Regelmässige Massentests, Zimmer lüften oder Maskenpflicht: Wie Schulkinder vor dem Coronavirus geschützt werden sollen, wird seit Ende des Lockdowns im Mai 2020 immer wieder diskutiert. Nun wird die Diskussion wieder lauter, denn die Corona-Zahlen steigen erneut.
Neben den Kantonen haben auch Eltern ganz unterschiedliche Vorstellungen, was zu tun ist: Die einen nehmen ihre Kinder nach Hause ins Homeschooling, um sie zu schützen, andere lehnen Massentests an Schulen ab. Mitten drin stehen Lehrerinnen und Lehrer. Wie geht es ihnen dabei? Wir haben mit sechs Lehrpersonen gesprochen.
Ich habe jeden Tag eine Klasse vor mir, die allenfalls in Quarantäne muss. Es ist wie ein Damoklesschwert, das über einem hängt. Die Hälfte meiner Klasse nimmt nicht an den regelmässigen Massentests teil.
Ihre Eltern mussten nur einen Zettel unterschreiben, ob sie die Einwilligung für die Tests geben oder nicht. Einen Grund mussten sie nicht angeben. Ich würde gerne auf die jeweiligen Väter und Mütter zugehen können, die das Testen ablehnen, aber das ist heikel. Unter den Kindern ist es lustigerweise kein Thema. Ich habe eine Mischklasse, fünfte und sechste. Sie ziehen sich nicht gegenseitig auf, dass die einen am Test teilnehmen und die anderen nicht. Das finde ich eigentlich schön.
Es macht mir Sorgen, dass die Corona-Zahlen jetzt wieder steigen. Die Zukunft ist sehr unsicher und einen erneuten Fernunterricht will niemand. Ich würde gerne besser planen können und wünsche mir, dass wieder etwas Ruhe einkehrt. Parallel zu meiner eigentlichen Aufgabe führe ich Massentests durch, schaue, dass die Kinder die Schutzmassnahmen einhalten und kläre laufend die geltenden Regeln für Ausflüge oder Anlässe ab. Dabei würde ich am liebsten einfach unterrichten.
Klar, Normalität wünschen wir uns alle und da braucht es Pragmatismus. Die Massentests durchzuführen ist an sich auch nicht das Problem, sondern die Summe aller Aufgaben. Man sollte Lehrpersonen in der momentanen Situationen entlasten, indem man beispielsweise auf Sparmassnahmen verzichtet oder Schulreformen verschiebt. Es braucht aktuell sicher nicht noch mehr, das man uns aufbürdet.
In meiner Schule werden seit dieser Woche Reihentests durchgeführt. Das finde ich gut und wichtig. Allerdings sollte es nach Ansicht des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands ZLV nicht Aufgabe der einzelnen Schulen oder Lehrpersonen sein, über die Durchführung konkreter Corona-Massnahmen zu entscheiden.
Dafür zuständig und verantwortlich wäre die Bildungsdirektion. Sie empfiehlt seit kurzem dringend, dass die Schulen Massentest durchführen. Tatsächlich bedeutet das aber, dass die Entscheidung einfach an die einzelnen Schulen delegiert wird. Das ist falsch. Die Lehrpersonen, respektive die Schulen sollten sich auf ihre pädagogischen Aufgaben konzentrieren.
Wenn die Bildungsdirektion Reihentests als dringlich erachtet, dann soll sie diese anordnen. Das fordern wir vom ZLV schon seit einiger Zeit. Gleiches gilt bei der Raumluft: Ein CO2-Messgerät oder einen Luftfilter in den Klassenzimmern zu installieren, sollte schon längst selbstverständlich sein. Da verstehe ich die weit verbreitete Untätigkeit in Zürich und vielen anderen Kantonen nicht.
Mit dem letzten Klassenzug, den ich noch bis vor den Sommerferien hatte, konnte ich offen über das Thema Impfung sprechen. Das gegenseitige Vertrauen war da und zwei meiner Schüler erzählten mir, dass sie doppelt geimpft seien. Jetzt habe ich eine neue Klasse. Da muss ich mich erst Mal an das Thema herantasten.
Ob die Kinder in meiner Klasse geimpft sind, geht mich als Lehrerin grundsätzlich nichts an. Ich finde es auch eine heikle Frage. Ich werde die Covid-Impfung aber auf jeden Fall thematisieren und erklären, dass Kinder ab 16 Jahren keine Einwilligung der Eltern mehr brauchen.
Wo ich unterrichte, will man jetzt abklären, ob die Eltern regelmässigen Massentests zustimmen würden. Ich bin positiv gestimmt, dass die meisten das tun werden. Die Eltern in dieser Gemeinde sind vernünftig und sehen den Ernst der Situation. Mir macht es nämlich schon Sorgen, dass die Fallzahlen nun wieder steigen.
*Name durch die Redaktion geändert.
Wichtig finde ich, dass man eine gewisse Normalität im Schulalltag walten lässt. Ich bin als Lehrer zurzeit von der Pandemiesituation eigentlich nur insofern betroffen, als ich mit den Kindern die Pool-Tests mache. Die Schule, an der ich unterrichte, hat das bereits seit den Frühlingsferien eingeführt, für die SchülerInnen ist das Testen schon Routine. Meine ganze Klasse macht lückenlos mit, die Eltern haben sehr positiv reagiert und alle ihre Einwilligung gegeben, einige SchülerInnen sind sogar bereits geimpft. Weil das Testen gut organisiert ist, stört es den Unterrichtsalltag kaum.
Die Covid-Impfung werde ich im Unterricht sicher irgendwann thematisieren, damit die Kinder ein Verständnis für die grösseren Zusammenhänge aufbauen können. Aber es soll nicht im Sinne sein von «ihr müsst euch impfen lassen» oder «ihr müsst nicht».
Die Schulschliessung letztes Jahr hatte besonders für jüngere und benachteiligte Kinder negative Auswirkungen. Beispielsweise haben fremdsprachige Kindergartenkinder während dieser Zeit kaum Fortschritte beim Deutschlernen machen können. Zum Teil haben sie bereits gelernte Wörter wieder verlernt. Auch das soziale Lernen in der Gruppe litt. Deshalb finde ich, dass eine erneute Schulschliessung mit allen Mitteln verhindert werden soll.
Dass die Schulen offen bleiben können, bedeutet allerdings auch einen beachtlichen Mehraufwand für die Schulen und uns Lehrpersonen. Ein Kindergartenkind muss eng begleitet werden, damit es die Schutzmassnahmen einhält und beispielsweise die Hände gründlich wäscht, Abstand hält oder das Znüni nicht mit anderen teilt. Hinzu kommt, dass die Schutzkonzepte angepasst und die Eltern informiert werden müssen, wann immer neue Massnahmen oder Lockerungen beschlossen werden.
Diese zusätzlichen Aufgaben erschweren unsere Arbeit und besonders den Start ins Schuljahr. Zum Glück unterstützt unsere Schulgemeinde jede Kindergartenklasse im ersten Quartal mit einer Assistenz.