im Verlauf der Debatte zwar gut mit Aussagen, die bei der Parteibasis gut ankamen. Beim genaueren Hinhören erwiesen sich die Parolen aber eher als Floskeln oder im Kontext eines Bundesratsamtes als revolutionär (sprich: unrealistisch).

Bei den Positionen

Die SP Bundesratskandidatinnen Eva Herzog, Staenderaetin SP-BS, Elisabeth Baume-Schneider, Staenderaetin SP-JU und Evi Allemann, Regierungsraetin SP-BE, links nach rechts, posieren vor einem oeffentli ...
Das erste Hearing ergab keine klare Siegerin. Von links nach rechts (Verortung auf dem Bild, nicht politisch): Eva Herzog, Elisabeth Baume-Schneider, Evi Allemann.Bild: keystone

Grosse Meinungsunterschiede waren während der gut einstündigen Debatte kaum zu hören. Schuld daran waren unter anderem die Fragen des Moderators und SP-Politikers David Roth, der zeitweise aus dem Hearing eine Comedyshow machte. Dort, wo es inhaltlich um politische Fragen ging, stimmten sich die Kandidatinnen hauptsächlich gegenseitig zu. Hörbare Konflikte gab es lediglich beim Punkt, wie die Kaufkraft gestützt werden sollte:

  • Herzog betonte, dass es bereits gute Massnahmen und Vorstösse gebe – so etwa bei den Prämienverbilligungen. Zudem erwähnte sie die Sozialpartnerschaft: «Früher gab es eher mal einen Teuerungsausgleich, wenn der Lohn durch die Inflation kleiner wurde. Mein Appell ist daher: Das braucht es auch jetzt wieder.»
  • Baume-Schneider griff Herzogs Punkt in einem hörbar zynischem Ton auf: «Man kann schon appellieren – aber es wird nicht umgesetzt.» Sie nutzte die Kaufkraft-Frage zunächst für lange Erklärungsversuche, wie schwierig man es als Sozialdemokratin in der Minderheit habe. Sie präsentierte aber auch eine Antwort auf das Problem: «Es ist nicht einfach, in der Minderheit zu sein. Ich muss daher mit Modellen und Beweisen kommen, wieso es gefährlich ist, wenn die Armut weiterhin steigt.»
  • Allemann erklärte, was generell wichtig in der Regierungspolitik sei: «Es braucht ein Zusammenspiel von Bund, Kantonen und Gemeinden – auch in der Kaufkraft-Frage.» Sie lieferte mit der Aussage, dass man den Bau von günstigen Wohnungen fördern müsse, zwar etwas, was die Genossinnen und Genossen hören wollten. Allemann versuchte die Forderung auch zu konkretisieren (raumplanerische oder regulatorische Massnahmen), sie scheiterte aber daran, zu erklären, wie das Portemonnaie der arbeitenden Bevölkerung angesichts der akuten Teuerung entlastet werden sollte.

Fazit nach dem Hearing #1

Die SP Bundesratskandidatinnen Elisabeth Baume-Schneider, Staenderaetin SP-JU, 2. links, Eva Herzog, Staenderaetin SP-BS, 3. rechts, und Evi Allemann, Regierungsraetin SP-BE, 2. rechts, vor einem oeff ...
Einige Gäste im Publikum waren Mitglieder des SP-Parteirats. Sie werden der Fraktion eine Empfehlung abgeben.Bild: keystone
  • Hearing als Unterhaltungsevent: Beim Publikum (es waren rund 150 Gästinnen und Gäste anwesend, davon ein Grossteil SP-Mitglieder) kam die Veranstaltung unterhaltsam an. Es waren viele Witze, lustige Sprüche und Parolen zu hören – eine klare Tendenz, wer sich denn am besten präsentiert hatte, gab es aber nicht. Beispielhaft dafür war der Auftritt eines SP-Mitglieds einer Luzerner Landgemeinde: Er sorgte mit der Frage «Wie sieht euer Pokerface aus?» zwar für viel Gelächter, dafür aber für wenig Klärung, wer am geeignetsten fürs Bundesratsamt ist.
  • Unklar, wofür das Ganze: Ein Mitglied des SP-Parteirats sagte nach dem Hearing: «Ich bin hierhergekommen, weil ich erfahren wollte, was ich am Freitag der Bundeshausfraktion empfehlen soll. Gross geholfen hat mir das aber noch nicht.» Eine Genossin aus der Stadt Luzern sagte hämisch: «Mehr als ein Warmlaufen war es heute nicht.»
  • Der schweigende Chef: Co-Präsident Cédric Wermuth gab sich vor dem Hearing sehr wortreich, ein eigenes Fazit wollte er aber nicht abgeben. Auf die Frage, wer denn nun seine Favoritin nach dem ersten Hearing sei, sagte er im Gespräch mit Journalisten: «Ich werde zu dieser Frage bis zu meinem Lebensende schweigen.»

So geht es nun weiter

Diese Woche wird es zu drei weiteren solcher Volkshearings kommen: am Dienstag in Lausanne (Centre pluriculturel et social d'Ouchy), Mittwoch in Zürich (Volkshaus) und Donnerstag in Liestal BL (Kulturhotel Guggenheim), jeweils ab 19 Uhr.

Am Freitag wird der Parteirat seine Empfehlung abgeben, bevor am Samstag die Bundeshausfraktion definitiv entscheidet, welche beiden Namen dem Parlament zur Bundesratswahl vorgeschlagen werden sollen. Danach kommt es zu den Hearings bei den anderen Bundeshausfraktionen. Die Wahl findet am 7. Dezember statt.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Winschdi
22.11.2022 07:39registriert Februar 2014
Am meisten Bundesratsformat hat eindeutig Herzog (auch mehr als Jositsch). Baume- Schneider ist sicher nett und Allemann sympathisch, aber damit gewinnt man leider nichts.
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Laggoss
22.11.2022 07:33registriert Januar 2021
Auch wenn es unfair sein mag, es schwingt nun schon etwas das Gefühl mit, dass Herr Jositsch die Runde belebt hätte. Der faktische Ausschluss aller Kandidaturen von Männern erweist den Kandidatinnen unabhängig von deren Eignung einen Bärendienst.
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Wurstbrot
22.11.2022 04:52registriert Juni 2018
Es gibt keinen Grund Eva Herzog nicht zu wählen. Allemann als Bernerin und Baume-Schneider als Welsche werden kaum gewählt werden.
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