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Artenschutz: Am Zürcher Flughafen sucht neu eine Hundenase nach Elfenbein

Einer der ersten Artenschutz-Spürhunde der Schweiz: «Yukon» bei der Arbeit.
Einer der ersten Artenschutz-Spürhunde der Schweiz: «Yukon» bei der Arbeit.Bild: KEYSTONE

Artenschutz: Am Zürcher Flughafen sucht neu eine Hundenase nach Elfenbein

16.08.2015, 13:4616.08.2015, 14:10
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Leoparden-Mäntel, Elfenbein und Papageien-Federn: Seit zwei Wochen erschnüffelt ein extra dafür ausgebildeter Spürhund des Grenzwachtkorps solche Souvenirs und Schmuggelwaren am Flughafen Zürich. «Yukon» ist einer der ersten Artenschutz-Spürhunde der Schweiz. Dabei sucht er nur sein Spielzeug.

Hier irgendwo ist ein Leoparden-Mantel versteckt. Mit wedelndem Schwanz steuert «Yukon» zwischen den Koffern und Reisetaschen hindurch, die in einem ehemaligen Armee-Hangar in Interlaken verstreut sind. Intensiv schnüffelt der Schäferhund an Reissverschlüssen und Schnallen. Die Route gibt sein Meister mit Handzeichen vor, damit keines der Gepäckstücke vergessen geht.

«Den Hunden geht es nur ums Spielzeug.»
Marc Michel, stellvertretender Leiter des Diensthundewesens im Grenzwachtkorps (GWK).

Dann der Erfolg: «Yukon» macht neben einem Koffer «Platz» und erhält sofort seine Belohnung, ein zusammengerolltes, weisses Frottee-Tuch, auch Muff genannt, auf dem er genüsslich herumkaut. Und tatsächlich, beim Öffnen des Koffers kommt ein getupfter Mantel zum Vorschein.

«Yukon» geht es nicht um Artenschutz. «Den Hunden geht es nur ums Spielzeug», sagt Marc Michel, stellvertretender Leiter des Diensthundewesens im Grenzwachtkorps (GWK). Lange kann sich der Schäferhund an seinem zusammengerollten Tuch aber nicht freuen. Sein Meister nimmt es ihm bereits wieder aus der Schnauze. «So verhindern wir, dass der Hund das Interesse daran verliert.»

Erfolgreiche Spürnase: «Yukon» erschnüffelt einen versteckten Leopardenmantel.
Erfolgreiche Spürnase: «Yukon» erschnüffelt einen versteckten Leopardenmantel.Bild: KEYSTONE

Schneller als ein Röntgengerät

Der knapp sechsjährige Rüde «Yukon» ist einer der ersten Artenschutz-Spürhunde der Schweiz. Seit etwa zwei Wochen steht er unter anderem am Flughafen Zürich im Einsatz. Seine Aufgabe ist es, nach illegalen Tierprodukten, geschützten Pflanzen und lebenden Tieren zu suchen.

Das GWK nennt diese Hunde auch CITES-Hunde, benannt nach dem englischen Begriff für das Washingtoner Artenschutzabkommen (Convention of International Trade in Endangered Species). Neben «Yukon» gibt es in der Schweiz noch drei weitere CITES-Hunde: Zwei arbeiten am Flughafen Genf, einer im Waadtland.

«Beim Röntgengerät muss man jedes Gepäckstück einzeln auf das Gerät legen. Der Hund hingegen läuft in kurzer Zeit an mehreren Gepäckstücken vorbei und ist so einiges schneller.»
marc michel

Gerade über Zürich laufen zahlreiche «Risiko-Routen», also Verbindungen zu einschlägigen Destinationen wie etwa Dar es Salaam in Tansania, ein Zentrum des Elfenbeinhandels. Aus Tansania kam auch der Rekordfund von 262 Kilogramm Elfenbein, der Anfang Juli in Zürich bei der normalen Sicherheitskontrolle des Gepäcks entdeckt wurde – kurz bevor «Yukon» seine Stelle antrat.

