Schweiz
Wirtschaft

Banken müssen Zinsen zahlen, wenn sie bei der Nationalbank Geld anlegen

Das gab es noch nie

Banken müssen Zinsen zahlen, wenn sie bei der Nationalbank Geld anlegen

Verschärft ihren Kampf um den Euro-Mindestkurs: Schweizerische Nationalbank.
Verschärft ihren Kampf um den Euro-Mindestkurs: Schweizerische Nationalbank.Bild: KEYSTONE
Die Nationalbank wird die Guthaben der Banken bei der SNB mit einem Satz von 0,25 Prozent belasten. Damit wird der Franken weniger attraktiv und der Mindestkurs gegenüber dem Euro unterstützt.
18.12.2014, 08:0518.12.2014, 11:36
Mehr «Schweiz»

Gut drei Jahre nach Einführung des Euro-Mindestkurses verschärft die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Kampf gegen die Frankenstärke. Die Währungshüter führen Negativzinsen ein. Die Nationalbank wird die Guthaben der Banken bei der SNB mit einem Satz von 0,25 Prozent belasten. Der Negativzins gilt ab 22. Januar 2015. Er wird nur auf jenem Teil des Giroguthabens erhoben, der einen bestimmten Betrag überschreitet. Der Freibetrag beträgt pro Kontoinhaber mindestens 10 Mio. Franken, wie die SNB am Donnerstag mitteilte.

SNB: Negativzinsen haben kaum Folgen für Kleinsparer

Kleinsparer sind von der Einführung von Negativzinsen laut SNB-Präsident Thomas Jordan wohl kaum betroffen. Mit der Massnahme habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor allem die Grosskunden der Geschäftsbanken wie etwa Hedgefonds im Visier, die in Krisenzeiten schnell Geld verschieben. (whr/sda)

Mit der Massnahme strebt die SNB an, dass ihr Leitzins in den negativen Bereich fällt. Daher dehnt sie das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor auf −0,75 bis 0,25 Prozent aus und erweitert es auf seine übliche Breite von einem Prozentpunkt. Seit 2011 betrug das Zielband 0 bis 0,25 Prozent. Der nur indirekt von der SNB steuerbare Dreimonatslibor notierte nahe Null.

Schweizer Börse nach Ankündigung der SNB im Plus

Nach der Ankündigung von Negativzinsen durch die SNB haben die Aktienkurse an der Schweizer Börse deutlich nach oben tendiert. Um 11.30 Uhr notierte der Swiss Market Index (SMI) 1,8 Prozent höher als am Vorabend.


Beeinflusst ist die Kursentwicklung aber nicht nur vom jüngsten Schritt der SNB zur Abwertung des Frankens. Eine gewichtige Rolle spielte auch die Aussage von Janet Yellen, der Chefin der US-Notenbank (Fed). Diese hatte am Mittwochabend gesagt, das Fed könne bei der Straffung der Zinsen «geduldig» vorgehen. (whr/sda)

Folgen für Bankkunden

Ob der Schritt der SNB indirekt auch bei den Spar- und Anlagekonten von Bankkunden zu negativen Zinsen führt, wird sich zeigen müssen. Experten gingen bislang davon aus, dass lediglich grössere Beträge betroffen sein könnten, weil sonst kleinere Guthaben abgezogen werden dürften. Allerdings könnten die Banken versuchen, über höhere Gebühren und Spesen die Negativzinsen der SNB weiterzureichen. Zunächst waren keine Stellungnahmen von Banken erhältlich.

Der am Donnerstag verkündete Schritt der SNB ist eine Premiere. In den 1970er-Jahren wurden nur auf Guthaben von Ausländern Kommissionsbelastungen erhoben. Zudem waren diese vom Bundesrat verordnet.

Euro kurz bei 1,2080 Franken

Der Mindestkurs bleibe das zentrale Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen durch eine Aufwertung des Frankens zu verhindern. In den letzten Tagen hätten verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt. Noch vergangene Woche hatte die SNB bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung auf eine Kursverschärfung verzichtet.

Unmittelbar nach der Ankündigung kletterte der Euro auf 1,2080 Fr. an. In den letzten Tagen hatte er an der Marke von 1,2010 Fr. geklebt und damit nahe am Mindestkurs. Bis gegen 10 Uhr verpuffte ein Teil des Effektes, der Euro notierte bei noch 1,2040 Franken. (whr/sda)

Die Einführung von Negativzinsen mache das Halten von Frankenanlagen weniger attraktiv und unterstütze damit den Mindestkurs, erklärte die SNB. Sie bekräftigte sogleich den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro und ihre Bereitschaft, wenn nötig unbeschränkt Devisen zu dessen Durchsetzung zu kaufen. 

Der Mindestkurs bleibe das zentrale Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen durch eine Aufwertung des Frankens zu verhindern. In den letzten Tagen hätten verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Parlament ist gegen Beitritt der Schweiz zu Uno-Migrationspakt

Die Schweiz soll dem 2018 verabschiedeten Uno-Migrationspakt nicht beitreten. Dafür hat sich nach dem Ständerat auch der Nationalrat ausgesprochen. Mit 124 zu 66 Stimmen genehmigte die grosse Kammer am Donnerstag einen entsprechenden Bundesbeschluss.

Zur Story