Schweiz
Waadt

Waadtländer Finanzdirektorin hat in ihrem Kanton nie Steuern bezahlt

Waadtländer Finanzdirektorin hat in ihrem Kanton nie Steuern bezahlt

04.03.2023, 13:3904.03.2023, 13:56
Mehr «Schweiz»

Die Waadtländer Finanzdirektorin Valérie Dittli ist wegen ihres früheren Steuersitzes im Kanton Zug in die Kritik geraten. Ihren Hauptwohnsitz hatte die 30-jährige Mitte-Politikerin einem Medienbericht zufolge trotz Engagements in Lausanne VD jahrelang in Oberägeri ZG.

La conseillere d
Die Waadtländer Finanzdirektorin Valérie Dittli.Bild: keystone

SP-Nationalrätin Ada Marra bezeichnete Dittli auf Twitter als «Staatsrätin ohne Boden», die den Kanton Waadt «nicht liebe». SP-Waadt-Präsident Romain Pilloud sagte, die Situation sei «ernst», und dass die SP «alle Fragen stellen wird, um Licht in die Angelegenheit zu bringen».

Dittli hatte ihren Steuersitz Anfang 2022 in Lausanne eingerichtet, als sie sich für den Staatsrat bewarb, wie das Westschweizer Fernsehen (RTS) am Freitag berichtete. In den sechs Jahren zuvor hatte sie Steuern im Heimatkanton Zug bezahlt - trotz eines aktiven Lebens im Waadtländer Hauptort etwa als Assistenzdoktorin für Recht an der Universität Lausanne oder Mitte-Politikerin.

Dittli verneinte am TV einen Steuertourismus. Sie sei als Studentin damals davon ausgegangen, dass ihr Lebensmittelpunkt in Zug bleibe. Sie habe nicht gewusst, dass sie Waadtländer Staatsrätin werde, wie ihre berufliche Laufbahn aussehen und in welchem Kanton sie diese absolvieren werde.

Bei Studenten übliches Vorgehen

Der Präsident der Mitte des Kantons Waadt, Emilio Lado, sagte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Samstag, die steuerliche Situation von Dittli als Studentin vor ihrer Zeit als Staatsrätin falle in den Bereich der Privatsphäre. Sie habe immer ihre Steuern bezahlt habe und es lediglich vorgezogen, wie «sehr viele Studenten in der Schweiz», ihren steuerlichen Wohnsitz in ihrem Heimatkanton zu behalten, bis sich ihre berufliche Situation stabilisiert habe.

Laut Lado war die Staatsrätin immer transparent. Sie habe sich nichts vorwerfen zu lassen. Seiner Meinung nach versucht man, die Steuerfrage für politische Zwecke zu instrumentalisieren.

Auch Marc-Olivier Buffat, Grossrat und ehemaliger Parteipräsident der FDP, verteidigte Dittli: «Das Einkommen einer Studentin, Doktorandin oder Praktikantin ist gering. Von Steueroptimierung zu sprechen, ist nicht angebracht», schrieb er auf Twitter. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
101 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
FrancoL
04.03.2023 13:53registriert November 2015
Ist das nicht eine der beiden Schwestern Dittli, die die Politik aufmischen wollten und frischen Wind in die verkrusteten Situationen bringen?
20512
Melden
Zum Kommentar
avatar
Heinzbond
04.03.2023 14:18registriert Dezember 2018
Hmmm als zugereister habe ich das mit den unterschiedlichen steurfüssen und Steuern nie ganz kapiert... Aber ist ja gut...
Ich zahle meine Steuern, weil ich den Staat in dem ich gut und sicher lebe auch finanzieren will... Denkt wohl nicht jeder so...
1677
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amateurschreiber
04.03.2023 14:16registriert August 2018
Mann nennt das auch Wochenaufenthalter.
War bei mir auch so: Bis gegen 30 ist man noch stark mit der Heimat verwurzelt. Man hat dort die Familien- und Freundeskreis. Man wechselt auch häufiger den Ausbildungsort oder die Arbeitsstelle. Darum ist man auch öfters am Wochenende und in den Ferien "zuhause".
Irgendwann ab ca. 25 Jahren, wird man dann aber doch am "neuen Ort" sesshaft.
Übrigens: Bei mir haben sich die Gemeinden erst dann für mein Steuerdomizil zu interessieren begonnen, als ich Geld verdiente. Vorher als "Auszubildender" war das nie ein Thema!
14922
Melden
Zum Kommentar
101
Die Mitte alleine auf weiter Flur: Die Kostenbremse-Initiative erklärt
Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Die Parteien haben unterschiedliche Rezepte, die sie dagegen vorschlagen. Mit der Kostenbremse-Initiative, über die wir im Juni abstimmen, will die Mitte-Partei das zulässige Prämienwachstum an die Lohn- und Wirtschaftsentwicklung koppeln. Wir erklären.

Wer in der Schweiz wohnt, verpflichtet sich per Gesetz, sich bei einer Krankenkasse seiner Wahl zu versichern. Durch die obligatorische Krankenversicherung, die 1996 eingeführt wurde, erhält umgekehrt auch jede Person die nötige medizinische Behandlung.

Zur Story