Die Kantonspolizei durchsuchte die Koffer damals mit einem Röntgengerät. Solche verwendet auch der Zoll, doch ein Hund bringt Vorteile. «Beim Röntgengerät muss man jedes Gepäckstück einzeln auf das Gerät legen», sagt Michel. «Der Hund hingegen läuft in kurzer Zeit an mehreren Gepäckstücken vorbei und ist so einiges schneller.»

Ein Duft-Archiv im Bunker

Treffsicher ist die Hundenase auch: Die CITES-Hunde können 70 verschiedene Duftkategorien erkennen und finden deshalb auch exotische Dinge wie die Zähne von texanischen Klapperschlangen oder das Pangolin, ein afrikanisches Schuppentier, das seit kurzem vermehrt geschmuggelt wird.

Trainiert werden die Hunde – wie an diesem Freitag – in Interlaken, wo sich eines der Ausbildungszentren des GWK befindet, oder an anderen Orten in der Schweiz, damit sich die Hunde nicht zu sehr an eine Umgebung gewöhnen. Auch in Zoos wird geübt.

Die «Lern-Bibliothek» befindet sich in einem alten Armeebunker. Hier ist das Duft-Archiv des GWK: Auf Regalen und in Tresoren lagern ausgebürstete Gorilla- und Löwen-Haare aus einem Zoo, vom Bund beschlagnahmtes Elfenbein, das Horn eines Nashorns, Schädel und zahlreiche Konfitüre-Gläser, in denen Tücher eingerollt sind.

Sichergestelltes Elfenbein auf dem Flughafen Zürich. 
Sichergestelltes Elfenbein auf dem Flughafen Zürich. Bild: KEYSTONE

Diese Tücher tragen den Duft von geschützten Tieren. Eingefangen wurde er, indem die Tiere mit dem Stoff abgerieben wurden oder sie in einem Zoo damit spielten oder darauf schliefen.

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Das GWK erhielt beim Aufbau der Sammlung Unterstützung von Privaten, neben Zoos auch von Reptilien- und Spinnensammlern und vom Tropenhaus Frutigen, welches Kaviar spendete. Schwarzer oder weisser Kaviar vom Stör ist zwar nicht illegal, die Einfuhr im Reiseverkehr ohne Bewilligung ist pro Person und Tag aber nur bis 125 Gramm erlaubt. Die Hunde treiben also auch Zoll-Einnahmen ein.

70 Duftarten in zwei Wochen

Im Aufbautraining lernen die Hunde, ihr geliebtes Frottee-Tuch mit Düften in Verbindung zu bringen. Dazu erhalten die Spürhunde einen Frottee-Muff ins Maul und einen Duft – etwa einen Shahtoosh-Schal der Tibet-Antilope – vor die Nase gehalten. Nimmt der Hund künftig irgendwo den Duft der Antilope wahr, macht er sich gleich auf die Suche nach der Quelle, weil er dort das Frottee-Tuch vermutet.

«Yukon» und die anderen CITES-Hunde lernten 70 Duftarten innerhalb von nur zwei Wochen. Seit kurzem kennen sie sogar den Geruch geschützter Kakteen und zeigen ihn an. Tarnungen verwirren die Hunde nicht. Sie riechen Elfenbein sogar dann, wenn es in Kampfer-Salbe eingelegt ist.

Für die Hundeführer des GWK, die privat mit den Tieren leben, kann eine so gute Nase auch mal für peinliche Situationen sorgen. Manchmal zeigen die Hunde Hasen- oder Schaffell an, das in Jacken verarbeitet ist, worauf sie die Jackenbesitzer freudig beschnüffeln – in der Hoffnung, dort das Frottee-Spielzeug zu finden. (sda)

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