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«Du bist doch dieser Linke!»: Walliser SPler an der Fasnacht verprügelt

«Du bist doch dieser Linke!»: Walliser SPler an der Fasnacht verprügelt

22.02.2024, 13:2322.02.2024, 15:55
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Der Walliser Bote macht diese Woche einen Vorfall öffentlich, der Ende Januar an einer Fasnachtsfeier in Turtmann im Wallis stattgefunden hat – und schreibt von einer «gefährlichen Premiere».

Was ist passiert?

Es ist der 27. Januar und der Guggenmusiker Sebastian Werlen spielt mit seiner Gruppe in einem Gottesdienst in Agarn und zieht danach mit Kollegen seiner Gugge weiter an die Fasnachtseröffnung im benachbarten Turtmann.

Als er dort vor einem Restaurant wartet, kommt jemand auf ihn zu und spricht ihn an, beleidigt ihn. Zudem sagt der Fremde gemäss Walliser Bote:

«Du bist doch dieser Linke, dieser SPler!»

Tatsächlich ist Werlen Co-Vizepräsident der SP Oberwallis – und in der Region als Politiker bekannt.

Sebastian Werlen
Erstattete Anzeige: Sebastian Werlen.Bild: SP Oberwallis

Der Fremde – der laut Werlen alkoholisiert wirkte – soll zunehmend aggressiv geworden sein und verpasste dem Politiker eine Ohrfeige. Im darauffolgenden Handgemenge stürzt Werlen, seine Brille geht zu Bruch, er bekommt noch mehr Schläge ab.

«Wer ihn geschlagen hat oder ob es sogar Fusstritte waren, das sieht er nicht», so der Walliser Bote. Die Guggen-Kollegen von Werlen eilen ihm zu Hilfe. Als sich die Prügelei auflöst, ruft der mutmassliche Täter noch: «Wenn ich dich noch einmal in der Zeitung oder im Fernsehen sehe, kriegst du noch mehr.»

Werlen erstattet noch am selben Abend Anzeige. Er geht davon aus, dass die Schläge politisch motiviert waren.

Mittlerweile hat er mit einem der mutmasslichen Täter telefoniert – auf dessen Initiative hin. Werlen sei bereit, die ganze Angelegenheit aussergerichtlich zu regeln.

Politisches Klima wird rauer

Gegenüber dem Walliser Boten erzählt Werlen im Nachhinein, dass er sich dumme Sprüche oder hitzige Diskussionen gewohnt sei. Drohungen und Gewalt hingegen habe er noch nie erlebt. Anderen Politikern im Wallis ist das allerdings nicht unbekannt: Im vergangenen Sommer veröffentlichte der Walliser Bote eine Umfrage mit dem Ergebnis, dass bereits jeder sechste Politiker im Wallis während seiner Amtszeit bedroht wurde.

Und das ist nicht nur im Wallis so. Im August vergangenen Jahres veröffentlichte der «Tagesanzeiger» eine Umfrage, bei der 2054 Politikerinnen und Politiker aus Bund, Kantonen und Gemeinde teilnahmen. 549 Personen gaben an, bereits persönlichen Attacken, darunter auch Morddrohungen, ausgesetzt gewesen zu sein – davon 346 aufgrund ihrer politischen Haltung. Einer von ihnen, SVP-Gemeinderat Urs Eggerschwiler von Spiez (BE), meinte damals gegenüber dem Tagi, dass die Gesellschaft gehässiger und unhöflicher werde. «Das stimmt mich nachdenklich.» (yam)

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213 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Manawydan
22.02.2024 14:40registriert Oktober 2022
Gewalt ist die Sprache der Dummen.
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Dömp it
22.02.2024 14:23registriert November 2023
„SVP-Gemeinderat Urs Eggerschwiler von Spiez (BE), meinte damals gegenüber dem Tagi, dass die Gesellschaft gehässiger und unhöflicher werde“

Einige seiner eigenen Parteikollegen sind an dieser Entwicklung mitschuldig.
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Ruedi crösus
22.02.2024 14:01registriert Juni 2020
Das ist einfach nur traurig! Wir müssen uns alle im Zaum halten. Gehe ja auch nicht auf Zürcher SVP Politiker*innen los… Es ist so wichtig auch andere Meinungen zulassen zu können.

Das ist Demokratie - sonst haben wir dann amerikanische Verhältnisse.
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