Schweiz
Zürich

Gericht in Winterthur verurteilt 79-Jährigen wegen Mordes

79-Jähriger ermordete Frau von Enkel in Winterthur – verurteilt

11.01.2024, 17:34
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Zuercher Obergericht am Dienstag, 24. Maerz 2015. Am 28. August 2013 sprach das Bezirksgericht Winterthur jenen Mann des Mordes schuldig, der im Winterthurer Hotel Krone seinen 5-jaehrigen Sohn getoet ...
Das Bezirksgericht Winterthur.Bild: KEYSTONE

Das Bezirksgericht Winterthur hat einen 79-jährigen Serben des Mordes schuldig gesprochen. Er hatte die 32-jährige Ehefrau seines Enkels getötet, weil sie sich scheiden lassen wollte. Das Gericht verurteilte ihn dafür zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren.

Zusätzlich zur Freiheitsstrafe verhängte das Gericht am Donnerstag bei der Urteilseröffnung in Winterthur ZH einen Landesverweis von 15 Jahren. Hinzu kommen Genugtuungsforderungen verschiedener Angehöriger des Opfers. Insgesamt geht es um über 300'000 Franken.

Für das Gericht handelte es sich bei der Tat, die sich im Februar 2021 in einer Wohnung in Winterthur ereignete, um «eine eigentliche Hinrichtung», die ganz klar als Mord zu qualifizieren sei. Der Beschuldigte habe eine unglaubliche Kaltblütigkeit an den Tag gelegt und sich als Herrscher über Leben und Tod aufgespielt.

Beschuldigter machte Notwehr geltend

Die vom 79-jährigen Grossvater geltend gemachte Notwehrsituation sah das Gericht als widerlegt an. Der Angeklagte hatte behauptet, er habe auf die Frau geschossen, weil sie ihn mit einem grossen Messer angegriffen habe.

Das Gericht hielt dies aufgrund des Schusswaffengutachtens für unrealistisch. Der Angeklagte habe auf sein Opfer geschossen, als dieses auf dem Sofa sass.

Obwohl das Gericht keine lebenslängliche Freiheitsstrafe aussprach, dürfte es für den Verurteilten aufgrund seines fortgeschrittenen Alters darauf hinauslaufen. «Für das Gericht gibt es keinen Grund, auf Ihren Gesundheitszustand oder Ihr Alter Rücksicht zu nehmen», sagte der Richter in der Begründung des Urteils. Man habe ihn nur deshalb nicht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, weil noch schlimmere Verbrechen denkbar seien.

Mit Revolver in die Schweiz eingereist

Der Rentner war am 13. Februar 2021 mit einem Revolver in die Schweiz eingereist. Drei Tage später suchte er die Frau unangemeldet in ihrer Wohnung in Winterthur auf. Nachdem sie ihm einen Kaffee serviert hatte, schloss er die Tür ab, griff zur Waffe und erschoss sie mit sechs gezielten Schüssen. Die 19 Monate alte Urenkelin des Mannes war bei der Tat anwesend.

Das Opfer und der Enkel des Angeklagten waren seit Ende 2007 verheiratet. Im Jahr 2020 reiste die Frau ohne Einverständnis ihrer Familie von Serbien in die Schweiz, liess sich in Winterthur nieder und reichte die Scheidung ein.

Die Staatsanwaltschaft forderte im Prozess eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Der Mann habe die Frau seines Enkels buchstäblich aus dem Weg räumen wollen, weil sie sich nicht seinen Wertvorstellungen entsprechend verhalten und damit in seinen Augen die Familienehre beschmutzt habe.

Der Verteidiger plädierte auf einen Freispruch. Sein Mandant sei lediglich wegen Verstosses gegen das Waffengesetz zu einer Geldstrafe zu verurteilen.

Der Entscheid des Bezirksgerichts Winterthur ist noch nicht rechtskräftig. Er kann an das Zürcher Obergericht weitergezogen werden.

(sda)

Update folgt ...

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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bambii
11.01.2024 17:53registriert September 2021
Unglaublich. Eine solche Geschichte macht wütend und traurig gleichermassen. Jetzt zahlen die schweizer Steuerzahler auch noch seinen Gefängnisaufenthalt und sämtliche medizinische Versorgung, welche im Alter anfallen. Den Landesverweis wird er wohl nicht mehr erleben und auch nicht stören. Was ist mit der Urenkelin geschehen? Sie tut mir unendlich leid. Hoffe ganz fest für sie, dass sie bei der Familie der Mutter ist und nicht beim Vater oder dessen Familie und mit solchen Wertvorstellungen aufwachsen muss.
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petitcycliste
11.01.2024 20:18registriert September 2023
"Sein Mandant sei lediglich wegen Verstosses gegen das Waffengesetz zu einer Geldstrafe zu verurteilen." Was ist den das für ein Witzbold von einem Anwalt?
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Chalbsbratwurst
11.01.2024 17:47registriert Juli 2020
Und jetzt können wir alle für ihn bezahlen bis er im Knast stirbt.
(ca.300.- bis 500.-/Tag also ca. 150'000.-/Jahr)

Ihn so glasklaren Fällen, mit so viel Kaltblütigkeit und so niedrigen Beweggründen, wünscht man sich schon fast die Todesstrafe zurück (mit Betonung auf "fast").
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