Der weisse Pistenstreifen führt über eine grüne Wiese. Solche Bilder gab es in den letzten Wochen zuhauf aus den Skidestinationen. Doch wer glaubt, der Schneemangel habe die Lust am Skifahren getrübt, der irrt. Bei den grossen Schweizer Skischulen brummt das Geschäft. Teilweise sind die Buchungszahlen gar auf Rekordkurs.
So etwa bei der grössten Schneesportschule der Schweiz: der Skischule St.Moritz. Dieses Jahr beschäftigt sie die rekordverdächtige Zahl von 370 Schneesportlehrpersonen. Über die Festtage seien diese sehr gut ausgelastet gewesen, die Buchungen bewegten sich «auf Rekordniveau», wie Geschäftsführer Tiziano Zeller sagt. Auch im Januar sei der Buchungsstand «gut bis sehr gut mit sehr vielen Frühbuchern».
Die Skischule Engelberg, bei der 160 Schneesportlehrpersonen auf der Lohnliste stehen, rechnete nicht mit einem so grossen Andrang. «Wir waren völlig erstaunt», erklärt Skischulleiter Dierk Beisel. Es habe sehr viele kurzfristige Privatbuchungen gegeben, obwohl im Dorf über die Festtage kein Schnee lag. Mit den Skischulklassen, die normalerweise am Anfängerhügel beim Brunni-Lift fahren, habe man auf das Trübsee-Gebiet ausweichen können.
Weniger rosig sind die Aussichten im Januar: Einige Events fallen dem Schneemangel zum Opfer. Auch bei den Buchungen sieht es laut Beisel bislang «sehr mau» aus, was sich mit dem kommenden Schnee aber schnell ändern könne.
Von einer «guten Auslastung» über die Weihnachtshochsaison spricht Dominick Büchler, Geschäftsführer der Schneesportschule Lenzerheide: «Wir hatten etwa 140 Leute morgens und nachmittags im Einsatz - überraschend viele in den zwei Wochen.» Am Vormittag hätte es sogar noch genug Arbeit für zehn weitere Lehrpersonen gegeben. Im Hinblick auf die Sportferien sehe es ebenfalls schon gut aus.
Der Schneemangel habe sich erfreulicherweise nicht sonderlich negativ ausgewirkt. «Wir konnten dank technischer Beschneiung das ganze Angebot in den Kinderländern aufrechterhalten», sagt Büchler. Den Kindern sei es egal, ob es neben der Piste weiss ist oder nicht - «diese Unbekümmertheit würde auch den Erwachsenen guttun».
In Grindelwald sind in dieser Saison bis zu 230 Schneesportlehrpersonen im Einsatz. Wie Skischulleiter Chris Almer erklärt, verlief die Festtagshochsaison sehr zufriedenstellend. Dank Beschneiung habe man «Toppisten» anbieten und auch das Anfängergelände auf gut 1000 Metern über Meer betreiben können.
Wie sich die Buchungen im Januar entwickeln, ist laut Almer noch unsicher. Jedoch gebe erstmals seit der Coronapandemie wieder viele Schullager, welche Schneesportlehrpersonen von der Skischule buchen.
Führt der Skischul-Boom auch zu einem Fachkräftemangel bei den Skischulen? Jein, lautet die Antwort der Skischulleiter. Das Interesse am Skilehrerberuf sei gross. Es gebe genügend Anwärterinnen, welche die Grundausbildung machen wollten. Einen Mangel sehen die Skischulchefs jedoch bei der höchsten Ausbildungsstufe, bei den eidgenössisch diplomierten Skilehrpersonen.
So sagt etwa Dierk Beisel aus Engelberg: «Das ist ein schweizweites Thema: Es wird immer schwieriger, hochausgebildete Leute zu finden.» Das liegt laut Beisel mitunter an der Saisonarbeit: Viele seien nicht bereit, für einen Saisonjob eine drei- bis vierjährige Ausbildung zu absolvieren. In Engelberg versucht die Skischule deshalb, vermehrt Personen ganzjährig zu beschäftigen - im Winter in der Schneesportschule, im Sommer in der Bikeschule und im Seilpark. (aargauerzeitung.ch/cpf)