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Suizidkapsel kommt in der Schweiz bald erstmals zum Einsatz

Suizidkapsel kommt in der Schweiz bald erstmals zum Einsatz

04.07.2024, 18:0804.07.2024, 22:33
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Die Schweizer Suizidkapsel «Sarco» sorgte vor knapp drei Jahren international für Schlagzeilen. Nun steht die Kapsel vor ihrer Premiere: Wie die «NZZ» berichtet, soll im Juli zum ersten Mal ein Patient durch «Sarco» freiwillig sterben. Die Person, die sich dazu entschieden hat, sei bereits in die Schweiz eingereist, heisst es. Die Webseite von Exit Switzerland – der Firma, welche die Kapsel entwickelte – kündigte den ersten Einsatz mit den Worten «Coming soon» und einem Bild der Suizidkapsel an.

Switzerland has legalised the use of 3D-printed coffin-like pods that allows people to end their life. The Sarco suicide pod allows a user to lie down and activate the process themselves within a matt ...
So sieht die Kapsel aus.Bild: www.imago-images.de

«Sarco» gilt als Revolution für Leute, welche sich für den Freitod entscheiden. Die Kapsel wird durch ein 3D-Verfahren gedruckt und funktioniert, im Gegensatz zu den üblicheren Methoden, ohne den Einsatz von Gift. Stattdessen legt sich der Patient oder die Patientin in die Kapsel und löst mit einem Knopfdruck aus, dass Stickstoff reinströmt. In wenigen Sekunden tritt eine sogenannte Hypoxie ein, also ein Sauerstoffmangel im gesamten Körper. Dadurch wird die Person zunächst bewusstlos und stirbt dann laut Angaben des Erfinders Philip Nitschke innert 30 Sekunden. «Es gibt keine Panik, kein Erstickungsgefühl», so Nitschke.

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Kritik nach Hinrichtung

Die Suizidkapsel löste in der Vergangenheit allerdings auch Kritik aus. So stellen einige Experten in Frage, wie schnell der Freitod durch Stockstoff tatsächlich abläuft. Als im Januar in den USA erstmals ein Mörder durch Ersticken mittels Stickstoff hingerichtet wurde, kritisierten Experten der UN dies harsch.

Philip Nitschke (70) will mit seiner Suizidmaschine «Sarco» eine Alternative zur herkömmlichen Sterbehilfe bieten. Schweizer Sterbehilfeorganisationen sind skeptisch.
Erfinder Philip Nitschke.Bild: aargauer zeitung/samuel schumacher

Zeugen hätten berichtet, der Getötete sei mehrere Minuten bei Bewusstsein geblieben, «während er auf der Trage zuckte und sich krümmte, nach Luft schnappte, an den Fesseln zerrte und in langer Agonie heftig zitterte». Nitschke erklärte sich dies damit, dass bei der Hinrichtung eine Maske angewandt wurde, durch welche der Stickstoff in den Körper gelangte. Diese berge das Risiko, dass der Sterbeprozess verlängert werden könnte.

Auch Christian Jackowski, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Bern, sagt gegenüber der «NZZ», der Tod durch Sauerstoffmangel sei ein «eher angenehmer». Zentral sei, dass der Behälter, der den Kopf oder den Körper einer sterbewilligen Person umgibt, ein Volumen von mindestens fünf bis zehn Litern habe. Dadurch könne der Körper den Stickstoff gut aufnehmen. Diese Bedingung wird durch «Sarco» erfüllt. (dab)

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163 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
04.07.2024 19:11registriert November 2016
Ich bin dafür dass man die auch benutzen kann ohne unheilbar krank zu sein. Was wenn man einfach keine Lust auf all den Scheiss hier hat? Ist doch gut wnn man nicht einen Lockführer traumatisieren muss.
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MRDL
04.07.2024 19:11registriert August 2020
Ich hoffe die Maschine funktioniert gut und die Kunden sterben rasch.
Ich denke jede und jeder, der sich bei Exit anmeldet hat sich dies mehr als gut überlegt. Finde das Angebot wichtig und richtig - lieber so als dass Unbeteiligte die Sauerei (Brücke/Zug/Bach/Kopfschuss) nach einem Suizid wegschaffen müssen.
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Charalar (neuro-untypisch)
04.07.2024 18:38registriert April 2015
Das klingt nach einer humanen Methode, wenn jemand sich das Leben nehmen möchte. Nichts schlucken, keine Übelkeit, kein Brennen in der Lunge - ein sanftes Einschlafen.
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