Die Worte sollten Zuversicht signalisieren: Die Insel-Gruppe habe «den richtigen Weg eingeschlagen», teilte das Berner Universitätsspital kurz vor Weihnachten mit. Nun zeigten sich «erste Anzeichen einer Stabilisierung». Doch angesichts der finanziell desolaten Situation verspricht das nichts Gutes. Es heisst eigentlich nur, dass es nicht noch weiter abwärtsgeht.
Für 2023 hatte die Insel-Gruppe, zu der nebst dem gleichnamigen Flaggschiff auch die Spitäler Aarberg und Riggisberg sowie das Spital und Altersheim Belp und das Berner Reha-Zentrum gehören, einen Verlust von knapp 113 Millionen Franken ausgewiesen. Für das vergangene Jahr dürften es – getreu der «Stabilisierungs»-Parole – etwa gleich viele Verlustmillionen sein. Mit dem Defizit von 2022 von knapp 80 Millionen Franken hat die Insel-Gruppe damit innert dreier Jahre rund 300 Millionen Franken verloren.
Und es ist unwahrscheinlich, dass es 2025 viel besser werden sollte. Die Insel-Gruppe spricht zwar von gestiegenen Patientenzahlen im zweiten Halbjahr 2024 und verbesserter Bettenauslastung, konkrete Zahlen will sie aber auf Anfrage nicht nennen.
Der Gesundheitsökonom Heinz Locher jedenfalls, der noch von seiner Zeit als Generalsekretär der Berner Gesundheitsdirektion in den 1980er-Jahren das Inselspital bestens kennt, bleibt skeptisch. Gegenüber dem Portal «Medinside» verglich er die Insel-Gruppe gar mit der untergegangenen Schweizer Grossbank. «Die Parallelen zur Credit Suisse sind offensichtlich», präzisiert Locher auf Nachfrage von CH Media.
Gehören tut das deutlich in Schieflage geratene Spital offiziell der Inselstiftung, der Kanton Bern hält nur 0,9 Prozent. Doch allen ist klar, dass dieser mit Steuermillionen einspringen wird, wenn sich die Situation verschärft. Deshalb müsste die Situation am Inselspital den Kanton Bern eigentlich beunruhigen.
Aber nicht nur, immerhin ist die Insel-Gruppe nach den beiden Grossspitälern aus Genf und Lausanne, HUG und CHUV, und der Hirslanden-Gruppe der viertgrösste Spitalbetrieb der Schweiz. Und im Bereich der hochspezialisierten Medizin ist das Inselspital eines von gerade mal drei Spitälern, die beispielsweise Herz- und Lebertransplantationen vornehmen oder Herzen von Kindern transplantieren dürfen.
Das Grundproblem: Die Insel-Gruppe habe mit ihren Managementfehlern der letzten Jahre das Vertrauen der zuweisenden Ärzte verloren. «So etwas lässt sich nicht in ein paar Monaten zurechtbiegen», sagt Locher. «Es braucht Jahre, um verlorene Märkte zurückzugewinnen.» Einige kämen nie mehr zurück. «Es haben sich neue Netzwerke gebildet – etwa mit Regional- oder Privatspitälern.» Hier bleibe der Insel nichts anderes übrig, als mit anderen Spitälern zusammenzuarbeiten.
Locher appelliert an die Verantwortlichen, endlich eine gangbare Strategie für die Insel-Gruppe zu erarbeiten. Das ständig wiederholte Ziel, das Inselspital zu einem der weltbesten Spitäler zu machen, haben sie jedenfalls nicht erreicht. Im Gegenteil: Das Berner Universitätsspital hat an Boden verloren und liegt mittlerweile abgeschlagen auf Rang 207.
Gefordert wären auch die Aufsichtsstellen. Doch diese schweigen. Der Regierungsrat, die parlamentarischen Geschäftsprüfungs- und Finanzkommissionen sowie die Stiftungsaufsicht.
