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«Wir waren völlig erstaunt»: Skischulen boomen trotz grüner Pisten

«Wir waren völlig erstaunt»: Skischulen boomen trotz grüner Pisten

Schweizer Schneesportschulen freuen sich trotz Schneemangel über gute Buchungszahlen. In St.Moritz gab es gar Buchungen auf Rekordniveau.
11.01.2023, 07:56
Ann-Kathrin Amstutz / ch media
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Skifahrer vergnuegen sich auf der Kunstschneepiste der Klostermatte in gruener Landschaft, aufgenommen am Samstag, 7. Januar 2023, in Engelberg im Kanton Obwalden. (KEYSTONE/Urs Flueeler). People enjo ...
Dank technischer Beschneiung konnte man auf der Klostermatte in Engelberg trotz Schneemangel Ski fahren.Bild: keystone

Der weisse Pistenstreifen führt über eine grüne Wiese. Solche Bilder gab es in den letzten Wochen zuhauf aus den Skidestinationen. Doch wer glaubt, der Schneemangel habe die Lust am Skifahren getrübt, der irrt. Bei den grossen Schweizer Skischulen brummt das Geschäft. Teilweise sind die Buchungszahlen gar auf Rekordkurs.

So etwa bei der grössten Schneesportschule der Schweiz: der Skischule St.Moritz. Dieses Jahr beschäftigt sie die rekordverdächtige Zahl von 370 Schneesportlehrpersonen. Über die Festtage seien diese sehr gut ausgelastet gewesen, die Buchungen bewegten sich «auf Rekordniveau», wie Geschäftsführer Tiziano Zeller sagt. Auch im Januar sei der Buchungsstand «gut bis sehr gut mit sehr vielen Frühbuchern».

Die Skischule Engelberg, bei der 160 Schneesportlehrpersonen auf der Lohnliste stehen, rechnete nicht mit einem so grossen Andrang. «Wir waren völlig erstaunt», erklärt Skischulleiter Dierk Beisel. Es habe sehr viele kurzfristige Privatbuchungen gegeben, obwohl im Dorf über die Festtage kein Schnee lag. Mit den Skischulklassen, die normalerweise am Anfängerhügel beim Brunni-Lift fahren, habe man auf das Trübsee-Gebiet ausweichen können.

Weniger rosig sind die Aussichten im Januar: Einige Events fallen dem Schneemangel zum Opfer. Auch bei den Buchungen sieht es laut Beisel bislang «sehr mau» aus, was sich mit dem kommenden Schnee aber schnell ändern könne.

Kinder lassen sich von grüner Piste nicht abschrecken

Von einer «guten Auslastung» über die Weihnachtshochsaison spricht Dominick Büchler, Geschäftsführer der Schneesportschule Lenzerheide: «Wir hatten etwa 140 Leute morgens und nachmittags im Einsatz - überraschend viele in den zwei Wochen.» Am Vormittag hätte es sogar noch genug Arbeit für zehn weitere Lehrpersonen gegeben. Im Hinblick auf die Sportferien sehe es ebenfalls schon gut aus.

Der Schneemangel habe sich erfreulicherweise nicht sonderlich negativ ausgewirkt. «Wir konnten dank technischer Beschneiung das ganze Angebot in den Kinderländern aufrechterhalten», sagt Büchler. Den Kindern sei es egal, ob es neben der Piste weiss ist oder nicht - «diese Unbekümmertheit würde auch den Erwachsenen guttun».

In Grindelwald sind in dieser Saison bis zu 230 Schneesportlehrpersonen im Einsatz. Wie Skischulleiter Chris Almer erklärt, verlief die Festtagshochsaison sehr zufriedenstellend. Dank Beschneiung habe man «Toppisten» anbieten und auch das Anfängergelände auf gut 1000 Metern über Meer betreiben können.

Wie sich die Buchungen im Januar entwickeln, ist laut Almer noch unsicher. Jedoch gebe erstmals seit der Coronapandemie wieder viele Schullager, welche Schneesportlehrpersonen von der Skischule buchen.

Fachkräftemangel bei den Bestqualifizierten

Führt der Skischul-Boom auch zu einem Fachkräftemangel bei den Skischulen? Jein, lautet die Antwort der Skischulleiter. Das Interesse am Skilehrerberuf sei gross. Es gebe genügend Anwärterinnen, welche die Grundausbildung machen wollten. Einen Mangel sehen die Skischulchefs jedoch bei der höchsten Ausbildungsstufe, bei den eidgenössisch diplomierten Skilehrpersonen.

So sagt etwa Dierk Beisel aus Engelberg: «Das ist ein schweizweites Thema: Es wird immer schwieriger, hochausgebildete Leute zu finden.» Das liegt laut Beisel mitunter an der Saisonarbeit: Viele seien nicht bereit, für einen Saisonjob eine drei- bis vierjährige Ausbildung zu absolvieren. In Engelberg versucht die Skischule deshalb, vermehrt Personen ganzjährig zu beschäftigen - im Winter in der Schneesportschule, im Sommer in der Bikeschule und im Seilpark. (aargauerzeitung.ch/cpf)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
11.01.2023 08:26registriert Juli 2015
"...diese Unbekümmertheit würde auch den Erwachsenen guttun»..." echt jetzt? Die Kinder sind nur unbekümmert, da sie den Ernst der Lage noch nicht verstehen.
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Der Pinguin
11.01.2023 08:48registriert September 2016
Die Eltern sind einfach froh, ihre Bälger irgendwo unterbringen zu können. Ob die nun auf Grass fahren, ist denen egal, solange sie im Spa ihre Ruhe haben 😅
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insert_brain_here
11.01.2023 08:21registriert Oktober 2019
Ich gehe davon aus die Familienskiferien waren schon lange vor dem warmen Winter geplant und gebucht.
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