Schweiz, 1945:
Geschaffen wurde dieses Plakat vom Basler Illustrator Donald Brun (1909–1999) für die PTT. Seit 1921 bestand die Telefonauskunft, die bis in die 80er-Jahre die Nummer 11 trug, dann eine weitere 1 bekam und 2006 schliesslich durch Bundesratsbeschluss eingestellt wurde. Der Fernmeldemarkt sollte liberalisiert werden. Heute bieten diverse Anbieter telefonische Auskünfte, von der Nummer 1801 über 1818 bis hin zur 1899.
Die als fast allwissend geltenden Telefonistinnen am anderen Ende erteilten nicht nur Adressauskünfte, sie waren das lebendige Internet und lösten die Wasch- und Kochprobleme von Müttern, die Mathematikaufgaben von Schülern, lotsten verwirrte Männer in Echtzeit durch die Strassen. Und um Weihnachten herum hörten sie einsamen Menschen zu. Anfangs waren sie dafür mit Telefonbüchern, Nachschlagewerken, Landkarten, Stadtplänen, Tageszeitungen und ihren vifen, durch den anspruchsvollen Beruf trainierten Gehirnen bewaffnet – und später dann mit Computern.
Luzern, 1970er:
Jedes Jahr, wenn die Jagdsaison im Februar oder März sich dem Ende zuneigte, trafen sich die Jäger auf Märkten, um ihre Fuchs-, Marder- und Dachsfelle einer interessierten Käuferschaft feilzubieten.
Flumserberg, St.Gallen, 1927:
Die Botschaft auf der Postkarte lautet:
Kaiseraugst, Aargau, 1975:
Diese Frage stellt eine Art atomverseuchte Vogelscheuche, welche die Atomkraft-Gegner:innen auf dem Baugelände des geplanten AKW Kaiseraugst aufstellten.
Der Verein Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst (NAK) vereinte die Kräfte des noch unorganisierten und zersplitterten Haufens der Kernenergie-Gegner:innen und ging mit allen politischen und rechtlichen Waffen gegen das Projekt vor: Beschwerden, Einsprachen, Initiativen, Interpellationen, Motionen und öffentlichen Infoveranstaltungen. 1973 versuchten sie es mit einer Sammelklage der Gemeinden Basel, Kaiseraugst und Rheinfelden beim Bundesgericht in Lausanne – und erhielten eine Absage. Sie seien nicht zur Beschwerdeführung gegen das Bauvorhaben legitimiert, die alleinige Bewilligungsinstanz in dieser Sache sei gemäss Verfassung und Atomgesetzgebung der Bund allein.
Was nun?
Alle legalen Mittel waren ausgeschöpft, nicht aber der Durchhaltewille der Atomkraft-Gegner:innen. Sie schlossen sich zur Gewaltfreien Aktion Kaiseraugst (GAK) zusammen. Die lange Besetzungsgeschichte des Baugeländes begann mit zwölf Aktivist:innen im frostigen Dezember desselben Jahres. Auf Strohballen hockend, umgeben von ihren Plakaten, sprachen sie mit den ansässigen Leuten, die bald damit begannen, sie mit Essen und Getränken zu versorgen.
Der Widerstand wuchs. Um die Aushubarbeiten zu behindern, blockierten die AKW-Gegner:innen Zufahrtsstrassen und setzten sich im winterlichen Matsch vor die Lastwagen. Es nützte.
Die GAK erhielt Unterstützung aus den verschiedensten Ecken der Schweizer Bevölkerung für ihren Kampf um demokratisches Mitspracherecht beim Bau eines Kernkraftwerks. Rund 16'000 Leute versammelten sich zur Kundgebung auf dem Gelände.
Ihr ziviler Ungehorsam schaffte es in die Presse, was der Bewegung noch mehr Aufmerksamkeit und noch mehr Unterstützung einbrachte.
Ein vorläufiger Baustopp und Verhandlungsgespräche mit den Projekt-Verantwortlichen waren die Früchte der elfwöchigen Besetzung. Dann kam die vom Volk angenommene Revision des Atomgesetzes, das nun beim Bau eines Kernkraftwerks eine Rahmenbewilligung und einen Bedarfsnachweis verlangte.
Die Rahmenbewilligung fürs AKW-Projekt in Kaiseraugst wurde erteilt – also gingen die Proteste in den 80ern weiter.
