Schweiz
Wallis

Romandie mobilisiert gegen Corona-Massnahmen

Une serveuse range les chaises dans le Restaurant Le Maitre Jaques avant sa fermeture, lors de la crise du Coronavirus (Covid-19), ce mercredi 4 novembre 2020 a Nyon. Le canton de Vaud durcit a son to ...
Im Kanton Waadt sind die Restaurants bereits seit Anfang November geschlossen. Am 10. Dezember wäre eine Wiedereröffnung geplant gewesen. Bild: KEYSTONE

«Kann gute Schüler doch nicht so behandeln!» – Westschweiz kämpft gegen Corona-Massnahmen

Die Westschweiz tobt. Kantone wie die Waadt hätten ab Montag die strengen Massnahmen wieder gelockert. Doch jetzt grätscht der Bund mit der Ankündigung strengerer Massnahmen dazwischen. Das sind die Reaktionen.
10.12.2020, 10:5110.12.2020, 12:22
helene obrist
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Die sechs Westschweizer Kantone Freiburg, Waadt, Neuenburg, Wallis, Jura und Bern fordern in der gemeinsamen Erklärung die Einrichtung eines eidgenössischen Dialogs. Damit sollen ab Januar die Standpunkte der Kantone im Vorfeld stärker berücksichtigt werden und die geplanten Massnahmen vorhersehbarer sein.

Man könne die Eile, mit welcher der Bundesrat die «undifferenzierten Massnahmen» in die Vernehmlassung geschickt habe, nicht akzeptieren. Die bereits unternommenen Anstrengungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus seien nicht berücksichtigt worden. So steht es in einem Positionspapier vom Mittwoch.

Der Zusammenschluss der Kantone fordert vom Bund, dass die angekündigten Massnahmen wie folgt gelockert werden:

Das sind die Forderungen der Westschweiz

  • Bars sollen um 19 Uhr schliessen.
  • Restaurants hingegen sollen auch nach 19 Uhr für den Abendservice geöffnet bleiben.
  • Am Sonntag sollen keine zusätzlichen Massnahmen ergriffen werden. Bäckereien und Restaurants sollen öffnen dürfen.
  • Kinos, Theater und Konzertsäle sollen offen bleiben und maximal 50 Personen empfangen dürfen.
  • Versammlungen im privaten Kreis mit bis zu 10 Personen sollen auch am Wochenende vom 19. bis 20. Dezember erlaubt sein, für alle jene, die an Weihnachten und während den Festtagen arbeiten.

Viele Westschweizer Kantone beschlossen bereits im November strengere Massnahmen. Kantone wie die Waadt hätten Restaurants am 10. Dezember wieder geöffnet. Der Ärger über die von Gesundheitsminister Alain Berset angedrohten verschärften Massnahmen ist gross.

So wütend ist die Westschweiz

«Ich bin sehr wütend, man kann gute Schüler doch nicht einfach auf diese Art und Weise bestrafen!»
Marianne Maret, CVP-Ständerätin, Wallis
«Heute gab es im Kanton St. Gallen 500 Corona-Fälle. Als sich die französischsprachigen Kantone in der gleichen Situation befanden, ergriffen sie die notwendigen Massnahmen – ohne dass der Bund über die ganze Schweiz bestimmen musste.»
Philippe Nantermod, FDP-Nationalrat, Wallis
«Das ist eine regelrechte Katastrophe.»
Olivier Curty, CVP, Volkswirtschaftsdirektor Freiburgfreiburger nachrichten
«Wir haben Prügel bezogen und Verantwortung übernommen. Und wir haben den betroffenen Sektoren eine Menge Geld zur Unterstützung zugesichert. Wir haben die gemeinsame Koordinierung der Massnahmen zu Beginn der zweiten Welle mehrfach gefordert. Aber jetzt kommt sie zu spät. Sie berücksichtigt keineswegs die Anstrengungen, die wir bereits unternommen haben.»
Nuria Gorrite, SP, Staatspräsidentin Kanton Waadt24heures
«Die Massnahmen sind ein Schlag ins Gesicht. Wir haben bereits alles vorbereitet für die Wiedereröffnung.»
Alain Bächler, Gastronom in Fribourgfreiburger nachrichten
«Wir haben die extrem strengen Gesundheitsvorschriften befolgt. Das ist auch der Grund, warum wir uns so vehement gegen die geplanten Massnahmen wehren.»
Jacques Gerber, FDP, Staatsrat Jurala liberté
«Ich kann nicht begreifen, dass die Gastrobetriebe hier im Wallis schliessen mussten, während die Restaurants in der Deutschschweiz geöffnet haben. Das ist nicht fair gegenüber uns. Der Bundesrat hätte schon Anfang November entscheiden müssen und nicht erst jetzt. Dann wären die Ansteckungszahlen weniger hoch.»
Herbert Heynen, Einwohner in Vispwalliser bote
«Um die Pandemie zu besiegen, müssen wir klare Massnahmen ergreifen und gleichzeitig darauf achtgeben, dass wir das Vertrauen der Menschen nicht verspielen.»
Philipp Matthias Bregy, CVP-Nationalrat, Wallis
«Das ‹Walliser Modell› machte schweizweit Schule. Anerkennend blickte die Restschweiz gen Süden. Scheitert das Walliser Modell jetzt am Freiburger Alain Berset?»

Mit Material von der sda.

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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raues Endoplasmatisches Retikulum
10.12.2020 11:23registriert Juli 2017
Das ist in meinen Augen auch nicht wirklich nachvollziehbar. Die Westschweiz hatte lange Zeit viel die höheren Fallzahlen als der Rest der CH. Dann haben sie strenge Massnahmen ergriffen, die Fallzahlen gingen runter und jetzt hätten sie auch wieder öffnen sollen können. Das wäre ja die Idee des Föderalismus, das alle Kantone Massnahmen passend zu ihren aktuellen Fallzahlen ergreifen können.
Bei der ersten Welle hat das ja mit dem Tessin auch gut geklappt.
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Mutzli
10.12.2020 11:26registriert Dezember 2016
Nur zur allgemeinen Info, da viele Medien das leider nicht aufgegriffen haben:
1- Der Rückgang der gesamtschweizerischen Infektionsrate vor einer Weile war hauptsächlich dem entschiedenen Vorgehen der Romandie und deren Senken von Re zu verdanken.
Währenddessen blieben viele Kantone in der Deutschschweiz in Nähe von Re 1 oder gar darüber.

2- Die Romandie hatte vorher kein wesentlich höheres Wachstum. Z.B. von Sept-Okt GE Fälle x14 vs. ZH x19, Ost-CH x28, Innerschweiz x44.
Eskalierte früher, da sie wegen Welle 1 bereits von höherem Niveau starteten.

Analyse der TF: https://bit.ly/3qIAnVU
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Steasy
10.12.2020 11:40registriert Dezember 2019
Das ist die Quittung für das viel zu lange Abwarten des Bundesrats. Hätte man Anfang November konsequent und CH-weit strengere Regeln eingeführt, wären wir heute in einer anderen Situation. Aber das wollten allen voran mal wieder die Realitätsverweigerer der FDP/SVP nicht. Vielen Dank für nichts!
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