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Das 1971 gegründete Weltwirtschaftsforum ist für Anhänger von Verschwörungen zu einer Art Zentrum des Bösen geworden. «Grosse ökonomische Zusammenschlüsse wie das Weltwirtschaftsforum sind gerne Projektionsflächen für Verschwörungserzählungen, weil dort verschiedenste Menschen mit Macht zusammenkommen, um sich auszutauschen», sagt Politikwissenschaftler Jan Rathje vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie.
In den Glauben an eine erzwungene Umgestaltung der Welt passen dann die unterschiedlichsten Behauptungen: Aus einem Appell, Fahrzeuge öfter mal zu teilen, bekannt als «Sharing Economy», wird die Lüge, das WEF wolle Privatautos verbieten. In einem WEF-Aufnäher auf der Uniform von Schweizer Polizisten sehen Verschwörungsanhänger den Beleg, dass das Wirtschaftstreffen seine eigene Polizei besässe, ganz wie ein Staat.
Besonders im Fokus der Desinformation: der deutsche WEF-Gründer Klaus Schwab. So verkündete etwa ein gefälschter Twitter-Account unter Schwabs Namen, dass bei Engpässen nur Geimpfte Lebensmittelpakete bekämen. Eine frei erfundene Aussage. Mal wird seinem Vater eine Vergangenheit als Vertrauter Adolf Hitlers angedichtet, mal soll der Wirtschaftswissenschaftler Teil der Bankiersfamilie Rothschild sein – eine antisemitische Chiffre für vermeintlich im Verborgenen agierende jüdische Machthaber.
Doch nicht jeder Unmut über das Weltwirtschaftsforum ist gleich ein Mythos. «Es ist wichtig, zwischen Verschwörungsideologien und Kritik zu unterscheiden», sagt Politikwissenschaftler Rathje. Kritik an den Herrschenden und Mächtigen sei wichtig für liberale Demokratien. Sie dürfe aber die Komplexität von Ereignissen nicht so weit reduzieren, dass es sich nur um eine Verschwörung von Eliten handeln könne.