Im Winter treibt die Kälte die Menschen nach drinnen. Doch in Coronazeiten lauert dort eine viel höhere Ansteckungsgefahr. Dennoch will der Tourismus die Winterfreude retten und so auch die eigene Rentabilität. Dieser Push für Spass und Geld wird Applaus von allen Seiten erhalten. Vor allem, wenn dank Witz und Technik alle etwas davon haben – und niemand verzichten muss. Doch das wird nicht immer möglich sein.
Eine Idee könnte helfen: Eine Maske, die als Nackenwärmer daherkommt, aber alle Sicherheitskriterien erfüllt, welche die Covid-19-Taskforce vorgibt. Die Maske sollte als Kultobjekt taugen. Man sollte sie nicht tragen müssen, sondern tragen wollen. Das waren die Vorgaben, die das Start-up Muntagnard am 17. Juli erhielt. Ein Konzept musste her, ein Hersteller und eine Fabrik. Ein halbes Jahr verschlingt so etwas sonst. Muntagnard bekam vom Kanton Graubünden 13 Tage.
Heute ist das Ziel fast erreicht, doch die Zeit wird knapp. Ein Prototyp des Maskenschals hat alle drei Test bestanden bei der Testanstalt SQTS, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) anerkannt ist. Er darf nun für sich reklamieren, einem von drei BAG-Maskentypen zu entsprechen: der industriell gefertigten Textilmaske, auch Community Mask genannt.
Dieser Typ wird auch von der Taskforce empfohlen. Danach erhielt der Maskenschal ein neues Design und wurde erneut zum Test geschickt. Muntagnard-Gründer Dario Pirovino sagt: «Wir sehen keinen Grund, warum die neue Variante die Tests nicht ebenfalls bestehen sollte.»
Soweit, so schnell. Doch der Winter ist nah. Ehe die Maschinen starten, muss das Garn da sein. Läuft es dumm, vergehen Wochen. Damit die Maske zum Saisonstart da ist, so Pirovino, müsse die Produktion so schnell wie möglich gestartet werden. Interessiert an der Maske sind Bergbahnen, die sie den Käufern von Jahreskarten schenken oder verbilligt zur Tageskarte geben.
Noch muss sich der Maskenschal bewähren. Derzeit scheint er ein Beispiel dafür zu sein, wie Menschen ihren Spielraum erweitern im Kampf gegen Seuchen. Der Maskenschal könnte mehrere Winteralbträume verhindern helfen: Dass sich das Virus in den Skigebieten verbreitet. Dass die Berge bald übersät sind von Wegwerfmasken. Denn der Maskenschal lässt sich waschen und wiederverwenden. Dass Skifahrer entnervt sind von überbordender Komplexität am Lift: Maske hinter den Ohren befestigen, mit Stöcken und Handschuhen hantieren, Kindern helfen, Skikarte hervorkramen.
Anderswo bleibt der Spielraum beschränkt. Ein Konflikt zeigt sich etwa in Zürich. Eine IG Innenstadt lehnt es ab, der Gastronomie mit weiteren Lockerungen zu helfen. Die Bewohner hätten schon stark darunter gelitten, dass Restaurants seit Mai draussen mehr Fläche nutzen dürften. Man könne nicht mehr schlafen, auf den Trottoirs sei kein Durchkommen.
Falls nun für den Winter noch Festzelte und Heizpilze erlaubt würden, wehre man sich. Die Geduld scheint sich im Coronasommer aufgebraucht zu haben. Ein Sprecher sagt:
Die Gemüter sind bei der Gegenseite ähnlich gereizt. Die Marketing-Organisation Schweiz Tourismus, sonst zuständig für die schönen Seiten der Schweiz, warnte Ende Woche:
Lädele müsse im Winter sonntags erlaubt sein. Sonst sehe es schwarz aus. Der schrille Ton erklärt sich mit neuen Logiernächtezahlen. Städte hatten im Juli grosse Einbussen. Basel verlor fast 60 Prozent, Zürich gar 70.
Immerhin gibt es kleine Kniffs und Tricks, die oft grosse Wirkung entfalten. Bergbahnen schaffen drinnen etwas mehr Platz für Tische und Stühle, indem sie Pistenfahrzeuge aus dem Schuppen holen. Outdoor-Barbecue wird geboten. Plexiglastrennwände kommen elegant daher. In Graubünden wird Restaurants geholfen, damit die Gäste künftig online reservieren können und sie ihre Räume besser nutzen.
Mehr machen mit weniger Raum – dieses Grundproblem prägt den Coronawinter. Im Allgemeinen wie im Konkreten: etwa in Wellnessanlagen. Hoteliers beschränken den Zugang, pochen auf Reservationen. Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, sagt, derlei werde recht viel Zeit beanspruchen, am Ende sei womöglich der Gast doch verärgert.
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