Am Monte Gazzirola oberhalb von Tesserete TI in der Region Lugano ist am Sonntagvormittag ein Waldbrand ausgebrochen. Betroffen waren rund sechs Hektaren Wald. Am frühen Nachmittag war der Brand laut der Feuerwehr unter Kontrolle.
Glücklicherweise habe der Brand ein Gebiet ohne Wohnhäuser betroffen, sagte der Kommandant der Feuerwehr von Lugano der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die Brandursache sei noch ungeklärt. Die Feuerwehr war mit zwei Hubschraubern sowie 25 Personen der Korps aus Lugano und Tesserete im Einsatz.
Bereits vor einer Woche kam es im Tessin zu einem Waldbrand. Dieser traf einen Hang des Monte Generoso.
Für den Feuerwehrkommandanten von Locarno, Alain Zamboni, ist es ein typischer Fall: «Drei junge Deutschschweizer, die mit dem Zug angereist waren, wanderten im Gebiet oberhalb von Ronco sopra Ascona», erzählt er. «Am Abend entfachten sie ein Feuer und tranken ein paar Bier. Dies, obwohl im ganzen Kanton ein striktes Feuerverbot gilt.»
Jemand aus dem Dorf hat den Feuerschein gesehen und Alarm geschlagen. Die Feuerwehr und die Polizei erreichten den Ort rechtzeitig: Das Feuer konnte gelöscht werden. «Das war grosses Glück, denn seit Wochen herrscht im ganzen Kanton grosse Trockenheit. Und weil es kaum Schnee hat, ist das Laub in den Wäldern nicht verrottet, sondern liegt immer noch trocken unter den Bäumen am Boden», sagt Zamboni: «Es braucht wenig, um einen grossen Waldbrand auszulösen.»
Was das bedeutet, zeigte sich vor einem Jahr: Auf dem Monte Gambarogno verursachten zwei junge Männer einen Waldbrand, als sie in freier Natur übernachteten. Auch sie stammten aus der Deutschschweiz. Von der Feuergefahr hatten sie so wenig Ahnung wie vom Alarmsystem: Sie googelten «Feuerwehr Tessin» – und riefen dann im norddeutschen Ort Tessin an. «Sie kannten nicht mal unsere Feuerwehr-Notrufnummer 118.»
Zamboni ist ein erfahrener Feuerwehrmann. Was die Waldbrände betrifft, redet er von einem «kulturellen Problem»: Im Tessin, wo im Radio und Fernsehen jeden Tag auf das Feuerverbot im Freien aufmerksam gemacht werde, wisse die Bevölkerung, wie man sich bei Trockenheit zu verhalten habe. Manchen Gästen fehle dieses Wissen. «Es ist bloss eine Beobachtung, keine Statistik, aber es ist so: Viele Waldbrände werden von Touristen entfacht.» Das sagte er kürzlich so auch dem Tessiner Fernsehen RSI.
Zamboni mag nicht sagen, dass es die Deutschschweizer sind. Das sagt auch Roland David nicht, der Oberförster des Kantons und damit zuständig für den Schutz der Wälder. Er sagt: «Wir müssen die Leute von nördlich der Alpen besser über die Waldbrandgefahr und unser Feuerverbot informieren.»
Forstchef David nennt Zahlen: «Letztes Jahr gab es 65 Waldbrände in unserem Kanton, kleinere und grössere.» 17 seien von Blitzen verursacht, also natürlichen Ursprungs. «48 wurden von Menschen verursacht.» Davon wiederum seien viele auf Personen zurückzuführen ohne festen Wohnsitz im Tessin: Ausflügler, wie jene beiden Männer am Monte Gambarogno, und Gäste sowie Besitzer von Rustici.
«Sie kommen ein paar Tage ins Ferienhaus, machen Feuer im Cheminée oder im Ofen – und vor der Abreise deponieren sie die Asche im Garten», sagt David. «Wenn dann nur noch wenig Glut darin enthalten ist und ein leichter Wind aufkommt, ist es schon passiert: Es entzündet sich ein Feuer.» Mit Sorge blickt er voraus auf den Frühling und Ostern, wenn etwa Besitzer von Ferienhäusern anreisen, um ihre Gärten zu pflegen: «Manche von ihnen schneiden Bäume und Sträucher – und verbrennen das Schnittgut im Garten. Obwohl das streng verboten ist!»
David erinnert daran, dass im Tessin unter 600 Metern über Meer generell ein Feuerverbot gilt. Auch in den höheren Lagen ist es im Siedlungsgebiet verboten, Feuer zu entfachen, ausserhalb davon braucht es die Bewilligung der Gemeinde. Und derzeit gilt ohnehin für den ganzen Kanton ein absolutes Feuerverbot. «Bei uns wissen das die Leute, jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es auch unsere Besucher erfahren.»
Der Kanton plant deshalb eine Informationskampagne. «Alle Besitzer von Ferienhäusern im Tessin werden bald ein Merkblatt zum Feuerverbot erhalten», kündet David an. Zudem sollen entlang der Hauptstrassen und bei Autobahnausfahrten sowie an Bahnhöfen zusätzliche Tafeln installiert werden, die auf das Feuerverbot hinweisen. «Man kann sich selber aber schon vor der Abreise in den Süden informieren», sagt David, «etwa über die Website waldbrandgefahr.ch und alert.swiss».
Doch jetzt regnet es gerade, auch im Tessin. «Gott sei Dank!», ruft Oberförster David spontan aus. «Das ist wunderbar!» Bloss sei schon wieder trockener Nordwind angesagt. Und sowieso: «Es müsste nun einen Monat lang durchregnen, damit sich die Situation richtig entschärft.» Das absolute Feuerverbot wird so rasch nicht aufgehoben. (aargauerzeitung.ch)
Muss bezüglich der riesigen Waldbrandgefahr im Tessin denn tatsächlich jeder Zücchin eine persönliche, individuelle Information aufgedrückt bekommen?!?