In der Insel-Gruppe hingegen ist eine gewisse Hektik ausgebrochen: Sie hat den seit Jahren hochumstrittenen Chef vor die Tür gesetzt, externe Berater ins Haus geholt, diverse Effizienzprogramme initiiert und «zur Stärkung des internen Vertrauens» ein Kollegium von Chefärzten gegründet. Doch so reibungslos scheint das alles nicht zu funktionieren, wie eine Spar-Anekdote zeigt, die CH Media von verschiedenen Seiten zugetragen wurde.
So hatte der Insel-Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver die Ärzteschaft im November an einem Townhall mit der Ankündigung geschockt, das Softwaresystem Up To Date abzuschalten. Die Begründung: Dieses werde keine zehnmal pro Monat gebraucht.
In der Realität nutzen die meisten Ärzte dieses Tool, eine Art praxisbezogenes medizinisches Nachschlagewerk, mehrmals pro Tag. Zuverlässige Quellen sprechen von über 10'000 Anfragen pro Monat.
Nach dem internen Aufschrei und der Klärung, dass die Insel-Chefs offensichtlich Entscheide auf Basis falscher Zahlen treffen, wurde Up To Date wieder aufgeschaltet. Hätten die Entscheidungsträger hingegen zuvor ihre Ärzteschaft konsultiert, wäre es gar nicht so weit gekommen.
Die Insel freilich sieht das anders. Der Sprecher räumt zwar ein, dass die Direktion «im Rahmen der Sparmassnahmen» eine Entscheidung über eine Kosten-Nutzen-Rechnung gefällt habe, bei der «nicht alle relevanten» Nutzergruppen berücksichtigt worden seien, doch: «Die rasche Rücknahme der Entscheidung» zeige, dass «wir den Dialog auf allen Stufen führen.» Dieser Schritt unterstreiche, «dass die Insel-Gruppe die Anliegen und den Bedarf ihrer Mitarbeitenden ernst nimmt und flexibel auf berechtigte Rückmeldungen reagiert».
Einige erkennen darin das Hauptproblem der aktuellen Führung: Beide obersten Entscheidungsträger, Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver und Ad-interim-Chef Christian Leumann, tragen zwar in Medienmitteilungen ein «Prof. Dr.», sind jedoch keine Mediziner. Pulver ist Jurist, Leumann Chemiker. So schnell wird sich das auch nicht ändern: Die Suche nach einem neuen Chef stockt, die Insel-Gruppe konnte «trotz intensiver Bemühungen» keinen finden – und lässt sich jetzt nochmals ein Jahr Zeit dafür.
Locher ist mit dem Vorgehen nicht einverstanden. «Als Erstes muss jetzt der gesamte Verwaltungsrat ausgewechselt werden», sagt der Gesundheitsökonom. In einem zweiten Schritt sollte dann das neu zusammengesetzte Gremium einen neuen Chef bestimmen. «Nur so kann der Turnaround gelingen.» Doch einfach werde es nicht. (aargauerzeitung.ch)
Eine Balgrist oder Hirslanden führt nur Eingriffe und Tests durch die für sie finanziell lohnenswert sind. Kantons und Regionalspitäler hingegen haben sich ihnen gesundheitlichen Auftrag und müssen auch Behandlungen vornehmen die nicht rentieren.
Daher ist es idiotisch zu verlangen dass ein Spital biegen und brechen schwarze Zahlen schreiben muss.
PS: Naja dass der Neubau von einem Stararchitekt Designt wird müsste trotzdem nicht sein.
Solange die Politik nichts dagegen unternimmt, dass die privatgeführten Spitäler (Hirslanden, Berit, etc) nicht auch verpflichtet werden, weniger oder nicht rendierende Angobete anzubieten, solange werden sich die Privaten die rendierenden Angebote herauspicken. Ergo, die staatlichen Spitelär mit dem Versorgung Auftrag machen minus.
Bin immer noch dafür, dass ALLES, was mit Gesundheit zutun hat, verstaatlicht und vereinheitlicht wird!