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Migros verkauft Micasa und schliesst Do it

Migros verkauft Micasa und schliesst Do it – Ende von Franchise-Vertrag mit Alnatura

25.02.2025, 08:3125.02.2025, 11:31
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Die Migros setzt ihre Konzentration aufs Kerngeschäft fort. Der Detailhändler verkauft seine Möbelhändlerin Micasa ans Management und schliesst die meisten Do it + Garden-Filialen bis Ende Juni. Zudem steigt die Migros Zürich aus dem Franchise-Vertrag mit Alnatura aus.

«Leider konnte für Do it + Garden trotz intensiver Bemühungen kein Käufer gefunden werden», teilte die Migros am Dienstag in einem Communiqué mit.

«Mit zahlreichen Interessenten wurden Gespräche geführt, jedoch sah keiner das Potenzial, das Geschäft landesweit erfolgreich weiterzuführen.»

Für vereinzelte Do it + Garden-Standorte würden weiterhin Verhandlungen mit potenziellen Interessenten aus dem Do-it-yourself-Bereich laufen. Wie bereits bekannt, werden die Do it + Garden Filialen in Carouge GE und Nyon VD an den deutschen OBI-Konzern übergehen. «Die restlichen der insgesamt 31 Standorte werden bis spätestens Ende Juni 2025 geschlossen», hiess es. Die Migros werde weiterhin alle Garantie- und Serviceleistungen für die Produkte sicherstellen.

Für die betroffenen 466 Mitarbeiter von Do it + Garden würden bestmögliche Anschlusslösungen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe gesucht. «Wo keine gefunden werden, kommt der Migros-Sozialplan zur Anwendung», hiess es. Sämtliche Lehrlinge von Do it + Garden könnten ihre Ausbildung innerhalb oder ausserhalb der Migros fortsetzen und abschliessen.

159 Jobs bei Migros Fachmarkt AG weg

Zudem verkauft die Migros 30 Micasa-Läden an Philipp Agustoni, den heutigen Micasa-Chef, und Manuel Landolt, den operativen Chef der Migros Fachmarkt AG. Die beiden künftigen Unternehmer würden unterstützt von der Firma Rethink, die bekannt sei für ihre Expertise in der Umsetzung innovativer Projekte und für nachhaltiges Wachstum.

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Eine Do It + Garden-Filiale in Stans. Bild: KEYSTONE

Ab 1. September übernehme die neu gegründete Micasa AG die Geschäfte vollständig. Alle Mitarbeiter und Lehrlinge in den Filialen werden weiterbeschäftigt. Die Garantie- und Serviceleistungen für gekaufte Micasa-Produkte bleiben gültig, wie die Migros weiter schrieb. Für die Kunden ergäben sich somit keine Änderungen.

Die Veräusserung von Micasa und die Schliessung von Do it + Garden haben allerdings Auswirkungen auf übergreifende Funktionen. Die Dachorganisation Migros Fachmarkt AG werde bis Ende Januar 2026 ihre Aktivitäten einstellen. Davon sind 159 Angestellte betroffen.

Diese erhalten Leistungen aus dem Sozialplan, der im vergangenen Jahr beschlossen wurde. Entlassene Angestellte würden bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt.

25 Alnatura-Filialen werden aufgegeben

Zudem steigt die Migros aus der Partnerschaft mit Alnatura Deutschland aus, die seit 2012 besteht. Die Genossenschaft Migros Zürich als Franchisenehmerin von Alnatura Deutschland und Betreiberin von insgesamt 25 Bio-Märkten in der ganzen Deutschschweiz konzentriere sich künftig auch bei Bio-Artikeln auf Migros-eigene Absatzkanäle.

