Der GPS-Sender des Bündner Wolfs M237 ist in Ungarn gefunden worden, das Tier ist gemäss dem Kanton Graubünden «mit grösster Wahrscheinlichkeit tot». Zuvor wanderte er fast 2000 Kilometer von Graubünden nach Ungarn und stellte damit den Rekord der längsten bisher bekannten Wanderung eines Wolfes in Europa auf.
«Wir haben leider vermutet, dass der Wolf tot sein könnte», sagte Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei (AJF) des Kantons Graubünden auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag. Der GPS-Sender am Halsband des Raubtieres wurde vor wenigen Tagen nahe der ungarisch-slowakischen Grenze gefunden, wie das AJF mitteilte. Ausserdem hätte es seit einiger Zeit keine Daten mehr gesendet.
Gemäss einem Bericht von 20min.ch wurde der Jungwolf illegal geschossen. Das ungarische Medienportal Boon.hu meldete aus unbestätigten Quellen, dass «ein Jäger den Wolf im Hidasnémeti-Gebiet geschossen haben könnte». Wölfe sind in Ungarn streng geschützt.
Dass das GPS-Halsband keine Daten mehr liefert, könnte allerdings auch einen anderen Grund als den Tod des Wolfes haben. Dem Sender könnten auch einfach die Batterien ausgegangen sein, so Puorger. Auch eine technische Störung sei nicht auszuschliessen. Dass Sender kaputt gehen, abfallen oder der Akku leer ist, geschehe immer wieder.
Der GPS-Sender von M237 sei auf eine Laufzeit von zwei Jahren programmiert gewesen. Innerhalb dieser Zeit liefert das Gerät gespeicherte Standortdaten - jedoch mit zeitlichem Verzug. Eine Live-Ortung des Tieres ist also nicht möglich. Jetzt fehlt allerdings vom Wolf jede Spur, wie das AJF weiter schrieb.
Bereits seit Februar sei das Amt in Kontakt mit den ungarischen Behörden. Damals überquerte der Wolf deren Landesgrenze. Gemäss ersten Informationen laufe derzeit eine Untersuchung zur möglichen Wilderei des Tieres.
Auf seiner Wanderung von Graubünden nach Ungarn zog der Jungwolf durch vier Länder. Ende Juni 2022 überquerte er im Unterengadin die Grenze nach Italien, wanderte von da weiter nach Österreich. Im Oktober befand er sich in der Region Innsbruck, von wo aus er weiter durch Tirol Richtung Wien lief. Den Jahreswechsel verbrachte er westlich der österreichischen Hauptstadt. Im Februar überquerte er die ungarische Grenze und wanderte dann in Richtung Budapest.
Die Wanderung von M237 zeige laut einer Mitteilung der Stiftung für Raubtierökologie und Wildtiermanagement Kora von Ende März, wie anpassungsfähig Wölfe sind. Auf seiner Wanderung durchquerte der Wolf unterschiedliche Landschaften, vom Hochgebirge über Kulturlandschaften bis hin zu Siedlungsräumen. Er überquerte Flüsse, zahlreiche Autostrassen und -bahnen sowie viele Berge, einer davon knappe 3500 m hoch. (oee/sda)