Das unnachgiebige Verhalten von SP-Ständerat Daniel Jositsch vor der Bundesratswahl kommt nicht nur parteiintern schlecht an. Jetzt kassiert er auch Kritik vom anderen politischen Lager – und zwar ausgerechnet vom sogenannten «SVP-Übervater» Christoph Blocher.
Der alt Bundesrat wirft dem Zürcher SP-Politiker vor, sich immer wieder «opportunistisch» verhalten zu haben, da Jositsch schon seit 20 Jahren Bundesrat werden wolle. Konkrete Beispiele nannte Blocher zwar nicht – es dürfte aber eine Anspielung auf Jositschs politische Verortung sein.
Der SP-Ständerat politisiert im rechten Parteiflügel, ist prominenter Vertreter der sozialliberalen Reformplattform und äusserte sich regelmässig pointiert gegen den linken Kurs seiner Partei. Jositsch kritisierte zudem den Ausschluss männlicher Bundesratskandidaten, was insbesondere im bürgerlichen Lager auf Applaus stiess.
Blocher sagt, dass er ein solches Verhalten schon früh bei Jositsch beobachtet habe. «Und jetzt macht er zu seinen Gunsten eine Prinzipienfrage daraus», sagt der alt Bundesrat. Sein Fazit sei deshalb: «Es gibt Bürgerliche, die auf diesen Opportunismus hereinfallen. Ich habe aber immer gesagt: Mir ist ein richtiger Sozialdemokrat viel lieber, der zu seiner Sache steht, als ein Opportunist.» Beim letzteren Politikertyp wisse man sonst nicht, wie er sich sonst im Bundesrat verhalten werde.
Den Entscheid der SP-Parteileitung, bloss zwei Frauen für die Bundesratswahl nominieren zu wollen, befürwortet Blocher in diesem Zusammenhang. Die Partei hätte sich ansonsten «unglaubwürdig» gemacht. Der 82-jährige SVP-Politiker wollte sich jedoch nicht zur Frage äussern, welche SP-Kandidatin er am besten fände: «Jetzt sollte ich etwa noch Sozis für den Bundesrat auswählen?»
(pit)