Einige der Resultate der Eishockey-WM, die derzeit in der Slowakei stattfindet:
🇨🇭 Schweiz – 🇮🇹 Italien 9:0
🇬🇧 Grossbritannien – 🇨🇦 Kanada 0:8
🇷🇺 Russland – 🇦🇹 Österreich 5:0
🇺🇸 USA – 🇫🇷 Frankreich 7:1
🇮🇹 Italien – 🇸🇪 Schweden 0:8
🇳🇴 Norwegen – 🇸🇪 Schweden 1:9
Das waren Kantersiege, aber natürlich gab es auch knappe Resultate. So wie gestern der mitreissende 6:5-Erfolg von Kanada über die Slowakei, mit dem Siegtor zwei Sekunden vor dem Ende. Doch darum geht es hier nicht.
Kurze Rückblende. «Wind of Change» war 1991 die Nummer eins der Jahres-Hitparade. Die Ballade der deutschen Band Scorpion wurde zum Soundtrack des politischen Weltgeschehens: Die beiden Deutschland vereinigten sich, die Sowjetunion löste sich auf, der Eiserne Vorhang fiel.
Auch im Eishockey wehte 1991 ein Wind der Veränderung. Es war das letzte Jahr, in dem der Weltmeister aus bloss acht Teams ermittelt wurde. 1992 waren erstmals zwölf Nationen dabei und bereits 1998 wurde das Teilnehmerfeld auf 16 Mannschaften aufgestockt. Dabei blieb es bis heute.
Diese zwei Jahrzehnte haben uns gezeigt: Es gibt keine 16 Nationen auf dieser Welt, in denen Eishockey einen hohen Stellenwert geniesst. In weiten Teilen der Welt ist das unberechenbare Spiel auf rutschiger Unterlage bloss ein Randsport. Bei der «Gazzetta dello Sport» ist noch niemand in Panik geraten, weil Italien so schlecht ins Turnier gestartet ist.
Es ist zwar nicht ganz so krass wie im Unihockey, wo in der Geschichte des Sports erst fünf Nationen WM-Medaillen gewonnen haben (Schweden, Finnland, die Schweiz, Tschechien und Norwegen). Aber auch im Eishockey haben sich die sieben besten Nationen (Kanada, Schweden, Russland, die USA, Finnland, Tschechien und die Schweiz) vom Rest abgesetzt. In den Gruppenspielen des aktuellen Turniers scheint die einzige offene Frage zu sein, ob es in der Gruppe A WM-Gastgeber Slowakei oder der sensationelle Olympia-Zweite Deutschland in die Viertelfinals schafft.
8 Teams? 12 Teams? 16 Teams?
Was ist die richtige Teilnehmerzahl?
Das Bestreben des internationalen Eishockeyverbands IIHF ist klar: Er will, dass sein Sport in möglichst vielen Ländern ein Thema ist. Und das geht am besten, wenn diese Länder an der A-WM mitspielen.
Andererseits macht sich die IIHF keinen Gefallen, wenn Teams wie Aufsteiger Italien inferior untergehen und in den ersten beiden Spielen – okay, Gegner waren der Weltmeister (Schweden) und der Vizeweltmeister (Schweiz) – knapp am Stängeli vorbei schlittern, ohne selber zu treffen. In mancher Szene fehlte nicht viel für einen Torerfolg, doch es fehlte eben etwas.
Das ist schlechte Werbung für den Eishockeysport und führt zum Gedanken, dass weniger Teams vielleicht besser wären. Doch das ist zu kurz gedacht. Gerade das Beispiel Grossbritannien zeigt, dass es sich lohnt, mehr Teams eine Chance zu geben.
Das Eishockey ist auf den britischen Inseln im Aufschwung, was in den letzten Jahren in der Champions Hockey League festzustellen war. In dieser Saison schlug der SC Bern die Cardiff Devils zwei Mal nur 3:2, einmal zwangen die Waliser den Schweizer Grossklub in die Verlängerung. Der HC Davos verlor schon mal in Cardiff, wie auch Bern bei den Nottingham Panthers.
Nun sind diese Spieler aus der Elite Ice Hockey League erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder an der A-WM dabei. Es ist eine Belohnung für die Arbeit, die Verband und Klubs in den letzten Jahren geleistet haben. Und Ansporn, weiter Gas zu geben, um sich in der erweiterten Weltspitze zu etablieren und Schritt für Schritt noch besser zu werden.
Dabei hilft Teams wie Grossbritannien der Blick zurück auf die Vergangenheit der Schweiz. Die Nati war eine klassische Liftmannschaft: Immer auf der Schwelle zwischen A- und B-WM. Mal stieg man auf, dann wieder ab. Ein Hamster gefangen im Rad.
Erst seit der Aufstockung auf 16 Teams (und mit der Ankunft von Ralph Krueger als Nationaltrainer) gehört die Schweiz ununterbrochen zur ersten Gilde. Der lange Weg zum Gipfel kulminierte im Gewinn der Silbermedaillen an den Weltmeisterschaften 2013 und 2018. Längst geht es für die Schweiz nicht mehr darum, den Abstieg zu verhindern. Stattdessen sprechen die Protagonisten offen vom Ziel, zum ersten Mal den Titel zu erringen.
Dänemark ist ein anderes Beispiel dafür, dass eine WM mit 16 Teams sinnvoll sein kann. Die Dänen sind seit 2003 ohne Unterbruch erstklassig, zwei Mal stiessen sie in die Viertelfinals vor (2010 und 2016). Im vergangenen Jahr trugen sie eine stimmungsvolle WM aus, die zeigte: Eishockey lebt auch ausserhalb der grossen Nationen.
Für das Wohl des Eishockeysports muss man die einseitigen Gruppenspiele mit teils deutlichen Resultaten wohl in Kauf nehmen. Denn es kann nur im Sinne des Sports sein, wenn immer mehr Nationen immer konkurrenzfähiger werden.
Banausen ;-)
Die Schweiz als Top-7 Nation zu bezeichnen, finde ich ein bisschen gewagt. Man hat sich gesteigert ohne Zweifel. Aber deshalb sind wir nicht plötzlich in einer anderen Kategorie als Deutschland oder die Slowakei. Das Spiel gegen Lettland hat dies durchaus gut aufgezeigt (umso schöner konnte man gewinnen).
Und es stimmt hoffnungsvoll.