«Das ist tatsächlich möglich», sagt Daniel Lampart, der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Erstmals seit 20 Jahren könnte in der Schweiz eine historische Marke wieder erreicht werden: Im Sommer könnte die Arbeitslosenquote nur noch bei lediglich zwei Prozent liegen – oder gar noch etwas darunter.
Es gebe zwar viele Unsicherheiten. Der Krieg in der Ukraine sei nur eine davon, so Lampart. Die Zahl der Konkurse könnte steigen, wenn die Coronamassnahmen vollständig aufgehoben sind. Noch immer sind viele Berufstätige in Kurzarbeit. Doch laufe die Konjunktur nach wie vor gut, die Zahl der Stellensuchenden sei stark gesunken, jene der offenen Stellen dagegen gestiegen. Lampart sagt weiter:
Eine Arbeitslosenquote von zwei Prozent oder leicht darunter hält auch die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich für «sehr realistisch». Wie der Ökonom Michael Siegenthaler sagt, müsse man weit zurückgehen, um ähnlich tiefe Werte zu finden. 2008 war es die Finanzkrise, die einem Arbeitsmarktboom ein Ende setzte, im Jahr 2000 das Platzen der Internetblase an den Börsen. Doch wesentlich tiefer als diese zwei Prozent dürfte die Arbeitslosenquote nicht mehr gehen, der Ukraine-Krieg kommt dazwischen. Siegenthaler sagt: «Wir denken, dass der Krieg den Rückgang der Arbeitslosenquote ausbremst.»
Auf die Coronakrise ist ein Job-Boom gefolgt. Das Bundesamt für Statistik vermeldet, die Zahl aller Jobs habe einen Allzeitrekord erlangt: Es gibt derzeit über 5.2 Millionen davon. Noch hält dieser Boom an, obschon inzwischen der Krieg um die Ukraine ausgebrochen ist. Vor allem die Energiepreise sind deutlich gestiegen: Benzin und Heizöl sind teuer, den Haushalten bleibt weniger Geld für alles andere übrig. Auch die Schweiz erleidet damit, was in den USA von Präsident Joe Biden so betitelt wurde: «Putin-Price-Hike», also durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin verschuldete Preiserhöhungen.
Die Hochkonjunktur in der Schweiz zeigt sich an den ausgeschriebenen Stellen: Im 1. Quartal 2022 waren es fast 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im entsprechenden Index der Stelleninserate, erstellt von der Adecco-Gruppe und der Universität Zürich, gab es noch nie einen höheren Wert. Der Index reicht bis 2003 zurück. Die Autoren schreiben:
Und der Boom zeigt sich an den offenen Stellen, erfasst vom Bundesamt für Statistik. Es stehen schon länger wieder gleich viele Arbeitsplätze offen wie vor der Coronakrise – und zuletzt waren es mehr als je zuvor: fast 100'000 offene Stellen. Selbst die arg gebeutelte Gastronomie sucht mehr Mitarbeitende, als sie es vor der Krise tat.
Der Boom ist da – und das Wehklagen laut: Manche Branche rätselt, wo auf einmal ihr Personal geblieben ist. In der Gastronomie geben elf Prozent der Firmen an, die Suche nach einer Arbeitskraft mit Berufslehre sei schwierig verlaufen, im Maschinenbau sind es 14 Prozent. Etwas mehr als drei Prozent der Gastrobetriebe konnten gar niemanden finden, im Maschinenbau waren es sechs Prozent. Im gesamten Dienstleistungssektor vermeldet ein doppelt so hoher Anteil der Unternehmen, es gebe Schwierigkeiten bei der Suche nach Personal.
Putin’s invasion of Ukraine has driven up gas prices and food prices all over the world. 70% of the increase in prices in March came from the Putin Price Hike.
— President Biden (@POTUS) April 12, 2022
I’m doing everything I can to bring down prices and address the Putin Price Hike.
Die Wirtschaft muss etwas tun. Mehr Ferientage gibt es darum beim Flugzeugbauer Pilatus und eine Aussenstelle im Tessin, wo auch Ingenieure aus Norditalien arbeiten sollen. Eine Toggenburger Firma will Handwerker mit kürzeren Arbeitswochen locken, wobei das gleiche Pensum statt in fünf nun in vier Tage passen muss. In der Hotellerie sollen Quereinsteiger nach einjährigen Crashkursen einsteigen dürfen. Spitäler müssen Headhunter dafür zahlen, ihnen bei der Suche zu helfen.
Der Arbeitsmarkt läuft heiss, nicht nur in der Schweiz. Die Industriestaaten würden den kräftigsten Boom ihrer Geschichte erleben, schreibt der britische «Economist». In einem Drittel der Länder stehe eine entscheidende Kennzahl so hoch wie nie zuvor: der Anteil aller Personen, die im erwerbsfähigen Alter sind und tatsächlich einen Job haben. In weiteren zwei Dritteln der reichen Länder bleibe diese Kennzahl nur knapp hinter dem Allzeithoch. «Superheiss» sei der Arbeitsmarkt etwa in den USA, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Das Online-Warenhaus Amazon preist sich darum als «bester Arbeitgeber des Planeten.»
Ein Boom am Jobmarkt sollte sich in höheren Löhnen niederschlagen. Tatsächlich zeigte sich in einer Umfrage der KOF Konjunkturforschungsstelle: Für 2023 wollen die Firmen ihre Löhne um durchschnittlich 1.7 Prozent erhöhen. So viel gab es lange nicht mehr. Nur dürfte vielen Arbeitnehmenden die Inflation das allermeiste weggefressen. Die hohen Energiepreise treffen vor allem jene Arbeitnehmende, die mit dem Auto zum Arbeitsplatz pendeln müssen oder eine Ölheizung haben. (aargauerzeitung.ch)
Dann kann sich eine bessere Behandlung der Arbeitnehmer richtig in drn Köpfen der Manager etablieren…
Viel zu lange waren die Arbeitgeber am längeren Spiess…
Die Krankenkassenprämien steigen stark Teuerung auch jetzt braucht es mal eine starke Lohnerhöhung für die Büezer nicht nur immer für die Teppichetage !