Der Walliser Bote macht diese Woche einen Vorfall öffentlich, der Ende Januar an einer Fasnachtsfeier in Turtmann im Wallis stattgefunden hat – und schreibt von einer «gefährlichen Premiere».
Was ist passiert?
Es ist der 27. Januar und der Guggenmusiker Sebastian Werlen spielt mit seiner Gruppe in einem Gottesdienst in Agarn und zieht danach mit Kollegen seiner Gugge weiter an die Fasnachtseröffnung im benachbarten Turtmann.
Als er dort vor einem Restaurant wartet, kommt jemand auf ihn zu und spricht ihn an, beleidigt ihn. Zudem sagt der Fremde gemäss Walliser Bote:
Tatsächlich ist Werlen Co-Vizepräsident der SP Oberwallis – und in der Region als Politiker bekannt.
Der Fremde – der laut Werlen alkoholisiert wirkte – soll zunehmend aggressiv geworden sein und verpasste dem Politiker eine Ohrfeige. Im darauffolgenden Handgemenge stürzt Werlen, seine Brille geht zu Bruch, er bekommt noch mehr Schläge ab.
«Wer ihn geschlagen hat oder ob es sogar Fusstritte waren, das sieht er nicht», so der Walliser Bote. Die Guggen-Kollegen von Werlen eilen ihm zu Hilfe. Als sich die Prügelei auflöst, ruft der mutmassliche Täter noch: «Wenn ich dich noch einmal in der Zeitung oder im Fernsehen sehe, kriegst du noch mehr.»
Werlen erstattet noch am selben Abend Anzeige. Er geht davon aus, dass die Schläge politisch motiviert waren.
Mittlerweile hat er mit einem der mutmasslichen Täter telefoniert – auf dessen Initiative hin. Werlen sei bereit, die ganze Angelegenheit aussergerichtlich zu regeln.
Gegenüber dem Walliser Boten erzählt Werlen im Nachhinein, dass er sich dumme Sprüche oder hitzige Diskussionen gewohnt sei. Drohungen und Gewalt hingegen habe er noch nie erlebt. Anderen Politikern im Wallis ist das allerdings nicht unbekannt: Im vergangenen Sommer veröffentlichte der Walliser Bote eine Umfrage mit dem Ergebnis, dass bereits jeder sechste Politiker im Wallis während seiner Amtszeit bedroht wurde.
Und das ist nicht nur im Wallis so. Im August vergangenen Jahres veröffentlichte der «Tagesanzeiger» eine Umfrage, bei der 2054 Politikerinnen und Politiker aus Bund, Kantonen und Gemeinde teilnahmen. 549 Personen gaben an, bereits persönlichen Attacken, darunter auch Morddrohungen, ausgesetzt gewesen zu sein – davon 346 aufgrund ihrer politischen Haltung. Einer von ihnen, SVP-Gemeinderat Urs Eggerschwiler von Spiez (BE), meinte damals gegenüber dem Tagi, dass die Gesellschaft gehässiger und unhöflicher werde. «Das stimmt mich nachdenklich.» (yam)
Einige seiner eigenen Parteikollegen sind an dieser Entwicklung mitschuldig.
Das ist Demokratie - sonst haben wir dann amerikanische Verhältnisse.