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Nach TV-Aus bei Blue: Schawinski schiesst gegen SRF und «MeToo-Eifer»

Der Schweizer Journalist, Autor und Medienunternehmer Roger Schawinski anlaesslich des Swiss Media Forum vom Mittwoch, 14. September 2022 im KKL in Luzern. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Roger Schawinski prägte während Jahrzehnten die Schweizer Medienszene.Bild: keystone

Nach TV-Aus bei Blue: Schawinski schiesst gegen SRF und «MeToo-Eifer»

TV-Talker Roger Schawinski muss bei Blue seine Sendung abgeben. In einem Interview äussert der 77-Jährige nun deutliche Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber SRF und insbesondere an Chefin Natalie Wappler.
19.02.2023, 06:0419.02.2023, 07:22
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Roger Schawinski nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Der 77-Jährige gab der «SonntagsZeitung» nun anlässlich der Absetzung seiner Talksendung auf dem Sender Blue ein Interview – und geizte auch dabei nicht mit Kritik, insbesondere an seinem ehemaligen Arbeitgeber SRF.

So sagt Schawinski beispielsweise: «Die Stimmung bei SRF ist miserabel, die Angst vor Jobverlust geht um und Kreatives wird unterdrückt.» Er spreche mit vielen SRF-Mitarbeitenden, welche ihm die schlechte Atmosphäre bestätigen würden. Der Radio-Pionier kritisiert auch die Ausrichtung und die Hierarchie innerhalb des grössten Medienhauses der Schweiz: «Die Chefetagen werden aufgebläht, immer mehr Leute koordinieren. Gespart wird hingegen bei den Journalisten, die die Inhalte liefern sollen», so Schawinski gegenüber der «SonntagsZeitung». Seiner Meinung nach sollte es genau umgekehrt sein.

«Die Stimmung bei SRF ist miserabel, die Angst vor Jobverlust geht um und Kreatives wird unterdrückt.»
Roger Schawinski

Schawinski arbeitete zu Beginn seiner Karriere für SRF und kehrte dann mit seiner eigenen Talkshow 2011 zum Sender zurück. In seiner Sendung wurde häufig kontrovers diskutiert, mehrfach kam es zu Eklats. 2020 musste der Zürcher seinen Sendeplatz räumen, unter anderem aufgrund eines kontroversen Interviews mit der Edelprostituierten Salome Balthus. Schawinksi wurde vorgeworfen, im Gespräch mit Balthus suggeriert zu haben, sie sei von ihrem Vater missbraucht worden. Der 77-Jährige streitet diese Darstellung vehement ab.

«Im Zuge des MeToo-Zeitgeists wollte man mich loswerden.»
Roger Schawinski

Über seinen Abgang bei SRF sagt Schawinksi im Interview: «Im MeToo-Eifer hat man mich zur Zielscheibe erkoren. (...) Im Zuge des MeToo-Zeitgeists wollte man mich loswerden.» Er betont, dass es in seinen Medienhäusern verglichen mit anderen nie zu Sexismusvorwürfen kam und er stets alle Mitarbeitenden gleichbehandelt habe. Man habe aber versucht, ihn mit einem Fake-Zitat fertigzumachen und sei ihm in den Rücken gefallen.

Auch die aktuelle SRF-Direktorin Natalie Wappler bekommt ihr Fett weg. Die Begründung der Entscheidung auf seine Nachfrage hin, empfand der Moderator als «feige», so habe Wappler dabei auf ihren Vorgänger verwiesen. Wappler trat 2019 den Posten als SRF-Direktorin an. Als Retourkutsche in Richtung Wappler will Schawinski die Aussagen aber nicht verstanden haben.

Ob Schawinski nochmals im TV zu sehen sein wird, weiss er indes noch nicht. Er habe stets gutes Feedback auf seine Sendungen erhalten und wolle nichts ausschliessen. (con)

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98 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scrat
19.02.2023 07:07registriert Januar 2016
Er nimmt sich selbst einfach immer mal wieder zu wichtig. 🤷🏼‍♂️
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Chill Dude
19.02.2023 06:39registriert März 2020
Eigentlich müsste er ja selbst einen neuen TV Sender gründen und es besser machen. (Achtung Ironie)
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Haarspalter
19.02.2023 06:44registriert Oktober 2020
„Die Chefetagen werden aufgebläht, immer mehr Leute koordinieren. Gespart wird hingegen bei jenen, die die Inhalte liefern sollen“

… genau wie im Gesundheitswesen:

Immer mehr Pflegeexpertinnen, Koordinatorinnen und Studienbetreuerinnen auf den Büroetagen - aber immer weniger Personal auf den Abteilungen.

Daraus resultiert dann der Fachkräftemangel.
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