Der Betrieb von Alnatura Bio-Supermärkten werde mittelfristig aufgegeben, hiess es. Die Migros Zürich sei künftig nicht mehr die beste Betreiberin für die Alnatura-Filialen. «Der Rückzug aus diesem Geschäftsmodell ist das Resultat unserer konsequenten Fokussierung auf den Migros-Supermarkt», schrieb der Detailhändler weiter: «Alnatura Bio-Fans werden auch künftig bei der Migros fündig.» Das Bio-Sortiment bleibe mit rund 2400 Produkten unverändert gross.

Noch offen ist, ob die Alnatura Bio-Supermärkte bestehen bleiben. Die Franchisegeberin und Bio-Lebensmittelproduzentin Alnatura evaluiere in den kommenden Wochen alternative Szenarien für den Betrieb der Märkte. Hierzu seien Informationen noch im ersten Halbjahr geplant. Für die Alnatura-Kunden ändere sich vorerst nichts, schrieb die Migros:

«Die Geschäfte werden unverändert weitergeführt.»

Unia fordert Verzicht auf Kündigungen

Die Gewerkschaft Unia fordert als Reaktion in einem Communiqué, dass die Migros auf Kündigungen und eine Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen verzichte. Sie kritisiert, dass die Migros-Gruppe zu schnell und unkoordiniert expandiert habe und die Angestellten nun den Preis dafür zahlen würden. Daher brauche es «gleichwertige Stellen innerhalb der Migros» und einen offenen Dialog mit den Gewerkschaften.

Ausstieg aus verlustreichen Fachmärkten

Damit geht die grösste Restrukturierung in der Geschichte der Migros Schlag auf Schlag weiter. Diese hatte die Migros vor einem Jahr gestartet. Erst vor einem Monat hatte der Detailhändler den Verkauf aller OBI-Filialen an die deutsche OBI-Gruppe bekannt gegeben, die auch die beiden Do it + Garden-Filialen in Carouge GE und Nyon VD übernimmt.

Zuvor hatte sich die Migros bereits vom Elektronikhändler Melectronics, dem Sportartikelverkäufer SportX und dem Velohändler Bike World getrennt. So übernahm etwa der Elektrohändler Mediamarkt 20 von 37 Melectronics-Filialen. Der Rest wurde geschlossen. Die Hälfte der SportX-Filialen ging an Ochsner Sport.

Vor zwei Wochen hatte die Migros noch den Verkaufsvertrag für den grössten Brocken, die Reisetochter Hotelplan, unterschrieben. Käufer ist die deutsche Konkurrentin Dertour, die hierzulande mit der Marke Kuoni gross im Geschäft ist. Dertour übernimmt aber nicht die ganze Hotelplan Gruppe: Die Hotelplan-Tochter Interhome geht an den Berliner Ferienwohnungsspezialisten Hometogo.

Damit ist der Verkaufsreigen der Migros beinahe abgeschlossen: Zur Veräusserung steht noch die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle.

(rbu/awp/sda)

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153 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gardiner
25.02.2025 08:54registriert Juni 2017
Also zuerst schiesst Migros mit der Alnatura Franchise viele kleine Bioläden ab und führt dazu, dass etliche davon schliessen müssen - und dann bricht Migros das Unterfangen wieder ab? WTF! Wie dilettantisch kann man sein? Migros: Ja.
24010
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Bikemate
25.02.2025 08:42registriert Mai 2021
Die Angestellten tun mir echt leid. Nur weil das Management spielen möchte und die Konsequenzen für das eigene Versagen nicht selber tragen müssen, leiden wieder die Mitarbeiter.
19010
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BG1984
25.02.2025 09:13registriert August 2021
Es ist einfach eine Sauerei, was das Migros Management da macht. Der gute Ruf der Migros wird nachhaltig zerstört und die Manager klopfen sich auf die Schultern, zahlen sich gegenseitig Boni aus und ziehen von dannen. Zurück bleibt ein scherbenhaufen.

In der Stadt Bern gibt es ausser dem Do it + Garden kein solches Geschäft mehr. Nur noch den Jumbo (coop) in Bümplitz und sonst die grossen, ausserhalb der Stadt, die nur mit dem Auto zu erreichen sind.
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