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How to Sell Drugs Online (fast) bei Netflix: Der Dealer steht in der Tür

«How to Sell Drugs Online (Fast)» bei Netflix: Und plötzlich steht der Dealer in der Tür
Bild: btf gmbh

«How to Sell Drugs Online (Fast)» bei Netflix: Und plötzlich steht der Dealer in der Tür

04.06.2019, 15:59
Toni Lukic / watson.de
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Es war einer der spektakulärsten Fälle in der Geschichte der Online-Kriminalität: Über die Internet-Drogenbörse «Shiny Flakes» verkaufte der Leipziger Maximilian S. von seinem Kinderzimmer aus eine Tonne Drogen. Amphetamin, LSD, Kokain, Haschisch, Heroin – die Produktpalette war endlos. Im Februar 2015 flog der damals 19-Jährige auf und musste später für sieben Jahre ins Gefängnis.

Diese und ähnliche Internet-Drugkingpin-Geschichten nutzte die «Bild und Tonfabrik» (BtF), die auch Jan Böhmermanns «Neo Magazin Royale» produziert, als Inspiration. Die Drehbuchautoren Sebastian Colley, BtF-Geschäftsführer Philipp Kässbohrer und Autor Stefan Titze («Podcast-Ufo») nutzten den (Achtung!) Stoff, um die Serie «How to sell Drugs online (fast)» zu schreiben.

«How to Sell Drugs Online (fast)» ab 31. Mai 2019 auf Netflix

Wir haben mit Kässbohrer und Titze über «Shiny-Flakes»-Gründer Maximilian S. und die vermeintliche Parallelwelt Internet gesprochen.

Habt ihr vor dem Drehbuchschreiben mit Teenagern gesprochen, damit ihr euch nicht, was Sprache und Duktus angeht, in die Nesseln setzt?
Stefan Titze: Ich glaube, das ist der einzige Grund, warum ich beim Schreiben dabei war, weil ich der Generation Z angehöre. Zumindest so halb. Mein Abitur ist immerhin nur sechs Jahre her.
Kässbohrer: Stefan ist der jüngste Mensch, den wir persönlich kennen.
Titze: Es hat sich dann aber als Fehler herausgestellt, nur auf mein Wissen zu vertrauen. Die Kids kommunizieren inzwischen schon wieder ganz anders als wir vor sechs Jahren. Also mussten wir doch viel recherchieren und mit echten Teenagern sprechen. Dabei haben wir gemerkt, dass diese inzwischen unglaublich reflektiert mit Inhalten im Internet umgehen. Dass Bilder auf Snapchat nach 24 Stunden verschwinden, ist ja ein Resultat dessen.

Stimmt es, dass Maximilian S. euch beim Dreh besucht hat?
Kässbohrer: Als die Pressemitteilung raus ging, dass Netflix die Serie beauftragt hat, kam das auch bei ihm an und er dachte: «Bei denen schaue ich doch mal vorbei.» Er war inzwischen im offenen Vollzug und hatte einen Gerichtstermin in Köln. Also stand er plötzlich vor der Tür.

Das war kurz vor dem Dreh und es war spannend herauszufinden: Ist das jetzt ein Krimineller, der zufällig an IT-Wissen gekommen ist oder ist er ein Nerd, der sich für seinen Internet Start-Up das falsche Genre ausgesucht hat?

«How to Sell Drugs Online (Fast)» bei Netflix: Und plötzlich steht der Dealer in der Tür
Bjarne Mädel (links) spielt einen Drogendealer, der mit den beiden Jungs gemeinsame Sache macht.Bild: btf gmbh

Und was von beidem war es?
Kässbohrer: Zweiteres. Seine Motivation war uns durchaus vertraut. Wir sassen ja alle selbst mal mit unseren Aldi-Computer im Kinderzimmer mit dem Wunsch, die Welt zu verändern. Gott sei Dank haben wir uns damals fürs Filmemachen entschieden.
Titze: Genau eine Entscheidung hat uns also vor dem Gefängnis bewahrt.

Hat er denn ausgeblendet, dass er etwas komplett Kriminelles da tut?
Kässbohrer: So tief sind wir nicht vorgedrungen, sondern haben eher darüber abgenerdet, mit welcher Technik er seinen Clearweb-Shop abgesichert hat. Ich glaube aber, dass sich das Ganze eher schleichend entwickelt hat. Er hat sich vermutlich nicht gedacht: «Heute mache ich was Kriminelles.» Das ist das Tückische an der Internet-Kriminalität. Die Anonymität verleitet Menschen, Dinge zu tun, die sie niemals im realen Leben tun würden. Egal ob Hatespeech, Volksverhetzung oder eben Drogenhandel.
Titze: Ein grosses Thema der Serie ist diese Internet-Parallelwelt, in der wir neuerdings leben. Die fühlt sich zunächst nicht so real an. Unser Protagonist muss nach und nach feststellen, dass seine Entscheidungen in der virtuellen Welt genauso Konsequenzen nach sich ziehen, wie seine Entscheidungen in der realen Welt.

«How to Sell Drugs Online (Fast)» bei Netflix: Und plötzlich steht der Dealer in der Tür
Die Drehbuch-Autoren Philipp Kässboher und Stefan Titze.Bild: btf gmbh

Auch wenn eure Protagonisten physisch in der Schule sind, hat man das Gefühl, dass sie sich eigenständig vernetzen, bilden und ihr eigenes Business machen. Wie weit ist denn die Institution Schule bei Medienkompetenz hinterher?
Kässbohrer: Da klafft ein tiefer Graben. Den Schülern bei der Abiturprüfung das Handy wegzunehmen, löst natürlich kein Problem. Das ist Symptombekämpfung. Medienkompetenz muss dagegen von Anfang an gelehrt werden.

Das ist aber kein Problem von Schulen, sondern eine generelle gesellschaftliche Herausforderung. Ein Generationenkonflikt, der kaum vermittelbar ist. Dafür muss man sich nur die Position von AKK in der aktuellen Debatte um Rezo anschauen.

Titze: Wir haben jedenfalls grossen Spass daran, Eltern mit der Serie ein bisschen Angst einzujagen. Die meisten Eltern wissen ja heutzutage schon von den Möglichkeiten und Gefahren im Internet. Wir wollten zeigen, dass alles noch viel schlimmer ist. Ja, eure Kinder können extrem viel Cooles im Internet anstellen, sind aber auch nur ein paar Klicks davon entfernt, einen internationalen Drogenshop zu eröffnen.

Im Netz findet das alles parallel statt, deswegen ist Medienaufklärung so entscheidend. Die Schwester des Protagonisten ist süchtig nach Likes, so wie andere nach Drogen. Da prallt die Virtualität wieder aufs wahre Leben.

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5 Kommentare
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Devante
04.06.2019 17:07registriert Mai 2014
ganz geile serie, in einem rutsch die ganze 1. staffel durch. sehr zu empfehlen. Freue (hoffe) auf staffel 2....und zwar schnellstmöglich BITTE!
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Neruda
04.06.2019 20:10registriert September 2016
Wenn ich jeweils das Wort Duktus lese, weiss ich umgehend, dass der Text von einem Deutschen geschrieben wurde 😁
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