Den letzten halbherzigen Versuch unternahm der ehemalige Medienminister Moritz Leuenberger kurz vor seinem Rücktritt: Er wollte durchsetzen, dass die Moderatoren des Fernsehens die Abgaben aus ihren nebenamtlichen Moderationsaufgaben an die SRG zurückfliessen lassen. Die Begründung: Die Moderatoren verdienten sich mit der Bekanntheit, die sie dank gebührenfinanzierter Sender erlangt haben, eine goldene Nase.
Leuenberger hat mit diesen Äusserungen seinem Unmut über das asoziale Verhalten der SRF-Stars Ausdruck geben wollen. Die bekanntesten SRF-Gesichter wie Stefan Klapproth, Kurt Aeschbacher, Rainer-Maria Salzgeber oder Franz Fischlin garnieren locker 10'000 Franken und mehr für einen Abend privaten Moderations-Engagements.
Mit einem Abend im Monat können die Moderatoren ihr Monatsgehalt verdoppeln, und ihre Löhne sind nicht hoch genug, als dass dies komplett verwerflich wäre. Ein Tagesschau-Sprecher verdient einen normalen Redaktoren-Lohn von um die 120'000 Franken im Jahr und eine Moderationszulage von 500 Franken im Monat. Das lässt die Privat-Engagements nicht komplett unmoralisch aussehen. Schliesslich hat die Bekanntheit, die durch die häufige Bildschirmpräsenz entsteht, nicht nur positive Seiten.
Dennoch muss dieses System der halbamtlichen Moderatoren durch ein klassisches Anchor-Modell ersetzt werden. Und zwar aus drei Gründen:
Zum einen gibt SRF nicht bekannt, wie viele Bewilligungen für solche ausserdienstliche Moderationseinsätze erteilt werden. Das ist bürokratische Intransparenz, die gegenüber dem Gebührenzahler durch nichts zu rechtfertigen ist.
Zum anderen ist nicht klar, für welche Organisationen oder Firmen die Moderatoren ausserdienstlich arbeiten. Das ist journalistische Intransparenz, die gegenüber dem Konsumenten der Informationsformate durch nichts zu rechtfertigen ist.
Und zum dritten führt das System zu Situationen wie in der gestrigen «Tagesschau», als die Moderatorin während der Sendung zusammenbrach. Ihre halb- beziehungsweise viertelamtlichen Moderations-Kollegen waren in den Ferien. Der Druck, die Sendung zu machen, war gross. Was wenn eine als «Notfall-Variante» bezeichnete jüngere, vielleicht sogar talentiertere Kollegin eine Sternstunde gehabt hätte?
Solche Überlegungen macht sich jeder und jede, ob er oder sie will oder nicht. Das viel zu grosse Moderatoren-Karussell dreht bisweilen schnell, viele Kandidaten warten auf ihre grosse Chance und wollen diese nutzen, um mit der zusätzlichen Bekanntheit ebenfalls an die Honigtöpfe der privaten Moderations-Anlässe zu kommen.
Der Zusammenbruch von Cornelia Boesch ist ein guter Anlass, dieser scheinverschupften, unehrlichen und intransparenten Starkultur der SRF-Moderatoren, die sich als normale Redaktoren mit Moderationszulage ausgeben, endlich ein Ende zu machen.
Zwei klassische Star-Anchors pro Sendung reichen. Sie sollen über langjährige Verträge abgesichert und fürstlich entlöhnt werden. Und dafür zuverlässig ihren Job machen.
Und sonst nichts.