Dann, nach 18 Jahren Widerstand, begrub der Bund 1987 schliesslich das Bauvorhaben. Zu viel Gegenwind, zu viele wirtschaftliche Nachteile und technische Hürden. Zuletzt hatte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 dem Projekt den Todesstoss versetzt.
Der Gesamtverlust des Betreibers, der Kernkraftwerk Kaiseraugst AG, wurde vom Bundesrat auf 1,1 bis 1,3 Milliarden Franken geschätzt. Die eidgenössische Entschädigung für die betroffenen Unternehmen belief sich auf 350 Millionen Franken.
Schweiz, 1965:
«Es ist eine kleine Minderheit, aber es gibt sie – die strickenden Männer der Schweiz» – so verheisst die Fotoreportage, welche jene raren Exemplare für die Ewigkeit festgehalten hat.
Lauerzersee, Schwyz, 1930er-Jahre:
Die Brauerei Wädenswil in Zürich – Konkurs gegangen im Dezember 2024 – braucht Eis, um ihr Bier im Sommer anständig kühlen zu können.
Dazu schlagen die Arbeiter erst mit langen Eisenkanten Furchen ins Eis, sägen dann Blöcke heraus und ziehen diese mit ihren Hakenstangen aus dem Wasser, um sie schliesslich im Schuppen einzulagern.
Romont, Freiburg, 1971:
«Les Pleureuses» sind zu Deutsch Klageweiber. Diese hier ziehen am Karfreitag mit ihren schwarzen Kutten und Schleiern durch die Strassen von Romont, um des Leidenswegs und der Kreuzigung Jesu zu gedenken.
Die Vorderste trägt das Kreuz, die anderen führen auf Kissen die Marterwerkzeuge mit, welche die Evangelien bei der Kreuzigung Christi erwähnen: Die Dornenkrone, welche die römischen Soldaten dem «König der Juden» aufgesetzt hatten, um so die messianische Hoffnung der Jünger zu verhöhnen. Die für die nachfolgende Folterung genutzte Rute und Geissel sowie die Nägel, die ihm durch die Handflächen getrieben wurden, als man ihn ans Kreuz schlug.
Und schliesslich darf auch das Schweisstuch Christi nicht fehlen, das die heilige Veronika laut christlicher Überlieferung Jesus auf seinem Weg zur Kreuzigungsstätte in Golgota reichte, um Schweiss und Blut von seinem Antlitz zu wischen. Dabei soll sich sein Gesicht auf wundersame Weise auf dem Stoff als sogenanntes Veronikabild eingeprägt haben.
Es existieren noch vier weitere solche als Reliquien verehrte Textilien, die den Anspruch erheben, das wahre Antlitz Jesu Christi zu zeigen: Der Schleier von Manoppello, das Bluttuch von Oviedo, das Abgar-Bild und das Turiner Grabtuch, das in der Grabtuchkapelle des Turiner Doms aufbewahrt wird. Für Gläubige ist letzteres das Tuch, in dem Jesus von Nazareth nach der Kreuzigung begraben wurde. Es zeigt ein Ganzkörper-Bildnis der Vorder- und Rückseite eines Menschen. Obwohl der Leinenstoff mit einem wissenschaftlichen Aufwand ohnegleichen untersucht wurde, ist seine Echtheit nie bewiesen worden und auch die katholische Kirche hat sich dazu nicht offiziell geäussert.
Strandbad Mythenquai am Zürichsee, 1931:
Strandbad von Weggis am Vierwaldstättersee, Luzern, 1931:
Schweiz, 1946:
Der Basler Künstler Donald Brun hat nicht nur für Schuhunternehmen gearbeitet ...
Schweiz, 1946:
Das von Brun gestaltete Plakat mit der Nein-Parole zur Einführung des Frauenstimmrechts.
Es wurde damals mit grosser Mehrheit abgelehnt und auf Bundesebene erst 1971 eingeführt.
Wald, Bern, 1949:
Arollagletscher, Wallis, 1941:
Hochgebirgssoldaten der Schweizer Armee lassen ihre Brieftauben fliegen: Sie sollen General Henri Guisan eine 1.-August-Botschaft überbringen.
Bevor sie losfliegen, werden die Tiere aber noch ordentlich verabschiedet:
Schweiz, 1965:
Ha, da ist noch einer!
