Mit bis zu 45 Stundenkilometern konnten die Bikerinnen und Biker auf den Leihvelos der Firma Bond durch die Limmatstadt flitzen. Damit ist es vorerst vorbei. Seit Anfang September sind die Highspeed-Bikes nach und nach von den Strassen verschwunden. Via App sind nur noch einzelne der einst hunderten, frei über die Stadt verteilten E-Bikes ausleihbar.
Kunde Reto Schlatter war von den Bond-Velos eigentlich begeistert – obschon die Kosten mit bis 89 Rappen pro Kilometer vergleichsweise hoch sind. «Denn es gab für mich schlicht keinen schnelleren und einfacheren Weg, durch die Stadt zu kommen», so der Fotograf.
Fehlermeldungen in der App, nicht erreichbarer Kundendienst: Die Qualität des Angebots habe sich in den letzten Monaten zunehmend verschlechtert. Bond kämpfte auch mit Vandalismusschäden. Zuletzt sind defekte Bikes tagelang auf den Strassen herumgestanden.
Schlatter wartet wie andere Nutzerinnen und Nutzer bislang vergeblich auf eine Kundeninformation seitens Bond: «Keine Kontaktmöglichkeit. Keine Kommunikation. So geht eine einst gute Idee zu Grunde. Schade», schreibt ein weiterer User in einer aktuellen Google-Rezension. In der Tat: Wer bei der offiziellen Telefonnummer anruft, der klingelt ins Leere.
Im August 2020 zog sich Bond bereits aus Bern zurück. Vor wenigen Wochen verschwanden auch in Hamburg und München alle Räder aus der App, wie das Handelsblatt im August berichtete.
Was passiert nun in Zürich? Auf Anfrage von watson spricht Bond-Geschäftsführer Stephan Müller von «technischen Problemen», weshalb nicht alle Bikes buchbar seien. Ab Ende September werde man die Flotte in eine «Winterpause» schicken, da sich die Velo-Flotte während dieser Zeit nicht wirtschaftlich betreiben lasse.
Dies obschon die schnellen E-Bikes im Gegensatz zu den E-Scootern allwettertauglich sind. Der Rückzug hat also finanzielle Gründe.
Was passiert jetzt mit den Kundenguthaben der Bond-Nutzer? CEO Müller erklärt, dass diese nicht verfallen. Wie es um die Liquidität der Firma stehe, kommentiert er nicht. Man äussere sich nicht öffentlich zu internen Themen, lässt Müller verlauten.
Manager Müller hat bei Bond Mobility Anfang des Jahres den Chefposten übernommen. Er kennt die Schwierigkeiten des äusserst schnelllebigen Sharing-Geschäfts: Obschon Investoren 2019 20 Millionen in Bond investierten, gelang die geplante Expansion nicht. Müller hat nun in Deutschland das Konzept umgekrempelt. Die in Hamburg und München eingesammelten Bikes sollen nicht mehr an Privatnutzer, sondern für längere Zeit an Lieferdienste vermietet werden. Damit lassen sich die hohen Kosten für breite Werbung sparen. «Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit globalen Partnern», sagte Müller weiter im Handelsblatt.
Nun bleibt abzuwarten, ob die Bond-Bikes nächsten Frühling tatsächlich aus der Winterpause zurückkehren – oder für immer aus Zürich verschwinden. Reto Schlatter hat inzwischen auf die Leihvelos von Publibike umgesattelt. Diese sind jedoch nur halb so schnell wie die flinken Bond-Velos.
Livelifelike
TanookiStormtrooper
Kauf dir ein E-Bike... 🤷♂️
Diese Dinger sind nicht sehr lange im Einsatz und werden nach ein paar Monaten/Wochen verschrottet. Von Umweltfreundlich kann da überhaupt nicht geredet werden. Wenn man sich selber so ein Ding für ein gutes Sümmchen kauft, trägt man dem wohl wenigstens etwas mehr Sorge.
Donald