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Sorgen um Credit Suisse bleiben auch nach SNB-Milliardenhilfe hoch

Sorgen um Credit Suisse bleiben auch nach SNB-Milliardenhilfe hoch

17.03.2023, 14:48
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ZURICH, SWITZERLAND - MARCH 16: The logo of Swiss bank Credit Suisse is seen the day after its shares dropped approximately 30%, on March 16, 2023 at its Oerlikon office building in Zurich, Switzerlan ...
Die Credit Suisse steht zurzeit auf wackligen Füssen.Bild: Getty Images Europe

Die Milliardenhilfe der Schweizerischen Nationalbank für die Credit Suisse hat die Sorgen der Investoren um die angeschlagene Grossbank nur wenig beruhigt. Während der CS-Aktienkurs am Freitag bereits wieder nachgibt, werden Spekulationen um eine Aufteilung des zweitgrössten Schweizer Finanzinstituts lauter.

Die Aufnahme des 50-Milliarden-Kredits durch die Credit Suisse vom Donnerstag hat zumindest kurzfristig etwas Druck von der Bank genommen. Trotz des grossen SNB-«Heftpflasters» blieben die Sorgen aber bestehen, kommentierten etwa die Analysten der US-Investmentbank KBW am Freitag. Am Markt wird insbesondere auf die anhaltend roten Zahlen und die kontinuierlichen Abflüsse von Kundeneinlagen und -vermögen verwiesen.

Die Skepsis der Anleger spiegelt sich auch in der weiteren Entwicklung der Credit Suisse-Aktie. Nach der Erholungsbewegung vom Donnerstag ging es am Freitag mit dem Aktienkurs bereits wieder stark abwärts: Hatte sie noch bei über 2 Franken eröffnet, so lag sie am frühen Nachmittag mit einem Tagesminus von mehr als 9 Prozent noch bei 1.84 Franken.

Weitere Korrekturen

Angesichts der anhaltenden grossen Probleme der traditionsreichen Grossbank wird von Bankanalysten bezweifelt, ob die Credit Suisse ihren Kurs ohne weitere Korrekturen weiterfahren kann. Das Finanzinstitut könnte gezwungen sein, nun noch weitergehende Restrukturierungen vorzunehmen, heisst es bei der KBW.

«Unseres Erachtens ist der Status Quo keine Option mehr», meinte auch der einflussreiche Bankenanalyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan in einem Kommentar. Die Marke 'Credit Suisse' sei mittlerweile in einer anhaltenden Erosion begriffen, warnt er.

Aufspaltung und Verkäufe?

Für die KBW-Analysten ist eine Aufspaltung der Bank und weitere Verkäufe von Firmenteilen «die wahrscheinlichste Lösung». Im Vordergrund steht dabei das noch immer als stark geltende Schweizer Geschäft. Analysten billigen diesem bei einer Abspaltung einen Wert von 10 bis 12 Milliarden Franken zu. Das ist deutlich mehr als der derzeitige Börsenwert der gesamten CS von rund 7.2 Milliarden Franken.

Weiterhin attraktiv bleibe aber auch das CS-Vermögensverwaltungsgeschäft: Trotz der Vermögensabflüsse und zuletzt roten Zahlen sehen die KBW-Experten für dieses einen Wert von gut 9 Milliarden, auch wenn ein Verkauf wohl mit einem deutlichen Abschlag erfolgen müsste. Auch die JPMorgan-Experten verweisen auf die während Jahren starke Performance der Division.

Der «Klotz am Bein» wäre die verlustträchtige Investment Banking-Division (IB). Hohe Kosten für eine völlige Schliessung der IB-Einheiten dürften einem potenziellen Käufer der Grossbank einiges Kopfzerbrechen verursachen. Die KBW-Experten sprechen dem Geschäft einen «negativen Wert» von 11 Milliarden Franken zu.

UBS im Vordergrund

Als mögliche Käuferin zumindest von Teilen der CS steht in den Spekulationen von Analysten und auch in den Medien die Konkurrentin UBS im Vordergrund. Allerdings bräuchte es für einen solchen Schritt die Unterstützung der Schweizer Behörden. Diesen dürfte vor allem der hohe Marktanteil im Inland nach einer Zusammenlegung der beiden Grossbanken Sorgen bereiten. Zudem würde bei einem Zusammenschluss hierzulande wohl ein massiver Stellenabbau drohen.

Ein Börsengang des Schweizer CS-Geschäfts könnten derweil für einen Käufer des Vermögensverwaltungs- und Asset Management-Geschäfts die Transaktion «selbstfinanzierend» machen, rechnen die JPMorgan-Analysten vor. Medien wie etwa «Inside Paradeplatz» reichten auch Szenarien herum, bei denen sich etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Raiffeisen-Gruppe das Retail-Geschäft der Credit Suisse aufteilen könnten.

Offen bleibt allerdings, ob die im Zentrum der Spekulationen stehende UBS überhaupt Interesse an einem Einstieg bei der kriselnden Konkurrentin hätte. Die grösste Schweizer Bank ziehe es vor, sich auf ihre eigene Strategie zu konzentrieren und zögere, Risiken im Zusammenhang mit der Credit Suisse zu übernehmen, berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf informierte Kreise. UBS-Chef Ralph Hamers erklärte Mitte Woche an einer Finanzkonferenz lediglich, dass er «hypothetische Fragen zur Credit Suisse» nicht beantworte. (sda/awp)

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