Schweiz
Tessin

Unabhängige Untersuchung soll Licht in Vergabepraxis im Tessin bringen

«Demütigende Kontrollen» – Tessiner Justizdepartement unter Druck

27.04.2022, 18:1927.04.2022, 18:19

Eine unabhängige Stelle soll die Vergabe von Ausländerbewilligungen durch das Tessiner Justizdepartement untersuchen. So will es die Mehrheit der zuständigen Finanz- und Geschäftsprüfungskommission, wie die Präsidentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte.

Lugano
Der Luganersee.imago images

Es gehe nun darum, eine geeignete Person für eine solche Untersuchung zu finden, erklärte die Präsidentin der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission Anna Biscossa auf Anfrage von Keystone-SDA. Ziel sei es, in den kommenden Wochen eine externe Prüferin oder einen externen Prüfer zu ernennen.

Dem Tessiner Migrationsamt werden zum Teil unverhältnismässige und demütigende Kontrollen bei der Vergabe von Ausländerbewilligungen vorgeworfen. Publik wurden die Vorgänge vor eineinhalb Jahren durch die Hintergrundsendung «Falò» von Radiotelevisione Svizzera RSI.

Dort erzählten betroffene italienische Staatsbürger von demütigenden Fragen, unangemeldeten Besuchen und Haushaltsinspektionen durch die Tessiner Polizei. Das Ziel: Feststellen, ob die betreffende Person ihren Lebensmittelpunkt auch wirklich in der Südschweiz hat.

Wachsender öffentlicher Druck

Neben unverhältnismässigen Befragungen durch die Polizei soll gemäss «Falò» auch der Anteil der abgelehnten Verlängerungen von Aufenthalts- beziehungsweise Grenzgängerbewilligungen zugenommen haben. Auch gebe es seit 2015 deutlich mehr Rekurse im Bereich Ausländerbewilligungen.

Der zuständige Regierungsrat Norman Gobbi (Lega) geriet in der Folge zunehmend unter Druck, verteidigt aber die Entscheide der Migrationsbehörde bis heute. Nach mehreren Vorstössen im Grossen Rat und wachsendem öffentlichen Druck schaltete die zuständige Kommission im Oktober 2020 die parlamentarische Oberaufsicht ein. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Reichste Schweizer belasten Klima massiv – auch die Banken kommen schlecht weg
Auch der Schweizer Finanzplatz trage massiv zur Klimakrise bei. Das steht im jüngsten Oxfam-Report. Die Schweiz zeige im Kleinen auf, was global geschehe, schrieb die Nichtregierungsorganisation (NGO) Solidar Suisse in einem Communiqué vom Mittwoch. Wenige Wohlhabende verursachten den Grossteil der Emissionen, während andere die Folgen trügen.
Zur Story