Schweiz, 1990:
Am 18. August flimmert die Ziehung der Schweizer Lotto-Zahlen über den Fernsehschirm: 3,7 Millionen Scheine wurden abgegeben; entsprechend hoch ist die Einschaltquote.
Lindenhof, Zürich, 1942:
Zum Anlass einer Tagung des Militärischen Frauenhilfsdienstes (FHD) nehmen Mitglieder Aufstellung auf dem Lindenhof.
Der FHD wurde nach der Mobilmachung 1939 ins Leben gerufen. Er hielt nicht mehr nur zivile Aufgaben wie Kriegswäscherei oder Soldatenfürsorge für die Frauen bereit, sondern betraute sie auch mit militärischen Tätigkeiten: Sie bekamen die Möglichkeit, sich in den Bereichen Gesundheit, Verwaltung, Übermittlung, Transport, Motorwagendienst, Fliegerbeobachtung, Küche, Feldpost und Brieftaubendienst einzubringen.
Im Mai 1945 hatte der FHD 17'000 Mitglieder. Total wurden während des Krieges 3'695'476 Diensttage durch weibliche Angehörige geleistet, und es standen permanent mindestens 3000 Frauen gleichzeitig im Einsatz.
Basel, 1945:
Schon wieder ein Basler Künstler! Dieses Mal handelt es sich um Peter Birkhäuser (1911–1976).
Na, wenn solche Tricots bloss mal von der Schweizer Nati getragen würden ...
Münsterhof, Zürich, 1946:
Winston Churchill, der ehemalige britische Ministerpräsident und damalige Oppositionsführer der Konservativen Partei – er hatte die Wiederwahl verloren –, besuchte die Schweiz. Die ersten Tage verbrachte er am Genfersee, um zu malen. Bewacht von 20 Waadtländer Polizisten, die jeden Tag Berge von Briefen und Geschenken anschleppten, welche die Schweizer Bevölkerung ihrem Ehrengast zukommen liessen. Man sah Churchill als Retter Europas in den dunkelsten Stunden des Jahres 1940 – und überhäufte ihn mit Blumen, Zigarren und Zigarrenschneidern, Büchern, Wein, Schnaps, Champagner, Kuchen, Schokolade, Fotos, Bildern, Keramikgegenständen, Angelhaken, Postkarten, Früchten, Konfitüren, Honig, Sirup, Messerschärfern, Liedern (Noten und Text), Schlüsselringen, Taschentüchern, Notizpapier und Porzellan. Eine Puppe, eine Uhr, eine Fischerrute, ein Emmentaler (inklusive Anleitung zur Aufbewahrung), eine Hirtenkappe und ein Silber-Aschenbecher waren auch dabei.
Als er dann am 19. September wie in einem Triumphzug durch die Stadt zog, füllten die begeisterten Kinder (sie hatten frei bekommen), Frauen und Männer dem Kriegspremier die offene Limousine mit Blumen.
Bevor er dann seine Rede auf dem rappelvollen Münsterhof hielt, wandte er sich in der Aula der Universität Zürich an die akademische Jugend der Welt. Mit dem Aufruf «Let Europe Arise!» forderte er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Zusammenschluss der europäischen Staaten, um eine Wiederholung jener Tragödie zu vermeiden:
«Ich werde nun etwas sagen, das Sie in Erstaunen versetzen wird. Der erste Schritt zur Wiederherstellung der europäischen Familie muss eine Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland sein. Nur so kann Frankreich die moralische und kulturelle Führung Europas zurückgewinnen. Es kann keine Wiederbelebung Europas ohne ein geistig grosses Frankreich und ein geistig grosses Deutschland geben. Die Struktur der Vereinigten Staaten von Europa wird, wenn sie gut und wahrhaftig aufgebaut ist, die materielle Stärke eines einzelnen Staates weniger wichtig machen. Kleine Nationen werden genauso viel zählen wie grosse und ihre Ehre durch ihren Beitrag zur gemeinsamen Sache erlangen.»
Und weiter:
Emmental, Bern, 1920er-Jahre:
Um Gold zu suchen, muss man nicht allzu weit gehen: In den Bächen des Emmentaler und Luzerner Napfgebiets findet sich Gold, wenn auch nicht in rauen Mengen, aber doch genug, dass das Goldwaschen bis ins frühe 20. Jahrhundert als Nebenerwerb von Taglöhnern betrieben wurde.
Dann ging es vergessen, bis in den 70ern das Interesse an der Goldsuche wieder neu erwachte. Nicht mehr zu Erwerbszwecken, mehr zur Erholung und Freude.
