Gerade jetzt, wo manche von einer Energiekrise sprechen: Seit über einem Jahr produziert der Chapfensee nahe Sargans keinen Strom mehr. Eine Druckleitung ist kaputt, und Betreiber und Handwerker können sich bei der Reparatur nicht einigen. Das Kraftwerk muss nun den Strom teuer einkaufen und schreibt mehrere Millionen Franken Verlust.
Das viertgrösste Kraftwerk des Kantons St. Gallen wurde 1948 in Betrieb genommen und 2018 saniert. Nach der Sanierung wurde festgestellt, dass eine Druckleitung, die das Wasser zur Turbine bringt, defekt ist. Somit ist das Kraftwerk nicht betriebsbereit und steht darum still, doch für die Reparatur aufkommen will niemand. Die Anwälte der betroffenen Unternehmen sowie des Betreibers liegen sich seitdem in den Haaren, mittlerweile liegt der Fall vor dem Handelsgericht.
Warum repariert man nicht einfach und regelt die Finanzierung im Nachhinein? Markus Zai, Geschäftsleiter des Elektrizitätswerk Mels, erklärt sich gegenüber dem SRF:
Es ginge auch um Beweise für den Rechtsstreit, die man mit einer Reparatur vernichten würde. Glücklich mit der Situation ist niemand (ausser wohl die Anwälte), auch nicht die Naturschützer. Corina Del Fabro, Geschäftsleiterin Pro Natura, ist empört: «In der drohenden Energiekrise will man Solar- und Windkraftanlagen in national bedeutende Landschaften bauen. Hier hat man eine Infrastruktur und nutzt sie nicht.» Sie fordert als Sofortmassnahme einen Kredit vom Kanton (oder gar vom Bund), der die Kosten übernehme, die Finanzierung könne man ja im Nachhinein ausdiskutieren.
«Der Kanton», oder besser gesagt der Leiter Wasserkraft des Kantons St. Gallen, winkt ab, wie das SRF berichtet. Man habe keine Kasse für solche Vorhaben. Ausserdem ginge es hier um einen privatrechtlichen Streit, in den sich der Kanton nicht einmischen darf.
Ein bei beschädigten Infrastrukturen üblicher Vorgang, damit weiterer Schaden abgewendet wird und das Objekt wieder raschmöglichst genutzt werden kann. (Brückenauflager im Strassenverkehr, heruntergefallende Deckenverkleidungen im Hallenbad,...)