Wer mehr über die Tradition erfahren will: Ab ins Helvetische Goldmuseum auf Schloss Burgdorf!
Schweiz, 1965:
Die Freude ist gross, es wurde gar ein drittes Exemplar dieser raren Spezies entdeckt!
Göschenen, Uri, 1937:
Ein Tunnelwärter macht sich mit seiner Laterne auf in den Gotthardtunnel. Seit seiner Eröffnung vor über 143 Jahren wird die Strecke des Bahntunnels zwischen Göschenen und Airolo regelmässig von Streckenwärtern kontrolliert.
Schweiz, 1914–1918:
Am 4. August 1914 verkündete der Bundesrat den Kriegsmächten die Neutralität, die gemäss dem Haager Abkommen folgende Rechte und Pflichten für die Schweiz beinhaltete: Selbstverteidigung, Gleichbehandlung der Kriegsführenden, keine Söldner für die Kriegsparteien, keine Zurverfügungstellung des Territoriums für die Kriegsparteien.
Die Neutralität und das damit einhergehende, militärisch gesicherte Territorium Schweiz waren beiden Kriegsparteien willkommen, denn es bot ihnen Flankenschutz.
Dottikon, Aargau, 1969:
Im Freiämter Sprachgebrauch wird es das «Unglück» genannt.
In der «Pulveri», der Sprengstoff-Fabrik, die auf dem freien Feld zwischen Dottikon und Villmergen in sicherem Abstand zu den Dörfern stand, war in 50 Jahren bereits 4 Mal ein bisschen etwas hochgegangen. Unfälle passieren schliesslich überall. Katastrophen nicht.
Nicht hier. Bis sie dann doch passierte.
Der schöne Freiämter Frühlingsmorgen des 8. April 1969 wurde um 07.17 Uhr erschüttert durch eine gewaltige Detonation. Eine schwarze Rauchsäule stieg mehrere hundert Meter hoch in den Himmel – die Pulveri war explodiert. Und mit ihr wurden Gebäude im Umkreis von mehreren Kilometern beschädigt, Fensterscheiben waren rausgeflogen und zum Geläute der Kirchenglocken und den Sirenen der Rettungskräfte strömten die Menschen aus ihren Häusern, um zu sehen, was geschehen war.
Dort, wo die Nitrieranlage gestanden hatte, war nur noch ein riesiges Loch.
Gegen Abend wusste man: 15 Menschen waren gestorben, über 40 verletzt, und einige wurden noch immer vermisst.
Der katholische Pfarrer aus Wohlen und die reformierte Pfarrerin aus Ammerswil überbrachten den Hinterbliebenen die Todesnachrichten. Der «Blick» brachte am Folgetag eine Bildstrecke mit den abtransportierten Verletzten und Toten.
Am Ende wurden 18 Menschen zu Grabe getragen. Warum das TNT/Dinitrotoluol-Gemisch genau explodiert war, wusste auch nach den Untersuchungen niemand. Eine Fehlmanipulation? Schuldige gab es keine.
Es war ein Unglück.
Ist es möglich?!? Bereits der vierte!
Schweiz, um 1910:
Leider wissen wir nicht, wo das ist, aber sicher ist: Diese drei Bergsteiger durchqueren ein Gletscherfeld ohne Seil.
Schweiz, 1970er:
Am Fluss rumliegen und Musik hören – ausser dem Tonträger hat sich hier nicht viel verändert.
Man beachte aber, wie ordentlich er sein Hab und Gut hingestellt hat. Littering hat dieser junge Mann sicher nicht betrieben!
Schweiz, 1940–1945:
Der Krieg brachte der Schweiz einen Nahrungsmittel- und Rohstoffmangel. Denn die Versorgung des Landes mit Energie und Essen hing zu 40 Prozent von Importen ab.
Damit die Versorgung der Bevölkerung dennoch gewährleistet werden konnte, ergriff der Bundesrat Massnahmen zur wirtschaftlichen Landesverteidigung und stellte die wichtigen Wirtschaftszweige unter Staatsaufsicht.
Irgendwo in den Bergen, um 1910:
Der Herr mit der Sonnenbrille scheint's draufzuhaben, von zwei Seiten wird seine Lismete bewundert, während der Mann links aussen einfach nur glücklich ist mit seinem Machwerk.